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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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March wandte sich zum Ausgang. »Alsdann, Gentlemen. Gute Nacht.«
    John starrte ihm hinterher. Aber du hast es versprochen, dachte er. Harry hat mich freigelassen, und allein dafür bin ich ihm so dankbar, dass ich fortan der Treueste seiner Vasallensein werde. Das waren deine Worte. Also, wie kannst du ihm das antun? Wie kannst du nur?
    Die übrigen drei Verschwörer warteten, bis March verschwunden war. Dann murmelte Scrope: »Ich sage noch einmal: Es ist unklug.«
    Grey, der junge Ritter, kam aus seiner Ecke und sagte: »Noch ist er nicht König. Und wir tragen hier alle unsere Haut zu Markte.«
    Cambridge und Scrope verständigten sich mit einem Blick.
    »Noch ist er nicht König …«, wiederholte der Earl versonnen. »Und ich fange an, mich zu fragen, ob er das wirklich werden sollte.«
    Alle drei blickten wieder zu John.
     
    Den ganzen Nachmittag über hatte Somerset sich unwohl gefühlt. Das war durchaus nicht ungewöhnlich, wenn er sich längere Zeit in der Nähe seines Stiefvaters aufhalten musste, doch als die stechenden Kopfschmerzen einsetzten, schwante ihm nichts Gutes. Nun stand er hinter dem Sessel des Königs in dessen Zelt, wartete ihm und seinen Kommandanten beim Abendessen auf und spürte das Fieber kommen. Es war ein grässliches Gefühl: wie eine Armee dünner Würmer, die seine Glieder und seinen Kopf hinaufkroch und sie mit ihrem bleiernen Gewicht und mit Hitze füllte. Eine fremde Präsenz in seinem Leib.
    Zum Glück schienen Harry und die Lords heute Abend nicht besonders durstig, sodass der Junge sich tiefer in den Schatten zurückziehen konnte. Er hegte die schwache Hoffnung, auf diese Art würde niemand merken, dass er nicht ganz auf der Höhe war. Er wollte um jeden Preis vermeiden, dass irgendwer auf die Idee verfiel, man solle ihn lieber in England zurücklassen, er sei einfach zu jung und zu anfällig – all die Dinge, die er schon gar zu oft gehört hatte. Vielleicht war morgen ja schon alles wieder vorbei. Doch sein Zustand verschlimmerte sich zusehends, und als der Earl of March schließlich ungebeten hereinstürmte und vor dem König auf die Knie sank, fragte sich Somerset, ob er schon fantasierte.
    »Nanu, Cousin«, sagte der König. Er schien ein wenig verwirrt über Marchs untypische Missachtung aller Etikette, vor allem über den Kniefall, aber er lächelte. Das war eine der Eigenschaften, die Somerset an seinem königlichen Vetter am meisten liebte: Wenn Harry unsicher war, was er von einer Situation zu halten hatte, lächelte er erst einmal. Ein unverbesserlicher Optimist.
    »Ich bitte um Vergebung für mein ungebührliches Eindringen, Sire«, antwortete der Earl of March steif.
    »Nun, ich bin sicher, Ihr habt einen Grund. Und erhebt Euch.«
    Statt der Aufforderung Folge zu leisten, sah March sich in dem etwas beengten Zeltraum um. Nur die drei Brüder des Königs, seine Onkel Bischof Beaufort und der Duke of Exeter und der junge Somerset waren anwesend. Dennoch sagte er: »Es ist eine Angelegenheit größter Dringlichkeit, die mich zu Euch führt. Aber ich bitte Euch … erlaubt mir, Euch unter vier Augen davon zu unterrichten.«
    Harry wirkte verwundert, und nach einem kurzen Zögern schüttelte er den Kopf. »Das wird gewiss nicht nötig sein. Hier ist niemand, dem ich nicht blind vertrauen würde.«
    March schnaubte unwillkürlich. »Und wäre Lord Scrope hier anwesend, hättet Ihr das Gleiche gesagt, nicht wahr?«
    »Natürlich.« Harrys Miene verfinsterte sich. Er verabscheute Eifersüchteleien unter seinen Adligen.
    »Dann lasst Euch sagen, dass Ihr Euch täuscht«, erklärte March brüsk. Seine Verzweiflung machte ihn mutig, auch wenn er den Kopf wieder demütig senkte, ehe er fortfuhr: »Ihr schwebt in größter Gefahr, Sire. Eine Rebellion ist im Gange, und die Verräter sind Männer Eures Vertrauens.«
    Die Brüder des Königs und der vierschrötige Exeter sprangen auf und redeten durcheinander.
    »Scrope?«, fragte der König ungläubig und lachte. Aber das Lachen klang ein wenig gezwungen. »Das ist eine ungeheuerliche Anschuldigung gegen einen Mann, dem ich jederzeit mein Leben anvertrauen würde.«
    »Nun, wenn Ihr mich nicht anhört, werdet Ihr es verlieren, Cousin.«
    »Sir, ich fordere Euch mit allem Nachdruck auf …«
    »Augenblick«, unterbrach Bischof Beaufort. Er als Einziger war ruhig auf seinem Platz sitzen geblieben und hatte den Earl of March nicht aus den Augen gelassen. »Vergib meine Einmischung, Harry, aber ich denke, wir sollten ihn

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