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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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sommersprossige Kinder ihnen um Hausecken herum nachschauten.
    »Sie heißen hier nicht Katzen und Hunde«, sagte Ash zu Flax, während Cam nach einem gestreiften Köter auskeilte. »Sie heißen Mäusejäger und Rattenfänger. Ihre Aufgabe ist es, Schädlinge vom Korn fernzuhalten.«
    »Sehe ich vielleicht aus wie eine Ratte?«, wollte Flax wissen. Dann lachte er. »Sag jetzt lieber nichts!«
    Die Bauern und ihre Frauen arbeiteten draußen auf den Feldern und pflanzten die zweite Frühjahrssaat an, hackten Gemüsereihen und kümmerten sich um die wenigen neuen Kälber und Lämmer. Hier, wo das meiste Land mit Weizen, Hafer und Mais bepflanzt wurde, gab es keine großen Viehweiden.
    Die schwarzen Felsaltare waren rar und weit verstreut, aber in einem Hain an einer Flussbiegung stießen sie auf einen und opferten beide eine Haarlocke als Dank für ihre Rettung auf dem Plateau. Ash betete für Sully, den Mann, den er getötet hatte und der gestern zum Wiedergänger geworden sein mochte. Er hoffte, dass Sullys Geist Frieden finden würde, auch wenn er, sein Mörder, nicht da gewesen war, um Wiedergutmachung anzubieten.
    Sully Wiedergängertum veranlasste ihn, wie schon so oft, über die Finsternis nach dem Tod und das Tor zur Wiedergeburt nachzudenken. Sein Vater hatte ihm erzählt, dass diejenigen, die es verdient hatten, wiedergeboren würden. Wiedergeburt wurde mit Mut, Mitgefühl und Beharrlichkeit erworben, mit Toleranz, Freude und Großzügigkeit. Es gab da
ein Lied … Ash hörte auf, an das Lied zu denken, weil jeder Gedanke daran, wie sein Vater ihm etwas beibrachte - oder etwas nicht beibrachte -, dazu führte, dass sich sein Magen verkrampfte. Wiedergeburt - denk über Wiedergeburt nach. Die Götter sagten, es stimme, lehnten es jedoch ab zu sagen, wie oder wann jemand wiedergeboren werden würde, und erwähnten auch nie das frühere Leben von jemandem. Als er eines Morgens in der Küche im Hidden Valley gemeinsam mit Elva abgewaschen hatte, hatte diese ihm erzählt, die Götter sagten dazu: »Genieß das Leben, solange du einen Körper hast.« Niemand wusste mit Bestimmtheit, ob die Wiedergeburten endlos waren oder ob es irgendwie irgendwann einmal damit aufhörte. Einige meinten, wenn man gut genug und weise genug und freundlich genug wäre, würde man schließlich zu einem einheimischen Gott. Elva habe diesbezüglich gefragt, hatte sie erzählt, aber die Götter hätten bloß gelacht, und das konnte alles Mögliche bedeuten.
    Sie machten in einem Dorf Halt, um Vorräte zu kaufen. Ash schaute düster drein, während Flax freundlich und umgänglich mit den Standbetreibern des Marktes verhandelte. Kein Zweifel, er bekam einen besseren Preis, als Ash ihn erzielt hätte, und der Mann steuerte als Zugabe noch den Witz bei, sie sollten sich von dem schwarzen Hund fernhalten, einem Geist, der einen in die Irre führte.
    Flax lachte und hob zum Abschied die Hand. Ash erkannte, dass der Groll, den er hegte, nicht bloß daher rührte, dass hellhaarige Menschen so anders behandelt wurden. Er ärgerte sich auch über den ungezwungenen Umgang, den Flax mit Menschen pflegte, über seine Selbstsicherheit, seine feste Überzeugung, dass ihn jeder mögen würde, weil ihn immer schon jeder gemocht hatte.
    Er unterdrückte das Gefühl. Warum sollte er Flax beneiden?
Nach allem, was er wusste, hatten Flax’ Eltern ihn schließlich schon allein mit seiner Schwester auf die Straße geschickt, als er erst zwölf war. Seine Eltern hatten immerhin gewartet, bis er alt genug war, um für sich selbst zu sorgen. Sicher, Flax hatte Zel … Ja, er war mit Sicherheit besser dran als Flax, dachte er und lächelte in sich hinein. Die arme Zel machte sich Sorgen um ihr kleines Küken, das losgezogen war, um die Welt zu erkunden.
    Die Menschen der Far North Domain hatten Steine von ihren Feldern gesammelt und sich mit diesen ihre Häuser gebaut, ihre Speicher und Stauwehre entlang der langsam dahinfließenden Flüsse und Kanäle für die Wassermühlen geschaffen, die ihr Korn mahlten. Fähren, Brücken oder Furte benötigten sie nicht. Die Pferde wurden bei der Durchquerung lediglich bis zu den Knöcheln nass, und Ash und Flax brauchten keinerlei Zölle zu bezahlen.
    »Mir gefällt dieses Land!«, sagte Flax und stopfte sich eine Erdbeere in den Mund. Auch den Pferden gefiel es, und sie galoppierten unbeschwert auf dem Gras neben dem Pfad, sodass sie gut vorankamen.
    Ashs Börse war leer.
    Sie mussten sich Silber verdienen. Selbst Kupfer

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