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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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schüttelte den Kopf. Flieh!, sagte die Geste.
    Mit dem Mangel an Respekt vor dem englischen Adel, der Tudor zu Eigen war und mit dem er sich bislang keine Freunde bei Hofe gemacht hatte, trat der junge Waliser einen Schritt näher. »Ich glaube nicht, dass König Harry erbaut wäre, wenn er hiervon wüsste, Mylord of Cambridge.«
    »Verflucht, das ist ja die reinste Seuche …«, knurrte Lord Scrope, zückte seinerseits den Dolch und machte einen Satz auf Tudor zu. Der riss sein Jagdmesser aus der Hülle am Gürtel, beinah schneller, als das Auge zu folgen vermochte, und setztezum Sprung an. Aber er erkannte zu spät, dass sein Gegner Linkshänder war. Als Scrope die Klinge von der Rechten in die Linke wechselte, war Tudor für einen Angriff weit offen. Er riss den Oberkörper zur Seite und wich zurück. So entging er dem tückischen Stoß, doch sein Fuß verfing sich in einer Zeltschnur, und er fiel zu Boden. Ehe er sich wieder aufrichten konnte, stand Scropes Fuß auf seiner Messerhand.
    Unbewegt sah Tudor zu ihm auf. »Ihr seid ein niederträchtiges Wiesel wie Euer Bruder, Scrope«, sagte er verächtlich.
    »Und du bist ein Hornochse wie dein Stiefvater«, konterte Scrope. »Immer zur falschen Zeit am falschen Ort.«
    John fragte sich fassungslos, was sie bewog, in einem Moment wie diesem kindische Beleidigungen auszutauschen, als Scrope sein gesamtes Gewicht auf den linken Absatz verlagerte und ihn hin und her drehte. Tudor öffnete die Finger und stöhnte hinter zusammengebissenen Zähnen. Dann rollte er sich plötzlich auf die Seite – zu Scrope hin – packte sein gefallenes Messer mit der freien Linken und stieß es Scrope in die Wade.
    Mit einem halb unterdrückten Schrei wich Scrope zurück und ging seinerseits zu Boden. Als er sich auf die Seite wälzte, fand er sein ganzes Blickfeld von einer Schwertklinge ausgefüllt.
    Turmhoch stand Raymond of Waringham über ihm und schaute mit einem Kopfschütteln auf ihn hinab. »Nicht einmal einen walisischen Knaben kannst du im Zweikampf besiegen, Scrope? Vielleicht solltest du deinen nächsten Gegner bitten, sich die Augen verbinden zu lassen, he? Aber ich glaube kaum, dass es dazu noch kommt.«
    Lächelnd sah er zu Cambridge und Grey, die wie versteinert neben John standen, aber Raymonds Lächeln verschwand plötzlich wie fortgewischt. »Packt die Verräter«, spie er über die Schulter, und ein halbes Dutzend seiner Ritter drängte herein.
     
    Raymond blieb noch einen Moment in Cambridges Zelt, nachdem seine Männer die Gefangenen hinausgebracht hatten. Erdurchschnitt Johns Handfesseln und nahm ihm den Knebel ab. Eindringlich studierte er das bleiche Gesicht, doch es war Tudor, zu dem er sprach: »Sei so gut und frag meinen Bruder, ob er wohlauf ist.«
    Der Waliser hatte sich aufgesetzt und befingerte mit gerunzelter Stirn seine rechte Hand, die schon anzuschwellen begann. Verblüfft hob er den Kopf und gab zurück: »Fragt ihn doch selbst.«
    »Es ist alles in Ordnung«, berichtete John den Grashalmen zwischen seinen Füßen. »Sie wollten mich töten, damit ich sie nicht verraten kann, aber sie haben mir keine Knochen gebrochen. Im Gegensatz zu Tudor, nehm ich an.«
    Doch der winkte mit der unverletzten Hand ab. »Nein, nein, ich denke nicht.« Versuchsweise bewegte er die Finger. Es tat weh, aber es ging. »In ein paar Tagen ist es vergessen.«
    Raymond nickte und stand auf. Er gab vor, sich dabei auf Johns Schulter zu stützen, ließ die Hand aber länger dort, als notwendig gewesen wäre. »Gut.« Im Hinausgehen riet er Tudor: »Wenn du klug bist, lässt du einen Arzt nach der Hand sehen.«
    »Owen, würdest du meinen Bruder fragen, was ihn herbringt? Was eigentlich geschehen ist?«
    Ungläubig sah Tudor von einem Bruder zum anderen. »Aber …«
    »Sag ihm, der Earl of March ist nach dem Verschwörertreffen umgehend zum König gegangen und hat sich ihm offenbart«, antwortete Raymond ihm. »Sag ihm, dass ich ehrlich nicht sicher bin, ob March seinen Schwager an den Henker geliefert hätte, wäre es nicht auch um Johns Leben gegangen. Sag ihm, dass er vielleicht das Leben des Königs und das Schicksal der ganzen Nation gerettet hat. Sag ihm, er ist und bleibt ein bigotter, überheblicher Hurensohn, aber dass Gott ihn trotzdem segnen möge.« Und damit eilte er hinaus.
    Tudor starrte ihm ungläubig hinterher. »Was … hat das zu bedeuten?«
    John seufzte. »Er zürnt mir.«
    »Ja. Das war nicht zu übersehen. Warum?«
    »Das geht dich nichts

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