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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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aufeinander. Nein. Er war kein Kind mehr, das sich erschrecken ließ. Nie wieder. Er war erwachsen und mächtiger, als es je ein anderer Zauberer gewesen war, nicht einmal Freite. Er hatte gesehen, dass sie die Geister gezähmt hatte. Dann würde auch er dazu im Stande sein.
    Allerdings hatte Freite sie mit Musik besänftigt, mit Pfeifen und Flöten, und Saker war so unempfänglich für Musik, wie er auch gleichgültig gegenüber dem Tanzen war. Ihren Zauber, die fünf sich wiederholenden Töne, konnte er nicht verwenden. Doch er konnte die richtigen Worte finden, die richtigen Klänge anschlagen, die genauso funktionieren würden. Verzweifelt dachte er nach, schneller als je zuvor in seinem Leben, während sie herabstürzten und über seinem Kopf laut höhnten.
    »Gib uns Nahrung, Zauberer!«, schrien sie. »Füttere uns mit Fleisch und Seelen!«
    Saker hielt inne. Sie füttern? Das hatten sie auch von Freite gefordert, und diese hatte ihnen, das wusste er, Landstreicher und ungewollte Kinder ausgeliefert. Weil sie das zwanghafte Bedürfnis empfand, ihre Geheimnisse für sich zu bewahren, hatte sie ihn von diesen Zeremonien ausgeschlossen, aber er konnte sich gut vorstellen, was dabei geschehen
war. Vielleicht brauchte er sie ja überhaupt nicht zu fürchten.
    Einmal hatte sie ihm erzählt, die Geister könnten nichts annehmen, was ihnen nicht gegeben wurde. »Zumindest gilt das auf besiedeltem Land«, hatte sie gesagt. »Ihnen wurde von einer Zauberin ein Verbot auferlegt. Meiner Überlieferung zufolge hat dieses Verbot eine Frau namens Tern erlassen, aber wo sie lebte und wie lange das her ist, weiß ich nicht.« Sie hatte gelächelt, jenes Lächeln, mit dem sie ihm immer einen Schrecken einjagte. »Sie können nicht nehmen, aber man kann sie füttern. Sieh dich vor, Kind.«
    Er schüttelte die unangenehmen Erinnerungen ab.
    »Noch nicht«, antwortete er den Windgeistern.
    »Wann? Wannnnn?«, krächzten sie.
    »Bald«, sagte er. »Bald.«
    Er war beunruhigt und unsicher. Fleisch konnte er ihnen im Überfluss zur Verfügung stellen. Sie konnten so viel Fleisch von Actons Leuten fressen, wie sie nur wollten. Aber Seelen? Nun begriff er, was das »Schlimmere« war, womit Freite gedroht hatte. Wenn einem die Seele zerfressen wurde …
    Sollte er sie auf die Leute des Kriegsherrn hetzen? Sollte die Rache so weit gehen? Er war sich unsicher. Er wusste nicht, wie er sich entscheiden sollte.
    Aber wenn er sie bändigen wollte, sollte er besser einen Zauber finden, der funktionierte. Sonst würden sie sich gegen ihn und auch gegen seine Geister wenden. Die Körper der Geister mochten unangreifbar sein, aber was war mit ihren Seelen? Möglicherweise waren sie sogar noch verletzlicher gegenüber den Windgeistern als Lebende. Das durfte er nicht riskieren. Die Gefolgsleute des Kriegsherrn würden nicht nur ihr Leben verlieren müssen, sondern auch ihre Chance auf Wiedergeburt. Außer, ihm würde noch der richtige Zauber einfallen.

Martine
    Sie ließen die Ansiedlung der Valuer früh am Morgen hinter sich. Apple scheuchte sie noch vor der Dämmerung aus dem Bett, und sie brachen auf, sobald sie gefrühstückt hatten.
    Mit einem Kriegsherrn zu reisen war einfach, stellte Martine fest. Niemand schaute eine dunkelhaarige Frau in Begleitung eines Kriegsherrn schief von der Seite an. Wenn sie vor Gasthöfen anhielten, um die Pferde zu tränken, tauchte das Essen wie von selbst auf, und Wagen wichen an den Straßenrand aus, um sie vorbeizulassen. Sogar vor Arvid, der wahrscheinlich ein so freundlicher Kriegsherr war wie kein anderer, machten die Leute einen Diener, eine Verbeugung und waren so unterwürfi g wie jeder kluge Mensch, wenn er einer Gruppe Bewaffneter begegnete. Je weiter der Tag voranschritt, desto wütender wurde Martine und bemerkte, dass es Zel ebenso ging.
    Martine lenkte ihr Pferd neben Zels Fuchs, und die beiden ließen sich ein wenig von der Gruppe zurückfallen, um sich in Ruhe unterhalten zu können. Trine, nach wie vor an einem Führzügel, kam auf gleiche Höhe, doch zu Martines Überraschung versuchte sie weder zu beißen noch zu treten. Vielleicht akzeptierte sie Zel allmählich.
    »Es beschert mir einen schlechten Geschmack im Mund«, sagte Zel und wies dabei auf eine Gänsemagd, die sich gerade tief zu einem Hofknicks verbeugte. Martine stellte fest,
dass sie das Bedürfnis verspürte, Arvid zu verteidigen, was lächerlich war. Sie wechselte das Gesprächsthema. »Die Valuer wollen Kriegsherrn

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