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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Anhöhen und ritten so schnell, wie die Pferde sich auf dem steilen Gelände gefahrlos bewegen konnten.
    Rasch, ohne ein Wort zu wechseln, setzten sie ihre Reise für ein, zwei Stunden fort, bahnten sich zwischen Pfaden ihren Weg und hielten immer auf den Berghang zu, bis sie hinter sich das Glockengebimmel von Hunden, die einer Fährte folgten, vernahmen.
    Bestürzt schauten sie einander an. Die Pferde spürten ihre Nervosität und warfen den Kopf hoch. Cam tänzelte ein wenig zur Seite, wodurch Ash und Mud fast vom Weg abgedrängt worden wären. Mit Mühe fing sich Ash wieder und nickte Flax zu, womit er ihm zu verstehen gab, dass er vorausreiten solle.
    Sie gelangten an einen Bach, der mit einem weißen Sprühnebel
den Hang hinabfiel, und führten die Pferde flussaufwärts durch das mit Felsen übersäte Flussbett. Sie wählten ihren Weg sorgfältig, so lange, bis sie an ein großes Plateau kamen, das aus dem Wasser herausragte. Flax schwang sich von Cams Rücken, brachte die Pferde dazu, auf den Felsen zu klettern, und führte sie von dort auf eine dicht bewachsene Grasfläche, sodass es, wenn die feuchten Hufabdrücke erst einmal getrocknet waren, keine Anzeichen mehr dafür geben würde, dass sie den Wasserlauf verlassen hatten.
    Das Geräusch der Hunde hinter ihnen wurde leiser.
    Ash war, als bewege er sich in einem Traum. Immerhin war dies der Stoff von Wandereralbträumen: Actons Leute auf der Jagd, Hunde, eine Wildnis ohne Zuflucht und er selbst schuldig, ohne mögliche Rechtfertigung. Er war ein Mörder. Sully war tot. Diese Gedanken ließen ihn hochschrecken.
    »Sie sind hinter uns beiden her«, sagte er zu Flax. »Und du hast nichts getan. Wenn wir uns trennen, bist du in Sicherheit.«
    Flax zuckte die Achseln. »Dieser Kutscher hat mich mit dir zusammen gesehen. Das wird er bestimmt nicht vergessen.«
    Das stimmte nicht ganz. Der Kutscher hatte die ganze Zeit über Ash angestarrt.
    »Du weißt doch, was die Alten sagen«, hielt Ash Flax vor. »Es ist unsere Pflicht zu überleben.«
    »Überleben und uns fortpflanzen?« Flax grinste. »Ist bei mir ohnehin nicht wahrscheinlich. Ich bin noch keinem Mädchen begegnet, das mir etwas bedeutet hätte. Komm.«
    Er ging auf einem schmalen Weg, eher einem Wildwechsel voran, von dem aus sie auf weitere Nebenwege stießen. Auf den felsigen Pfaden kamen sie langsamer voran, als Ash lieb war, aber ein lahmendes Pferd hätte für sie beide das Ende bedeutet.

    Zweimal noch vernahmen sie an diesem Tag in der Ferne das Geräusch bellender Hunde, und Ash brach jedes Mal der Schweiß aus. Das Glockengebimmel wurde jedoch nicht lauter, und schließlich stießen sie auf einen Weg, der sie weiter in Richtung Süden führen würde.
    »Ich hoffe nur, dass wir nicht zu weit oben sind«, sagte Flax und warf einen besorgten Blick auf die Klippe, die sich vor ihnen auftürmte. Sie waren nun schon recht nahe, würden sie aber an diesem Tag nicht mehr erreichen.
    Kurz vor Einbruch der Nacht stießen sie auf eine Aushöhlung im Felsen, die Quellwasser in ein schmales Becken sickern ließ. Es war ein Rastplatz, wie er an einem Berghang nicht besser hätte sein können, von beiden Seiten vor Blicken geschützt. Die Zelte aufzuschlagen konnten sie nicht riskieren. Also legten sie sich auf den Boden und schliefen, eingerollt in Decken, kalt und ungemütlich. Die Pferde hatten sie direkt neben sich angebunden. Ash übernahm die erste Wache. Er war es gewohnt, ohne Schlaf auszukommen, und Flax war völlig erschöpft. Während er im Dunkeln wartete und sich bei jedem Rascheln der Büsche eine lauernde Gefahr vorstellte, pries er Doronit für ihre unermüdliche Ausbildung. Es mochte sein, dass Flax und er dies hier nicht überleben würden, doch zumindest saß er nicht voller Panik hilflos hier. Falls die Jäger kamen, würde sie ein Kampf erwarten.

Bramble
    Ein von Flöten gespieltes Klagelied erfüllte ihren Kopf. Der Klang wäre eine Qual gewesen, hätte sich der Ton der Musik nicht fortwährend verändert. Bramble hätte eine Melodie darin erkennen können, wäre sie im Stande gewesen, sich darauf zu konzentrieren. Sie mühte sich ab, im Dunkel etwas zu erkennen, doch als sich ihr Blick klärte, musste sie feststellen, dass sie sich nach wie vor im Dunkeln befand.
    Sie konnte lediglich wahrnehmen, dass sie in einem Raum war, irgendwo drinnen. Die Dunkelheit bedrückte sie genauso heftig wie der Klang der Flöten. Die Melodie des Klagelieds erinnerte an Leid oder verhieß es. Sie, er -

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