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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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war nicht überrascht, Arthur Scrope zu entdecken, der zusammengekauert vor dem Altar kniete und die Schande und den Tod seines Bruders bitterlich beweinte.
    Lautlos stahl John sich aus der Kirche. Obwohl er für Arthur Scrope heute nicht mehr übrig hatte als vor zwei Jahren, kam er nicht umhin, ihn zu bedauern. Kein Mann war verantwortlich für die Taten seines Bruders, und doch verfolgten sie einen wie ein Fluch. Er wollte Scrope in seiner Trauer nicht stören. Vor allem wollte er nicht, dass der junge Ritter ihn bemerkte. Er glaubte nicht, dass Scrope ihm freundlicher gesinnt sein würde, wenn er wüsste, dass John ihn hier wie eine Milchmagd hatte flennen sehen.
     
    »Aber der König hegt keinen Groll gegen Arthur Scrope«, berichtete Hugh Fitzalan. »Oder zumindest zeigt er keinen Groll. Er hat Arthur das Kommando über die Truppen übertragen, die eigentlich Lord Scrope befehligen sollte. Und als der Duke of York den König auf Knien um Vergebung für die Schande bat, die sein Bruder Cambridge über sein ganzes Haus gebracht habe, hat Harry ihn aufgehoben und in die Arme geschlossen.«
    »Keine geringe Leistung, bedenkt man, was für ein Fettkloß der Duke of York ist«, murmelte Somerset matt.
    John, Fitzalan und Tudor saßen in ihrem Zelt um das Lager des kranken Freundes. Wie immer war Somersets Fieber nach einigen Tagen gefallen, aber er war so schwach, dass er ohneHilfe keine zehn Schritte laufen konnte. Er schlief die meiste Zeit und wurde bleich und mager, denn er konnte nichts essen. Obendrein litt er an Schwermut, seit der König ihm gesagt hatte, er müsse in England zurückbleiben. Trotz seines eigenen Kummers und der großen Unruhe vor ihrem Aufbruch, die seine Anwesenheit überall gleichzeitig erforderte, hatte Harry sich hin und wieder ein paar Minuten gestohlen, um nach seinem jungen Cousin zu sehen. Er selbst hatte als Junge auch an diesen rätselhaften Fieberanfällen gelitten – gelegentlich überkamen sie ihn gar heute noch –, und keiner wusste besser als er, wie nutzlos man sich fühlte, wenn man so saft- und kraftlos dalag.
    »Bischof Beaufort ist gemeinsam mit Bedford nach Westminster zurückgekehrt«, erzählte John.
    Somerset nickte. »Ich weiß. Beaufort ist schließlich der Chancellor, und Bedford ist in Harrys Abwesenheit Regent.« Nach einem Moment fügte er hinzu. »Er ist wahrscheinlich genauso unglücklich wie ich, dass er hier bleiben muss.«
    »Aber irgendwer muss England regieren, solange der König fort ist«, erwiderte Fitzalan achselzuckend. »Und falls die Schotten und Percy wirklich im Norden einfallen …«
    »Das glaube ich nicht«, unterbrach John kopfschüttelnd. »Wenn sie hören, dass die Rebellion gescheitert ist, wird Percy klug genug sein, sich nicht nach England hineinzuwagen.«
    »Jedenfalls hat Beaufort gesagt, Gott habe gewiss seine Hand im Spiel gehabt, als das Mordkomplott rechtzeitig aufgedeckt wurde, und wolle dem König damit zeigen, dass er mit ihm ist auf diesem Feldzug«, sagte Somerset. »Er sollte es wissen. Ich erwarte also, euch hier alle unversehrt wiederzusehen, wenn ihr in Frankreich fertig seid.«
    John fühlte einen eisigen Schauer seinen Rücken hinabrieseln. Er hätte es nie eingestanden, doch seit er wusste, dass Somerset nicht mitkommen würde, fürchtete er sich ein wenig vor dem, was sie in Frankreich erwarten mochte.
    Tudor, der bislang schweigend am Boden gesessen und mit der nach wie vor bläulich verfärbten Rechten sein Silberkreuzbefingert hatte, brummte verdrossen: »Ich hoffe, dass wir dieses Jahr überhaupt noch irgendetwas ausrichten können. Es ist schon Mitte August, und in der Normandie kommt der Herbstregen früh.«
    John stand unwillig auf. »Dann komm, Feuerkopf. Eine Stunde vor Sonnenuntergang sollen wir die Gäule an Bord bringen, hat Gloucester gesagt. Es wird Zeit.« Doch er blieb noch zurück, nachdem Tudor und Fitzalan sich von Somerset verabschiedet hatten, kniete sich neben das Krankenlager und schloss seinen Freund kurz in die Arme.
    Somerset wirkte knabenhafter denn je, geradezu zerbrechlich. Aber er lächelte. »Leb wohl, John.«
    »Leb wohl, Somerset. Und ich erwarte, dass du bis zu meiner Rückkehr wenigstens einen Kopf gewachsen bist, hörst du.«
    Der Jüngere deutete ein Schulterzucken an. »Oh, körperliche Größe allein macht aus einem Mann noch keinen Helden, wie man an deinem Beispiel unschwer erkennen kann.«
    Sie lachten – scheinbar unbeschwert, wurden aber gleich wieder ernst. Beide mussten

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