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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Mal mitnahm, weil es ihre Pflicht war, sie dem Feuer vorzustellen. Martines Mutter hatte den Mittelweg gewählt, um den Martine sich selbst auch bemühte, nämlich das Ritual zu vollführen, ohne sich von ihm verzehren zu lassen.
    »Das Feuer wird niemals erlöschen«, sagten sie gleichzeitig und stießen einen Seufzer aus.

    Martine nahm Zels Hand, und sie kehrten in das Lager zurück, belegten das Feuer, das mittlerweile hoch brannte, mit Asche, gaben Bramble zu trinken und legten sich dann rechts und links von ihr nieder.
    Zel stieß in der Dunkelheit einen Seufzer aus. »Schade, dass er es nicht mag, wenn wir uns danach selbst befriedigen«, sagte sie wehmütig.
    Martine lachte leise. »Wenn du das tust, wird er morgen Nacht nicht kommen«, mahnte sie, so wie ihre eigene Mutter sie gemahnt hatte.
    »Ich weiß«, seufzte Zel. »Mist und Pisse. Übermorgen sieht dann selbst Cael in meinen Augen gut aus!«
    Bramble zitterte, als erlebe sogar sie die Auswirkungen der Tagundnachtgleiche, Erregung ohne Erfüllung. Martine streichelte ihr beruhigend die Hand.
    »Psst«, machte sie. »Es ist schon gut. Psst.«
    Bramble beruhigte sich ein wenig, und Martine ließ ihre Hand los. Sie schaute in den glitzernden Sternenhimmel und fragte sich, was sie tun würden, wenn sie am nächsten Tag keinen Feuerstein fänden. Sie sah für diesen Fall nur eine Lösung, und diese Lösung versetzte sie in Angst und Schrecken.

Bramble
    Ihre Nase zuckte wie die eines Kaninchens. Die kalte Luft traf sie, als sei eine Höllenpforte geöffnet worden. Der Körper, in dem sie sich befand, war der eines Mannes. Denk nicht darüber nach, sagte sie zu sich selbst, während sie versuchte, die Empfi ndung zu ignorieren, als sich die Hoden vor Kälte zusammenzogen. Sie bemühte sich, etwas zu sehen, und wurde mit einem Mal von einer weißen Fläche geblendet; es war Schnee, von der hochstehenden Sonne erhellt, gleißend, schmerzhaft. Auf einer Seite ragten Klippen in den leuchtend blauen Himmel, auf der anderen türmte sich bedrohlich ein hoher, schneebedeckter Hang auf. Eine dünne Schneeschicht bedeckte den aus grauem Stein bestehenden Boden unter ihren Füßen, ein schmaler, felsiger Pfad zwischen großen Geröllblöcken. Hier würde jedes Geräusch von den Klippen widerhallen und beim Widerhall anschwellen. Bramble wollte frösteln, und zum Glück fröstelte der Mann, in dem sie war, ohnehin gerade.
    Der Mann ritt einen Fuchs, der Letzte in einer Reihe von vier jener stämmigen kleinen Pferde, die sie zuvor schon gesehen hatte. Asa hatte die Führung übernommen, gefolgt von Acton, hinter den beiden ein weiterer Mann. Dieser trug knallrote Stiefel. Bei ihrem Anblick musste Bramble lächeln, als habe sie einen Blick auf etwas Anheimelndes und Beruhigendes erhascht. Swef, dachte sie. Sie konnte lediglich seinen
Rücken sehen, und der war breit. Der Mann war jünger als Harald, doch unter seiner roten, zu seinen Stiefeln passenden Mütze lugte graues Haar hervor. Er saß auf seinem Pferd nicht auf jene lockere Art, die Vertrautheit ausdrückte. Zaumzeug und Gebiss waren mit Lappen umhüllt, und die Vorderhufe der Pferde steckten in aus Lumpen gefertigten Stiefeln. Swef schaute besorgt zu den schneebedeckten Hängen auf.
    Death Pass, dachte Bramble. Sie befanden sich auf dem Todespass. Sie erkannte, dass sie durch die Augen von Gris schaute.
    Direkt vor ihnen war das Ende der Klause in Sicht. Sie bekam nur einen flüchtigen Blick auf den steil abfallenden Berg zu erhaschen, auf das grüne Land darunter, auf Bäume weit unterhalb. Dann erfasste das Wasser sie und schleuderte sie zur Seite.

    Ein Feuer. Wärme. Flackernde Schatten. Eine tiefe, vorwurfsvolle Stimme.
    »Ihr bittet um Vorrechte mit Worten, die Ihr von jenen unserer Leute gelernt habt, die Ihr geraubt habt, damit sie Eure Sklaven werden?«
    Gris hob den Kopf, damit er dem Sprecher in die Augen schauen konnte. Der Mann war jünger, als Bramble erwartet hatte, erst etwa vierzig, und endlich sah sie jemanden mit schwarzem Haar! Sie hatte gar nicht bemerkt, wie sehr die ewige Blondheit und Röte sie gereizt hatte. Der Mann erwiderte Gris’ Blick und starrte ihn hasserfüllt an.
    »Stimmt«, sagte Gris. »Wir haben gestohlen. Wir haben versklavt. Wir haben getötet. Das ist wahr. Habt Ihr nie Überfälle unternommen, Hawk?«
    Der Mann wich seinem Blick aus und tat die Frage dann mit einer weit ausholenden, in Brambles Augen sonderbaren
Handbewegung ab, bei der sich Mittelfinger und Daumen

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