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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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überhaupt erfüllten.
    Er hüstelte höflich, so wie ein Bediensteter seinen jungen Herrn an die fortgeschrittene Zeit erinnern würde.
    »Ja, wir müssen weiter«, erwiderte Flax traurig. »Danke für deine Hilfe.«
    »Wenn du jemals wieder hier entlangkommst …« Del strich Flax sanft über die Wange, woraufhin dieser erst nickte und dann keck lächelte.
    »Oh, dann komme ich vorbei, mach dir keine Sorgen darüber!« Sie lachten beide. Während Flax und Ash den Weg nahmen, den er ihnen gewiesen hatte, winkte Del ihnen noch lange hinterher.
    »Er war nett«, sagte Flax.
    Ash deutete eine unverbindliche Geste der Zustimmung an, woraufhin Flax ihn angrinste.
    »Nicht dein Typ? Du weißt ja gar nicht, was du verpasst!«
    Zum ersten Mal lachten sie gemeinsam, sodass sie es gar nicht registrierten, dass sie nach einer weiteren Wegbiegung auf einer der Straßen ritten, welche kreuz und quer über die Talsohle verliefen. Ash war nicht gewahr geworden, wie weit sie sich schon im Tal befanden, und diese Erkenntnis machte ihn nun nervös. Diese Straße wurde benutzt. In der Ferne, Richtung Süden, konnte er einen näher kommenden Ochsenkarren ausmachen, und im Norden war ein Mann mit dem schweren Rucksack eines Hausierers unterwegs, entfernte sich jedoch von ihnen.
    »Schau dich nach einem Weg um, der von dieser Straße abgeht«, sagte Ash. »Wir müssen Nebenstrecken benutzen.«
    Flax grinste. » Du könntest ja über die Klippe steigen und die Straße umgehen. Du bist derjenige, den sie im Verdacht haben. Ich treffe dich dann auf der anderen Seite.«

    Ash schauderte unwillkürlich, und Flax lachte.
    »Sehr lustig«, sagte Ash scharf. Er zwang sich dazu, unbekümmert zu wirken, doch schon der Gedanke an Windgeister ließ ihn erschauern. Doronit hatte ihn einst dazu genötigt, ihnen gegenüberzutreten. Kurz bevor der Ochsenkarren sie passierte, meldeten sich seine Instinkte wieder, und er taxierte den Kutscher, einen Mann mittleren Alters … jemanden, den er schon einmal gesehen hatte. Verzweifelt versuchte er, das Gesicht einzuordnen, doch erst als der Mann zu sprechen begann, erkannte er ihn wieder. Dies war derselbe Kutscher, dem Bramble, Martine und er auf ihrer Reise aus dem Golden Valley heraus auf dem Weg zur Quelle der Geheimnisse begegnet waren.
    »Du!«, sagte der Mann vorwurfsvoll und wies dabei auf Ash. »Du bist der Wanderer, den sie suchen! Ich habe dich schon einmal gesehen, mit den beiden Huren.«
    Ash erstarrte. Er war zwischen zwei gleich starken Impulsen gefangen. Der erste drängte ihn dazu, die Flucht zu ergreifen. Der andere bedeutete ihm zu töten. Wenn sie den Kutscher weiterfahren ließen, würde er wahrscheinlich die Bewohner des Tals auf sie hetzen. Sie würden aufgespürt, gefangen genommen und wahrscheinlich hingerichtet werden. Selbst im Golden Valley wurden Mörder hingerichtet. Er dachte flüchtig an die Steinpresse und hoffte, dass ihm stattdessen der Galgen einen schnellen Tod bereiten würde. Wenn er den Kutscher jetzt tötete, würde ihnen das genug Zeit verschaffen, um das Tal zu verlassen. Vor allem, wenn sie die Leiche versteckten und den Ochsen laufen ließen … Er merkte, dass seine Hand sich unwillkürlich zu seinem Stiefelmesser bewegt hatte. »Bewerte die Bedrohungen gegen dich und beseitige sie dann.«
    Das war eine gute Regel und konnte ihnen beiden in diesem Fall das Leben retten. Sie könnte sogar die Domänen
retten, denn wenn sie ihre Aufgabe nicht erfüllten, sich nicht mit den anderen trafen, dann gäbe es niemanden, der die Geister aufhalten konnte … Ein Leben gegen zwei. Eines gegen viele … Die Zeit schien sich ewig in die Länge zu ziehen, während er zwischen den beiden Möglichkeiten verharrte. Der Kutscher wies mit seiner Peitsche auf sie und knurrte regelrecht. Ashs Finger packten fest zu, zum Wurf bereit, sodass er das Messer in einer einzigen Bewegung ziehen und dem Mann in die Kehle schleudern konnte.
    »Ihr seid Abschaum, ihr alle!«, sagte der Kutscher. Ashs Hand zuckte, wollte das Messer werfen.
    »Tod der Seele«, hörte er Martines Stimme leise sagen und erinnerte sich an einen anderen Geist, den eines Mädchens, das er getötet hatte und der ihn vor diesem Weg gewarnt hatte. Er lockerte den Griff um das Messer.
    »Sag nichts. Reite einfach weiter«, sagte er leise zu Flax, und sie wandten sich ruckartig von dem Mann ab und trieben die Pferde zu einem leichten Galopp an. Als sie außer Sichtweite waren, nahmen sie den nächsten Pfad bergauf in die

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