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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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würde die Etikette nie so verletzen.«
    »Aber dein Mann hat selbst nach ihm geschickt«, wandte Matilda knapp ein.
    Adeliza errötete. »Das gebot ihm seine Ehre, genau wie sie ihm gebot, dir Hilfe und Schutz anzubieten. Das weißt du.«
    Eine Übelkeit erregende Mischung aus Wut und Schmerz brannte in Matildas Magen. Sie sprang abrupt auf und ging zur Tür.
    »Überlass das bitte Will«, hielt Adeliza sie scharf zurück. »Bleib hier.«
    Matilda fuhr herum. »Wie soll ich meinen Platz als Königin von England und Regentin meines Sohnes einnehmen, wenn ich mich in dieser Kammer einschließe und einen Mann für mich sprechen lasse?«, fragte sie mit eisiger Verachtung.
    »Du hast keine Wahl. Glaubst du, ich wollte, dass es so kommt?« Adelizas Kinn zitterte. »Weißt du nicht, was für eine Angst ich habe? Nicht um mich, aber um mein Kind und meinen Mann und vor allem um dich. Was soll bloß aus dir werden?«
    Ihre Worte trafen Matilda tief. »Ich bin eine Kaiserin und eine Königin«, fauchte sie. »Und ich lasse mich nicht zu irgendjemandes Schachfigur degradieren!«
    »Aber ich bin ebenfalls eine Königin, und du bist meine Tochter«, beharrte Adeliza. »Und du bist zuallererst Gottes Kind und Seine Untertanin.« Sie streckte ihre schlanke Hand nach Matilda aus. »Bitte überlass es Will – mir zuliebe.«
    Matilda verspürte den heftigen Drang, Adeliza anzuschreien, wusste aber, dass es zu nichts führen würde. »Also gut.« Sie bot all ihre Kraft auf, um sich zu beherrschen. »Aber ich werde meine Zofen anweisen, meine Sachen zu packen, denn es sieht so aus, als hätte ich eure Gastfreundschaft zu lange in An spruch genommen.«
    Will stieg vor dem Zelt des Königs ab und reichte einem Diener die Zügel. Der Morgennebel löste sich allmählich auf, und die Sonne kam zum Vorschein und erwärmte die kalte Luft. Will holte tief Atem, um sich zu wappnen, und folgte einem Diener zum König. Stephen stand an einem Becken mit glühenden Kohlen, wärmte sich die Hände und trank heißen dampfenden Wein.
    »Sire.« Will kniete auf dem dicken Pelzläufer nieder. Der Bruder des Königs, Henry, Bischof von Winchester, war gleichfalls anwesend und streckte Will die Hand mit dem Saphirring zum Kuss hin. Auch er musste erst vor kurzem eingetroffen sein, denn er trug silberne Sporen, und der Saum seines Umhangs war mit Schlamm bespritzt.
    Stephen gebot Will mit einer wütenden Geste, sich zu erheben.
    »Wie kommt Ihr dazu, Robert of Gloucester und die Gräfin von Anjou in Arundel zu beherbergen?«
    Will räusperte sich. »Der Earl of Gloucester befindet sich nicht mehr in Arundel, Sire.«
    »Und Ihr habt es nicht für nötig befunden, ihn festzuhalten?« Stephen warf ihm einen düsteren missmutigen Blick zu. Der Bischof senkte den Kopf und drehte seinen Ring hin und her.
    »Sire, ich hielt es für ehrenhaft, ihn unbehelligt ziehen zu lassen.«
    Stephen hob verdutzt die Brauen. »Tatsächlich?«
    »Er ist mein angeheirateter Stiefsohn und der Sohn von König Henry. Meine Ehre gebietet es mir, die Verwandtschaftsbande zu respektieren und ihn in meinem Haus aufzunehmen. Es wäre unehrenhaft gewesen, ihn gefangen zu nehmen. Wäret Ihr eingetroffen, als er sich noch unter meinem Dach aufhielt, hätte ich zwischen meinem Eid Euch gegenüber und meiner Pflicht gegenüber einem Gast der Familie wählen müssen.«
    »Aber warum habt Ihr ihn überhaupt erst bei Euch aufgenommen?«, fauchte Stephen. »Warum in Gottes Namen habt Ihr ihn unbehelligt an Land gehen lassen und ihm Zutritt zu Eurer Burg gewährt? Was nützt es denn, alle zu äußester Wachsamkeit aufzurufen und die Küste im Auge zu behalten, wenn Ihr ihm eine Hintertür öffnet? Entweder habt Ihr Stroh im Kopf, Mylord, oder ich sollte Euren Namen auf die Liste der Abtrünnigen setzen.«
    Wills Schultern strafften sich. »Sie wären all Eurer Vor sichtsmaßnahmen zum Trotz in England an Land gegangen. Meine Frau dachte, sie könnte die Kaiserin zur Vernunft bringen, wenn sie von Mutter zu Tochter mit ihr spricht.«
    Stephen runzelte zweifelnd die Stirn. »Und ist ihr das gelungen, Mylord?«
    Will verzog das Gesicht. »Matilda hat festgefahrene Ansichten, aber Adeliza gibt nicht auf.«
    »Und könnte vermutlich genauso gut gegen eine Wand reden. Ihr hättet nicht zulassen sollen, dass Robert of Gloucester Arundel verlässt.« Stephen leerte seinen Weinbecher und schmetterte ihn auf den Tisch. »Wenn ich Euch befehle, mir die Kaiserin auszuliefern, werdet Ihr dann

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