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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Schultern. »Aber bald. Und so was spielt im Krieg keine große Rolle. Irgendwer muss her, um Suffolks Truppen zu befehligen.«
    »Hm«, machte John. »Hast du irgendwas vom Earl of Arundel gehört?«
    »Krank. Immer noch keine Besserung, heißt es.«
    Der Earl of Arundel war Hugh Fitzalans Vater, und seit er erkrankt war, hatten sie ihren Kameraden nicht mehr zu Gesicht bekommen. Vielen Knappen fiel die Aufgabe zu, kranke Ritter und Adlige zu pflegen. John war dankbar, dass ihm das bislang erspart blieb, weil er bei der Sorge um die vielen Pferde unabkömmlich war. Ihm reichte schon der fürchterliche Gestank, der sich über dem ganzen Zeltlager ausgebreitet hatte. Wenn es nicht gerade wie aus Kübeln schüttete, legten er und Tudor sich abends lieber hier auf der Pferdekoppel schlafen, unter den Sternen, in eine Decke gerollt.
    Der junge Waliser setzte sich neben John ins Gras und stahl ihm mit einer blitzschnellen Bewegung das Büchlein aus der Hand. »Also, woll’n mal sehen. Was liest du denn da …«
    »Gib es zurück!« John packte Tudor am Arm und versuchte, ihm das Büchlein zu entwinden. Sie rangelten einen Moment darum, bis es im hohen Bogen ins Gras flog und aufgeschlagen liegen blieb. Beide Jungen hatten gesehen, dass etwas herausgefallen war, aber wiederum war Tudor der Schnellere: Er war aufgesprungen und hatte den kleinen Gegenstand aufgehoben, ehe John ihn aufhalten konnte.
    »Bei St. Davids heiligen Eiern … eine Haarlocke. Waringham hat eine Liebste daheim in England! Wer ist sie?«
    John war bleich geworden. »Gib her. Na los, gib sie mir.«
    Verwundert über den drohenden Tonfall zog Tudor die roten Brauen in die Höhe, machte jedoch keine Anstalten, dem Befehl Folge zu leisten. Er hob das Buch mit der Linken auf, kam zu John zurück, hielt aber beide Schätze außerhalb seiner Reichweite. »Erst, wenn du mir sagst, wer sie ist.«
    »Wenn auch nur ein einziges Haar rausfällt, schlag ich dir die Zähne ein«, stieß John hervor. »Und jetzt gib sie her.«
    Tudor lachte und verstummte abrupt, als ihm ein Licht aufging. »Ah. Verstehe. Deine Mutter?«
    John wandte den Kopf ab und streckte wortlos die Rechte aus.
    Behutsam bettete Tudor die dunkle Haarlocke, die von einem schmalen, grünen Seidenband zusammengehalten wurde, wiederzwischen die Seiten des kleinen Buches, klappte es zu und legte es in die wartende Hand. »Ist sie tot?«
    John steckte das Buch in den Ausschnitt seiner Schecke, legte die Arme um die angewinkelten Knie und sagte immer noch nichts.
    Tudor faltete die Hände im Schoß, lehnte den Kopf zurück an den Stamm des Baumes, in dessen Schatten sie saßen, schloss die Augen und bemerkte im Plauderton: »Meine Mutter hat sich von einer Klippe gestürzt.«
    Johns Kopf fuhr so schnell herum, dass seine Wirbel knackten. »Was?«
    »Hm. Wir lebten nicht weit von Harlech an der Küste, darum war es irgendwie nahe liegend. Sie ging mit mir auf diese Klippe, hat sich verabschiedet und ist gesprungen.«
    »Großer Gott … warum?«
    Tudor seufzte leise, ohne die Augen zu öffnen. Erst nach einem längeren Schweigen schaute er John wieder an und hob ratlos die Schultern. »Wir Waliser sind in mancher Hinsicht ein etwas merkwürdiges Volk, weißt du. Ein bisschen stur. Und hitzköpfig.«
    »Was du nicht sagst …«, murmelte John.
    »Mein Stiefvater und Owen Glendower waren Waffenbrüder, aber dann haben sie sich zerstritten. Fürchterlich. Hoffnungslos. Es stimmt, mein Stiefvater hat versucht, Glendower zu erschlagen, aber nicht für dreißig Silberlinge aus englischer Schatulle, sondern aus Hass. Der Anschlag missglückte. Glendower sperrte meinen Stiefvater ein und schickte ein paar seiner Vettern zu meiner Mutter.«
    »Oh, Jesus …«
    Tudor sah zwischen seinen Knien ins Gras. »Tja. Es passiert, weißt du. So ist der Krieg, du wirst es bald erleben. Weil unser Haus auf einem Hügel lag, sah meine Mutter sie rechtzeitig kommen. Und da sind wir auf die Klippe gestiegen. Es war nicht so, dass sie Glendowers Vettern nicht ins Auge sehen konnte, sagte sie, aber sie wusste, es hätte meinen Stiefvater um den Verstand gebracht. Und sie wollte nicht, dass Glendowersich vor ihm damit brüstet. Also blieb ihr nichts anderes übrig.«
    John kreuzte die Arme und legte die Hände auf die Schultern. »Eine tapfere Frau.«
    »Oh ja.«
    »Wie alt warst du?«
    »Weiß nicht genau. Vier oder fünf.«
    »Du weißt nicht mehr, wann es passiert ist?«
    »Doch, doch. Aber ich weiß nicht, ob ich sechzehn

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