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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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abschaffen«, sagte Martine. »Wirst du dich ihnen anschließen?«
    Zel gab keine Antwort. Sie war von ihrem Wesen her niemand, der sich anderen anschloss, das war klar. Sie beugte sich zu Trine, um sie zu tätscheln, womit sie nicht nur das Pferd, sondern auch sich selbst beruhigen wollte. Trine reagierte mit einem Schnauben auf ihre Berührung, biss jedoch nicht nach ihr. Vielleicht tat es ihr ja gut, mit Zel zusammen zu sein, wieder jemandem, dem sie vertrauen konnte. Sie alle bekamen eine Lektion in Vertrauen erteilt, dachte Martine, sie selbst eingeschlossen.
    Es waren zwei Tagesritte bis Foreverfroze, sodass sie über Nacht in einem Gasthof, der ausschließlich von Reisenden Richtung Hafen benutzt wurde, Rast machten. In der Umgebung gab es so gut wie kein Dorf, und die Landschaft bestand aus nichts anderem als Wald. Die Straße war hier nur so breit, dass ein Wagen sie passieren konnte. Der Boden zu beiden Seiten der Straße war auf Arvids Anordnung auf Pfeilschussweite gerodet worden. So sollte verhindert werden, dass Handelsgesellschaften von Straßenräubern überfallen wurden.
    Sie aßen in der Gaststube. Martine setzte sich so weit von Arvid weg wie möglich, doch das Feuer in ihr versetzte sie nach wie vor in Aufruhr. Jedes Mal, wenn sie ihn anschaute oder seine Stimme vernahm, tobte in ihr ein Sturm. Als sie sich Apfelmost einschenkte, zitterte ihre Hand vor Begehren, und sie stellte den Krug schnell ab, um es zu verbergen. Dies war noch schlimmer als ihre Vernarrtheit in Cob. Damals konnte sie noch als Entschuldigung ihre Jugend geltend machen. Das Feuer nahm bittere Rache. Sie ging früh auf ihr Zimmer und ignorierte Arvids Versuch, ihren Blick einzufangen.

    Was tat sie hier?, fragte sich Martine, während sie in ihrem Schlafgemach stand und auf ihr leeres Bett starrte, zu ruhelos, als dass sie sich hätte hinlegen können.
    Bei ihrer und Ashs Abreise aus Turvite hatte sie die Absicht gehabt, in das Hidden Valley zu gehen, um Elva und Mabry zu besuchen. Das hatte sie auch getan, und der Winter, den sie dort mit ihnen und dem Neugeborenen verbracht hatte, war eine goldene Zeit gewesen, trotz des dunklen Schattens der Geister, der über ihnen schwebte. Aber seit sie das Tal auf Befehl der Götter wieder verlassen hatten, bewegte sie sich lediglich planlos von einem Ort zum anderen, ohne jede Vorstellung, was sie eigentlich vorhatte. Auf Bramble zu stoßen, sie zu der Quelle der Geheimnisse zu bringen, die Reise in den Großen Wald, Bramble auf ihre geheimnisvolle Reise zu schicken, ja sogar nach Foreverfroze zu reiten, das alles hatte noch Sinn ergeben, weil sie Verantwortung übernommen hatte, erst für Ash und dann für Bramble.
    Was aber tat sie nun hier, da Ash in die Tiefe und Bramble nur die Götter wussten wohin gegangen war? Ihre Fähigkeiten wurden nicht mehr gebraucht - Safred konnte besser in der Zukunft lesen als jeder andere. Ihre Rolle bei diesem von den Göttern betriebenen Versuch, Saker aufzuhalten, war wahrscheinlich vorbei, sobald sie Bramble Actons Brosche übergab.
    Martine war es gewöhnt, ihr Leben selbst zu bestimmen. Nun fühlte sie sich verloren, und das passte ihr nicht. Sie setzte sich auf die Bettkante und zog sich den rechten Stiefel aus. In diesem Moment fiel ihr Blick auf die Sohle. Sie war um den gesamten Rand herum wie abgefressen, als hätten Ratten sie sich vorgenommen, und die Unterseite war übersät mit Löchern. Verblüfft starrte sie sie an. Plötzlich ging ihr ein Licht auf. In diesen Stiefeln war sie zum Obsidian Lake
gegangen, und zwar nicht nur einmal, sondern sechsmal, und das hier war das Werk des Wassers. Es hatte gegerbtes, hartes Leder zerfressen, wie es Vitriol tat. Als sie sich noch einmal daran erinnerte, wie Zel und sie sich von dem Feuer an den Rand der Insel geflüchtet hatten und die Wasserwand aufgestiegen war, lief ihr ein Schauer über den Rücken. Wäre das Feuer nicht so schnell niedergebrannt und wären sie ins Wasser geflüchtet, würden Zel und sie jetzt mindestens so schlimm aussehen wie die Sohle dieses Stiefels.
    Martine verspürte ein plötzliches Verlangen, nach Hause zurückzukehren, zurück ins Hidden Valley, um ihre Tochter und ihren Enkel zu beschützen. Aber sie hatte versprochen, sich mit Ash zu treffen, und dieses Versprechen würde sie auch halten.
    Am nächsten Tag ritten sie bei immer grimmigerer Kälte weiter. Obwohl es Sommer war, fegte ein Wind über das nie schmelzende Eis der Halbinsel Foreverfroze. Nichtsdestotrotz

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