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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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wimmelte das Land unter den Hufen der Pferde vor Leben. Als sie sich gen Norden in Richtung der Halbinsel wendeten, wurden die Bäume spärlicher und verkrüppelter, gebeugt wie alte Frauen, die ein Bündel Anmachholz mit sich herumschleppten. Unter den Bäumen hingegen wuchsen üppiges Gras und leuchtende Wildblumen, und ständig huschten kleine Tiere durch das Grün. In der Ferne sahen sie Elche und Rotwild äsen. Überall flogen Vögel und ignorierten sie, so als hätten sie keine Scheu vor ihnen, weil sie noch nie Menschen gesehen hatten. Seeschwalben, Schwalben und Reiher lebten an den hunderten von Teichen in den Niederungen, Falken rüttelten am blassblauen Himmelsgewölbe, Schwärme von Gänsen und Enten, Sumpfvögel, Moorhühner und Kraniche, sogar ein Albatross segelte hoch über ihnen und ließ sich vom Wind weit hinaus auf das Meer treiben.

    Martine war wegen des Windes froh über den Filzmantel, den Drema im Hidden Valley für sie angefertigt hatte. Es schien schon ewig her zu sein, obwohl sie erst vor knapp einem Monat von dort aufgebrochen waren. Eine Weile verbrachte sie in Gedanken damit, wie es wohl dem kleinen Ash ging und wie Elva mit dem Muttersein zurechtkam. Amüsiert wurde ihr klar, dass sie selbst nun Großmutter war … zumindest in ihren Gedanken.
    Entschlossen zwang sie sich, ihre Gedanken wieder auf das Hier und Jetzt zu richten. Immerhin hielt einem der Wind die Insekten vom Leib. Im Windschatten würden die Stechmücken bestimmt gnadenlos über sie herfallen.
    Als habe er darauf gewartet, dass sie ihre Gedankengänge beendete, lenkte Arvid sein Pferd neben das ihre und lächelte sie an. Das Lächeln zerriss sie in zwei Teile. Der eine Teil war voll lebenslangem Misstrauen: Was wollte ein Kriegsherr von einer Wanderin? Die Antwort darauf war leicht! Der andere Teil kam von tiefer in ihr, war jener Teil, der von dem Feuer wieder zu glühendem Leben erweckt worden war. Der einfache Weg war der, den das Feuer in ihr wollte. Es drängte sie dazu, ihn einfach vom Pferd zu zerren und sofort zu nehmen, hier auf dem Boden, vor aller Augen. Nein, lieber irgendwo, wo ihr beide für euch seid und er nicht abgelenkt werden kann, flüsterte die Stimme des Feuers ihr zu. Sie war immer überzeugter davon, dass dies ihre Bestrafung durch den Feuergott war - von einem Begehren gequält zu werden, das nie erfüllt werden konnte.
    Sein Lächeln war zaghaft, und er wirkte wie ein Sechzehnjähriger, der sich beim ersten Springtreefest seiner Tanzpartnerin näherte. In diesem Lächeln schwang eine Anmut mit, die entwaffnend war. Anmut war keine Eigenschaft, die sie mit Kriegsherren in Verbindung brachte.
    Aber er war auch ein erfahrener Verhandlungsführer und
zu gewieft, als dass er mit etwas Persönlichem begonnen hätte.
    »Safred ist immer noch bestürzt wegen eurer Freundin, die verschwunden ist«, sagte er, wobei er nach wie vor lächelte.
    »Bramble ist schwer einzuschätzen«, sagte sie und musste nun auch unwillkürlich lächeln.
    »Du kennst sie gut?«
    Martine dachte darüber nach. »Ich kenne sie noch nicht lange«, sagte sie. »Aber ich glaube, ich verstehe sie ein wenig.«
    »Safred hat mir von eurem Vorhaben berichtet«, sagte Arvid. Nun war sein Gesichtsausdruck vollkommen ernst.
    Martine war zunächst schockiert. Dann aber fragte sie sich, warum eigentlich. Sie würden jede Hilfe benötigen, die sie bekommen konnten, denn dieses Problem betraf ja die gesamten Domänen. Sie waren schließlich keine Spione, die auf geheimer Mission für ihren Herrn unterwegs waren. Natürlich hatte Safred es ihm erzählt. Zweifellos würden es ohnehin bald alle Kriegsherren erfahren. Sie informierten einander, wenn die Domänen bedroht wurden.
    »Glaubst du, dass Bramble dieser Aufgabe gewachsen ist?«, fragte Arvid.
    So konnte nur ein Kriegsherr reden, und Martine ärgerte sich darüber. »O nein. Ich glaube, sie macht bloß Urlaub«, sagte sie.
    Er zuckte zusammen. »Sie ist noch jung und hat womöglich Angst«, brachte er vor.
    »Ha! Die hat in ihrem ganzen Leben noch keine Angst gehabt«, entgegnete Martine. »Sie hat gesagt, sie habe einen kürzeren Weg gefunden. Wir treffen sie in Sanctuary. Na, und so sollten wir eben nach Sanctuary reiten.«
    » Wir ?«, fragte Arvid vorsichtig.

    »Safred, Zel, Cael und ich«, sagte Martine. Sie mied seinen Blick. Ob er anbieten würde, sie zu begleiten? Es war noch nie vorgekommen, dass ein Kriegsherr das Gebiet eines anderen Kriegsherrn ohne formelle Einladung

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