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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Ash im Hidden Valley. Ihr Haus war wie ein Bollwerk der Wärme und Geborgenheit gewesen, doch wo Geister Waffen trugen und sie einsetzten, um düstere Rache zu üben, war kein Ort sicher.
    Während sie überlegten, was sie tun sollten, löste sich der Nebel so schnell, wie er gekommen war, wieder auf, sodass Martine sich schutzlos und entblößt vorkam. Als der Mond hinter den Wolken verschwand, wurde es rasch dunkel. Martine graute es vor dem Rückweg über die scharfkantigen Felsrippen, welche die einzigen Trittsteine darstellten. Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie es überhaupt schaffen würde.
    »Wie?«
    Safred nagte an ihrer Unterlippe. »Die Götter sagen, ihr Geist sei jetzt im Wasser und das Wasser kenne ihr Blut. Wir können sie auf der Wasseroberfläche zurücktreiben lassen.«
    »Sie in den See legen?« Ein tiefer Widerwille erfasste Martine und ließ sie frösteln. »Ich glaube, da warte ich lieber hier bei ihr.«
    Safred wirkte ratlos, schüttelte jedoch den Kopf. »Die Götter sagen, dass sie hier nicht sicher sei. Dass … dass sie verbrennen könnte.«
    Aha. Martine atmete tief aus. Ja. Das war möglich. Am Abend der Frühjahrs-Tagundnachgleiche, an einem schwarzen Felsaltar war das sehr gut möglich. Aber das konnte sie Safred nicht erklären.
    »Du weißt, was sie meinen«, sagte Safred vorwurfsvoll.
    »Wenn sie hier den ganzen Tag in der prallen Sonne liegt, dann wird sie verbrennen.« Das war zwar keine Lüge, doch auch nicht die Wahrheit, die Safred hören wollte. Bevor
Safred eine weitere Frage stellen konnte, fuhr Martine fort. »Sagen die Götter, ob wir uns auch zurücktreiben lassen können?«
    Safred erschauderte. »Nein. Nein. Auf keinen Fall, sagen sie. Wir müssen gehen. Aber sie wird treiben.«
    Martine löste ihren Gürtel und band ihn Bramble um die Brust. Auffordernd streckte sie die Hand aus, und nach einem Moment der Verwirrung legte auch Safred ihren Gürtel ab und reichte ihn ihr. Martine verknotete sie miteinander und zog dann an Brambles Schultern, während Safred an ihren Beinen schob. Sie zerrten sie den glasigen Felsen hinab zum Ufer. Ihre seherischen Fähigkeiten hatten Martine sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass das Wasser gefährlich war, aber sie waren wegen der Götter hier, und nun war es zu spät, um ihnen den Gehorsam zu verweigern.
    »Eins, zwei, drei«, zählten sie. Dann ließen sie Bramble ins Wasser gleiten. Auf deren Gesicht zeichnete sich zunächst ein Ausdruck von Panik ab, doch dann verschwand dieser wieder, und Bramble trieb sanft dahin, sanfter, als es eigentlich möglich war. Es war, als stütze das Wasser sie. Sie schwamm hoch genug, um über die Felsgrate, die knapp bis unter die Oberfläche reichten, zu treiben. Ihr Mund befand sich über der Wasseroberfläche.
    Martine gab Safred ein Zeichen vorzugehen. Dann nahm sie die beiden Gürtelenden und trat auf den ersten Felsring. Als habe diese Bewegung es ausgelöst, trat der Mond hinter den Wolken hervor, und der See wurde von einem glänzenden Licht erhellt. Martine zog an dem Gürtel, woraufhin Brambles Körper mit sanften Bewegungen vorantrieb, bis ihr Kopf leicht gegen Martines Fuß stieß. Es war, als zöge man eine Leiche.
    Der Rückweg blieb Martine als die seltsamste Zeit ihres Lebens in Erinnerung. Bramble lag wie tot da, und Martine
hatte das Gefühl, als zöge sie den Tod selbst, das Leben, Erinnerung, Mut und Kummer, alles in einem. Der See war ruhig, die kleinen, von Martines Schritten verursachten Wellen klatschten sanft gegen ihre Stiefel. Das Mondlicht warf lang gezogene Schatten, sodass sie eine Riesin zu sein schien, die über die Oberfläche eines Ozeans schritt und dabei nicht von Fels zu Fels schritt, sondern auf einer elementaren Macht jenseits ihres Vorstellungsvermögens. Während sie auf dem Weg zum Altar gestrauchelt war und geschwankt hatte, ging sie nun mühelos, fand bei jedem Schritt den perfekten Halt auf der nächsten Felsrippe. Sie hatte den Eindruck, als bewege sich das Ufer auf sie zu, würde größer und breiter, so lange, bis sie jedes Gefühl für Größe verlor, bis die Bäume so groß wie Berge wirkten und der Rand der Seeschüssel sich wie ein Kliff vor ihr auftürmte, zitternd im Licht des Mondes.
    Ein anderes Gefühl, ein älteres und vertrautes Gefühl, sagte ihr, dass es falsch war, sich in der Nacht der Frühjahrs-Tagundnachtgleiche vom Altar zu entfernen. Dass sie nach wie vor etwas zu erledigen habe. Später, beschied sie dieser Stimme, und bei

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