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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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ausgestreckten Hand hielt. Das andere Kind streckte seinerseits die Hand aus, um mehr zu bekommen.
    »Teil mit Baluch, Acton«, sagte Asa. Acton streckte die Zunge heraus und schüttelte den Kopf. Elric lachte und reichte Baluch ein weiteres Stück Brot.
    »Du bist zu nachsichtig mit ihm, Elric Elricsson«, sagte Asa mit gespielter Strenge. Elric duckte sich und fuhr lächelnd damit fort, seine Suppe mit beiden Jungen zu teilen. Acton baumelte mit den Beinen und griff nach dem Löffel.
    »Nein, Act’n«, sagte Elrics Kind. »Papas Löffel!«
    »Das ist richtig, Baluch!«, sagte Asa und brachte Acton dazu, Elric den Löffel wiederzugeben.
    »Sag mir Bescheid, wenn du genug von ihm hast«, sagte sie zu Elric und ging zurück in die Küche.
    »Das Baby umwerben, damit du die Mutter bekommen
kannst, hä?!«, kicherte Ragni. »Nun, deine eigene Frau liegt lange genug im Grab, das ist mal sicher. Es ist keine schlechte Idee, Junge, aber da wirst du schon mehr unternehmen müssen, als Suppe zu teilen. Sie ist immer noch die Tochter des Stammesführers, und der hat sich in den letzten Jahren mit Ruhm bekleckert.«
    Elric wurde knallrot vor Verlegenheit. »Jawohl«, sagte er. »Ich weiß. Deswegen bin ich auch im Frühling weg.«
    »Und versuchst, dich ebenfalls mit Ruhm zu bekleckern? Pass nur auf, dass du dich nicht mit deinem eigenen Blut und deinen Eingeweiden bekleckerst. Ruhm ist manchmal sehr teuer.«
    »Es ist mir gleich, wie teuer er ist«, sagte Elric mit Blick auf die Küche. »Was immer sie kostet, sie wird es wert sein.« Bramble spürte jenen Schauer, der bedeutete, dass die Götter zuhörten, und trauerte um den jungen Mann. Ein solcher Schwur brachte nie etwas Gutes hervor.
    Dann stieg das Wasser wieder an, und der Anblick des kleinen Jungen mit den goldenen Haaren, der gerade das Gesicht in der Suppenschüssel versenkte und laut schlürfte, verschwamm. Obwohl ihr bewusst war, dass sie keinen eigenen Körper hatte, musste sie nun irgendwie lächeln. Es war schwer zu glauben, dass dieser kleine Spitzbube zu dem Mörder und Plünderer heranwachsen würde, von dem man sich erzählte. Zu dem Mann, der tausende abschlachten und dabei lachen würde und der dann dieses ganze System von Kriegsherren aufbauen würde, unter dessen Knute ihr Land nach wie vor stand. Bramble spürte, wie ihr das Lächeln verging, und dann wurde jede Gefühlsregung überschwemmt, während Welle um Welle über ihr zusammenschlug, so lange, bis sie gar nichts mehr spürte und nur noch die Schwärze unendlich tiefen Wassers sah.

    Als Erstes konnte sie wieder hören. Ein Keuchen, das dumpfe Geräusch von Schritten auf Erde und ein Rascheln, das Bramble nicht einordnen konnte. Sie bewegte sich schnell und verlagerte dabei ihr Gewicht von der einen zur anderen Seite. Das Keuchen war ihr Atem, der ihr laut in den Ohren klang. Sie hielt etwas in der Hand.
    Sie konnte genau in dem Moment wieder deutlich sehen, als ein Schwert auf ihren Kopf niederfuhr, genau wie das Schwert, mit dem Thegans Mann auf sie eingeschlagen hatte, aber hier war nun kein Ash, der sie retten konnte. Ihr blieb keine Zeit, etwas zu empfinden, nicht einmal Angst. Bevor sie reagieren konnte, riss ihr Körper die Arme hoch und blockte den Hieb mit dem eigenen Schwert ab. Es war aus Holz, nicht aus Stahl. Es war auch kein Gefolgsmann eines Kriegsherrn, der sie angriff, sondern ein Junge, acht oder neun Jahre alt. Ein Junge mit schulterlangem goldenem Haar, das an den Seiten zu zwei Zöpfen zusammengebunden war.
    »Ha!«, rief er und machte einen Satz nach vorn. Die Spitze seines Schwerts traf Bramble - traf den Jungen, den Bramble bewohnte - direkt unter dem Brustbein. Er trug eine gepolsterte Jacke, aber es tat dennoch weh. Sie spürte, wie ein Schmerzensschrei sich einen Weg durch die Kehle bahnte und wie der Junge versuchte, diesen zu unterdrücken. Das konnte sie gut verstehen. Keine Furcht zeigen. Keine Reaktion denen zeigen, die dir wehtun. Sich nicht von Acton, dem Tyrannen, einschüchtern lassen.
    Dann grinste Acton und legte seinem Gegner die Hände auf die Schultern. Er war zwar nicht viel größer, wirkte jedoch wesentlich kräftiger.
    »Baluch, das war ein großer Kampf!«
    Der Junge lächelte breit. Bramble bemerkte, dass sie von einem Publikum umgeben waren, das aus anderen Jungen
und einigen wenigen Männern bestand, die nun alle begeistert mit den Füßen stampften und zugleich klatschten.
    Baluch hob anerkennend die Hand.
    »Wie lange habe ich durchgehalten,

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