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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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ausreden lassen.« Und als niemand widersprach, bat er March: »Berichtet der Reihe nach, wenn Ihr so gut sein wollt.«
    »Und steht endlich auf«, knurrte der König. »Lasst uns Euer Gesicht sehen, während Ihr meine Freunde bezichtigt.«
    March kam auf die Füße und schaute in die dunklen Augen, deren Blick mit einem Mal so kalt und feindselig war. Entnervend. Hilfesuchend sah der junge Earl zu Bischof Beaufort, dessen Augen denen des Königs in Form und Farbe beinah vollkommen glichen. Doch ihr Ausdruck war besorgt und kummervoll. Beaufort würde ihm glauben, erkannte er erleichtert. Er glaubte es jetzt schon.
    March sprach zu ihm. »Morgen Abend, Mylord. Morgen sollen der König und seine Brüder ermordet werden. Es ist ein wohl durchdachter Plan, und alle Feinde des Königs sind daran beteiligt. Ich kann nicht sagen, wer den Anstoß gegeben hat. Jedenfalls brachte Lord Scrope von einer seiner diplomatischen Missionen nach Frankreich irgendwann ein Angebot der französischen Krone mit: Die Männer, die König Harry töten, sollen wahrhaft königlichen Lohn aus französischen Schatullen erhalten. Der junge Percy, der in Schottland auf bessere Zeiten wartet, stand ebenfalls mit Frankreich in Kontakt. Einer seiner Männer, ein Ritter namens Grey, ist hier und in alle Pläne der Verräter eingeweiht. Sobald das Heer sich nach der Ermordung des Königs aufgelöst hat oder aber den Kanal überquert, sollen schottische Truppen in Northumberland einfallen. Und mein Schwager Cambridge, der sich nie damit hat abfinden können, wie das Haus Lancaster das Haus York überstrahlt, hat Verbindung zu Oldcastle aufgenommen. Er will mit Hilfe der Lollarden England unter seine Kontrollebringen. Und wenn all das getan ist, will er mich auf den Thron setzen.«
    Es war totenstill im Zelt des Königs geworden. Somerset sank lautlos zu Boden, weil seine Beine vor Schreck und vom Fieber weich wie Butter waren. Aber niemand bemerkte es. Alle starrten den Earl of March an – fassungslos.
    Auch Beaufort war merklich blasser geworden, schien jedoch weniger erschüttert als alle anderen. »Was ist mit Cambridges Bruder? Dem Duke of York?«, fragte er schließlich, und man konnte sehen, wie er die Zähne zusammenbiss, um sich für die Antwort zu wappnen.
    Doch March schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Er ist nicht eingeweiht. Er hätte sich niemals auf diese Intrige eingelassen, denn er ist wie sein Vater, Mylord: zufrieden damit, seine Kräfte in den Dienst des Königs zu stellen, weil er seine eigenen Grenzen kennt. Cambridge ist ganz anders. Und vermutlich hofft er, dass ich niemals heiraten und Nachkommen haben werde, denn dann wäre sein Sohn mein Erbe. Wer weiß«, fügte er nach einem Moment achselzuckend hinzu. »Wahrscheinlich plant er, mich in einigen Monaten ebenfalls aus dem Wege zu räumen. Er kennt keine Skrupel und sein Ehrgeiz keine Grenzen.«
    »Und wie lange wisst Ihr schon von diesem … diesem monströsen Komplott?«, fragte Bedford. Rote Flecken brannten auf seinen bartlosen Wangen, und er wirkte jünger als seine sechsundzwanzig Jahre. Seine Stimme bebte, und man konnte sehen, dass ausgerechnet der besonnenste Bruder des Königs im Begriff war, seinen Zorn gegen den Boten mit der schlechten Kunde zu richten.
    March erwiderte seinen Blick und antwortete: »Seit ungefähr einer Stunde.«
    »Was habt Ihr Cambridge geantwortet?«, wollte Beaufort wissen.
    »Ich habe zugestimmt, Mylord. Cambridge, Scrope und Grey, sie alle waren dort, und hätte ich widersprochen, hätten sie mich auf der Stelle umgebracht.« Er hob kurz die schmalenSchultern. »Ich bin kein Märtyrer. Oder genauer gesagt: Ich bin die Rolle gründlich satt. Außerdem haben sie den jungen Waringham in ihrer Gewalt, der sie belauscht hatte, und Cambridge hielt ihm schon den Dolch an die Kehle. Ich musste meine zukünftige königliche Autorität aufbieten, damit sie ihm nicht da und dort die Kehle durchschnitten.«
    Somerset kam mit einem heiseren Laut auf die Füße, machte einen wankenden Schritt Richtung Ausgang und brach dann ohnmächtig zusammen. Sein Stiefvater Clarence beugte sich über ihn und murmelte angewidert: »Auch das noch. Verdammter Bengel …«
    Da niemand sonst Anstalten machte, etwas zu unternehmen, stand der Bischof von seinem Sessel auf, trug den leblosen Jungen zum Bett des Königs, tauchte ein Handtuch in eine nahe Wasserschale, faltete es zusammen und legte es Somerset auf die Stirn. Noch während er ihm den Puls fühlte, sagte er

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