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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Schicksal«, skandierte sie, als diese gefallen waren. Verblüfft starrten die Männer sie an, doch sie hatte Recht. Es waren dieselben Symbole, in derselben Reihenfolge. Dotta räusperte sich, spuckte ins Feuer und lachte über den Ausdruck auf ihren Gesichtern. »Habt ihr geglaubt, der Schicksalsstein habe gar nichts zu bedeuten?«
    »Wenn wir sie nicht siedeln lassen …«
    »Sie werden so oder so kommen«, sagte sie. »Wenn nicht diese Männer, dann andere. Ich habe einen Ratschlag für dich, Hawk, den du nicht annehmen wirst. Lauf weg! Nimm deine Frauen, deine Kinder, deine Tiere und deine Habe und lauf weit, weit weg von hier. Die Welt ist groß, aber im Reich des Eiskönigs ist das Land klein und wird stets kleiner. Lauf weg, mein Kleiner! Oder du wirst keine zwei Sommer mehr erleben.«
    Hawk saß stumm da. Dann fragte er: »Ist das eine Prophezeiung?«
    »Das sagt der gesunde Menschenverstand, und der ist mehr wert!«, erwiderte sie scharf. Sie erinnerte Bramble an Martine in Oakmere.
    Er entspannte sich ein wenig. »Dann ist immer noch Raum, um das Schlimmste zu verhindern.« Er wandte sich Gris zu. »Wenn wir euch hereinlassen, könntet ihr uns gegen unsere Feinde helfen. Die Steine sagen Tod und Ruin
voraus, aber nicht wessen Tod. Machen wir es zum Tod von anderen!«
    Dotta gab einen angewiderten Laut von sich und erhob sich. Dabei knackten ihre Knochen hörbar.
    »Du«, sagte sie zu Gris. »Komm.«
    Sie hob eine Schnur auf, an der ein Knochen hing und an dessen Ende ein kleiner Hohlraum war. Mit dem Rocksaum ihre andere Hand schützend, zupfte sie ein glühendes Stück Holz aus dem Feuer, warf es in den Hohlraum des Knochens und legte Zunder, den sie dafür bereitgehalten hatte, dazu. Dann trat sie einen Schritt zurück und begann, den Knochen wie eine Schleuder immer wieder um ihren Kopf zu schwingen. Gris, Acton und Hawk rappelten sich hoch und wichen zurück. Dotta kicherte.
    »Die alten Methoden funktionieren immer noch«, sagte sie. Der Zunder brach in Flammen aus und leuchtete wie eine Fackel. »Meine Schwestern sind tot«, fügte sie hinzu, »aber ich wache nach wie vor über die Flamme. Jetzt haben die Töchter meiner Schwester sie genommen, weit weg, wo sie in Sicherheit sein wird. Für lange, lange Zeit.«
    Die Männer blieben stumm. »Komm«, sagte sie erneut zu Gris und schwang den Knochen dabei nur noch leicht von einer Seite zur anderen, sodass der Zunder gerade so hell brannte, dass er genug Licht spendete.
    Er folgte ihr einen Gang entlang tiefer in die Höhle hinein. Sie drehte sich um und legte ihre Hand auf seinen Ärmel und schaute ihm aufmerksam in die Augen. Ihr Geruch war überwältigend, so nah.
    »Mädchen«, sagte sie. »Merk dir alles. Du wirst es später noch benötigen.«
    Bramble erschauderte und fragte sich, ob es ihr eigener Körper oder der von Gris war, der erschauderte. Es bestand
kein Zweifel daran, dass Dotta sie sah und zu ihr sprach, so als wäre Gris gar nicht da.
    Sie führte ihn durch ein Labyrinth von Gängen, wobei sie Bramble jede einzelne Biegung kommentierte. »Der dritte links. Dann der zweite rechts. Bei der vierten Abzweigung nach dieser Felsnase scharf rechts. Runter auf die Knie jetzt, eine Weile …«
    Der Pfad setzte sich noch ein ganzes Stück fort, während Bramble verzweifelt versuchte, sich alle Kurven und Windungen zu merken. Endlich gelangten sie zu einem größeren Raum, und Dotta blieb stehen. Sie wirbelte den Knochen an seiner Schnur in einem großen Kreis über ihrem Kopf herum und beleuchtete auf diese Weise die Wände und Decken einer großen Höhle. Die Wände über ihnen waren in lebendigen Ockerfarben mit Tierbildern bemalt: Auerochsen, jene wilden Rinder, die man selbst zu Brambles Zeiten noch in den Bergen vorfand. Hasen, deren lange Ohren grotesk gespitzt waren. Elche, die ihr prächtiges Geweih gen Himmel erhoben. Eine Herde Rotwild, die herumsprang. Sie lief vor einer Gruppe Jägern mit Speeren davon. Es waren einzig schwarze Figuren, aber unverkennbar. Dann gab es noch andere Figuren, allesamt kleiner, runder, dunkler. Bramble hatte keine Ahnung, wer sie waren.
    »Warum hast du mich hierhergeführt?«, fragte Gris mit krächzender Stimme. Er räusperte sich. »Was willst du?«
    Dotta trat näher an ihn heran und schaute ihm in die Augen. »Dies ist der Ort, Mädchen, den du bei deiner Suche benötigst. Hier finden Anrufungen statt. Wenn du die Erdgeister brauchst, komm hierher und ruf sie.«
    »Wovon sprichst du, Frau?«, fragte

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