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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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der Gefühle und Bewegungen, mit der Musik, dem Blut und dem Gebrüll.
Sie spürte, wie Baluchs Blut in einer Art Hochstimmung in Wallung geriet.
    Ein Teil von ihr verstand diese Hochstimmung. Es war jener Zug, der sie instinktiv, weil sie sich weigerte, sich beherrschen zu lassen, dazu veranlasst hatte, den Mann des Kriegsherrn zu treten. Tötet sie alle, dachte sie. Nur so geht es. Ihr müsst versuchen, sie alle zu töten, oder ihr seid selbst dem Tod geweiht.
    Sie war froh, als das Wasser wie eine gewaltige Welle des Ozeans anrollte, sie anhob und umwarf und ihre Gedanken vom Töten reinigte. Sie war so froh, dass sie hätte weinen wollen, aber sie war sich nicht sicher, ob die Tränen die ihren waren oder von irgendwo tief in Baluch stammten.

Martine
    Am zweiten Abend der Nachtwache blieben Cael und Safred noch lange auf, um sich am Feuer zu unterhalten. Zel saß währenddessen eine Zeit lang bei Bramble. Sie und Martine wechselten sich dort schichtweise ab. Cael wurde von dieser Pflicht entbunden. Ihnen war es gelungen, Bramble zum Trinken zu bewegen, sodass sie gelegentlich pinkelte und dann gewaschen werden musste. Alle wussten, dass Bramble es nicht gewollt hätte, dass Cael daran beteiligt war. Ebenso wenig hätte sie gewollt, dass Safred sie pflegte, doch deren Ausschluss zu rechtfertigen war komplizierter. Deshalb ließen sie Safred immer wieder bei Bramble sitzen, am helllichten Tag, wenn eine von ihnen beiden in der Nähe war, sodass es nicht so offensichtlich wurde. Dennoch war ihnen beiden klar, dass Safred bemerkte, was sie da taten, und ihr dies nicht gefiel.
    Sie rächte sich, indem sie die beiden über ihre Beziehung zu den Göttern befragte. Sie wollte alles über Martines Reise aus Turvite erfahren, jede Einzelheit über die Geister, an die sie sich erinnern konnte, alles, was die Götter durch Elva gesagt hatten, und dann alles über Elva und deren Beziehung zu den Göttern. Martine schien es so, als sei Safred beruhigt und gekränkt zugleich, als sie erfuhr, dass eine andere Frau solch enge Bindungen zu den Göttern unterhielt. Safred befragte Martine eingehend darüber, wie die Götter
über Elva verfügten, wie sie durch sie sprachen, wie ihre Stimme klang, wenn sie es taten.
    Schließlich gebot Martine ihr Einhalt. Wenn sie sich jetzt nicht hinlegten, würde keiner vor Mitternacht Schlaf finden. »Wenn du sie kennen lernst, kannst du sie selbst fragen - oder es selbst sehen. Ich gehe jetzt jedenfalls schlafen.«
    »Ich will doch bloß wissen …«
    Martine riss der Geduldsfaden. »Safred, ich weiß, dass es dich stört, wenn auch andere Menschen Beziehungen zu deinen Göttern unterhalten, aber zuallererst waren es unsere Götter. Viele von uns haben besondere Beziehungen zu ihnen. Das gehört zu unserem Leben. Jeder Steinedeuter in den Domänen hört irgendwann die Götter reden. Wenn du versuchst, alles über diejenigen in Erfahrung zu bringen, die eine Beziehung mit den Göttern haben, wirst du auf halbem Weg dorthin an Altersschwäche sterben.«
    Safred verstummte. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht schwankte zwischen Kränkung und Erkenntnis. Sie machte Anstalten, eine weitere Frage zu stellen, doch Cael schaute sie an und schüttelte den Kopf. Er wies auf ihr Zelt. »Ins Bett, Nichte.«
    Sie tat, wie ihr geheißen wurde.
    Martine mochte Cael, und in diesem Augenblick war sie dankbar für seine Anwesenheit. Allerdings sah sie in ihm immer auch einen von Actons Leuten, den großen, blonden Eindringlingen, die ihrem Volk das Land gestohlen hatten. Sie konnte sich vorstellen, wie er beim Töten lachte. Dieses Bild ließ ihre Stimme schärfer klingen, als sie es beabsichtigt hatte: »Gute Nacht, Cael.«
    Überrascht schaute er sie an, ging jedoch, ohne etwas zu erwidern, zu seinem Schlafsack, während sie ihm den Rücken zuwandte und auf Zel und Bramble zuschritt. Bramble weinte lautlos; ihr rannen die Tränen die Wangen herab,
während ihr Gesicht unbewegt blieb. Es war ein schrecklicher Anblick, und Zel hatte sich zusammengekrümmt, um Bramble nicht anschauen zu müssen. Sie kämpfte ihrerseits gegen die Tränen an.
    Martine überkam erneut das Gefühl, dass das, was Bramble mitmachte, vollkommen widernatürlich war und nur Leid mit sich bringen würde. Saker, dachte sie, Falke, Raubvogel - du hast mehr Menschen verletzt, als dir klar ist.
    Sie blieb bei Bramble, während Zel sich am Waldrand erleichterte, ging dann selbst und sammelte auf dem Rückweg Kiefernnadeln als Zunder. Den Sternen

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