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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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eingehend.« Er verbeugte sich vor ihr und wandte sich zum Gehen, blieb aber auf der Schwelle stehen. Er war zwischen der Loyalität, die er Stephen schuldete, und der aus den verwandtschaftlichen Banden zwischen ihr und Adeliza entstandenen Verpflichtung gegenüber Matilda hin und her gerissen. Ehe er es sich anders überlegen konnte, bot er ihr an:
    »Wenn sie für Euch von Nutzen sind, könnt Ihr drei von meinen Pferden aus dem Stall holen. Der Kastanienbraune ist kräftig und kann leicht zwei Reiter tragen, der Rotbraune mit der Blesse ist ausdauernd, und der Graue ist bissig, aber ein Arbeitstier.«
    »Danke.« Ihre Augen glänzten feucht, und ihre Miene warnte ihn davor, dies zur Kenntnis zu nehmen.
    »Das ist das Mindeste und Letzte, was ich tun kann.«
    Sie schluckte. »Ich muss auch noch an Euer Wohlwollen appellieren und Euch um meiner Verwandtschaft mit Eurer Frau willen bitten, Euch für meine Garnison und die Mitglieder meines Haushalts einzusetzen, die noch in der Burg festsitzen.«
    »Ich werde tun, was ich kann.« Er kehrte in das Gästehaus zurück, und als seine Männer ihn fragten, was vorgefallen war, speiste er sie mit einer unverbindlichen Antwort ab, legte sich auf seine Matratze und kehrte ihnen den Rücken zu.
    Am Morgen waren die Kaiserin und ihre Begleiter fort. Frisch gefallener Schnee hatte alle Spuren außer denen der Mönche ausgelöscht, die mitten in der Nacht vom Dormitorium zur Kapelle hinuntergegangen waren. Wären nicht sein kastanienbrauner Hengst und der rotbraune und der graue Wallach aus dem Stall verschwunden, hätte er den ganzen Zwischenfall für einen Traum gehalten. Aber so stand ihm ein langer Fußmarsch zurück nach Oxford bevor.

47
    Wallingford, Dezember 1142
    Matilda vermochte sich kaum noch im Sattel zu halten. Jeder Muskel ihres Körpers schmerzte vor Kälte, und sie kam sich vor, als sei ihr das Mark aus den Knochen gesaugt und durch Eis ersetzt worden. Sie hatten sich in dem Versuch, die Strecke zwischen Abingdon und Wallingford vor Tagesanbruch zurückzulegen, die ganze Nacht lang durch den Schnee gekämpft. Im Osten schimmerte schon graues Licht am Horizont. Vor einer Stunde hatte es aufgehört zu schneien, die Welt lag still und farblos da, nur das Knirschen des Schnees unter den Hufen der Pferde und das Klirren des Zaumzeugs waren zu hören.
    Endlich tauchten die Mauern und Türme von Wallingford Castle in der Dämmerung vor ihnen auf wie ein Entwurf auf dem Leinenstoff einer Stickerin. Matilda empfand tiefe Erleichterung, aber auch Kummer und Wut, denn die Burg versprach zwar Sicherheit, aber eigentlich war sie nur hier, weil sie eine Niederlage erlitten hatte.
    Vom äußeren Festungsring ritt ein Herold auf sie zu, um sie zu begrüßen und festzustellen, wer sie waren. Matilda wurde klar, wie seltsam ihre kleine Gruppe wirken musste. Jeweils zu zweit ritten sie auf einem Pferd, und der Wärme wegen waren sie noch immer in die provisorischen weißen Gewänder gehüllt. Sowie der Herold sie erkannte, hob er das Horn, das er bei sich trug, und blies dreimal kräftig hinein, woraufhin die Wächter sich beeilten, die Tore zu öffnen.
    Als Matilda Wallingford betrat, schaufelten Dienstboten gerade die Wege vom Schnee frei. Ein Stallbursche kam angerannt, um ihr die Zügel abzunehmen. De Bohun stieg ab und machte Anstalten, Matilda aus dem Sattel zu helfen, aber Brian kam ihr zuvor.
    Sie spürte den harten Griff seiner Hände, als er sie vom Pferd hob. Einen Moment lang standen sie so eng beieinander wie ein Liebespaar, dann trat er einen Schritt zurück. Nur ihr Atem vermischte sich noch in der Luft.
    »Herrin, ich weiß nicht, was los ist, aber ich danke Gott dafür, Euch zu sehen und zu wissen, dass Ihr in Sicherheit seid.« Er fiel auf die Knie und senkte den Kopf.
    Matilda hätte am liebsten laut geweint, unterdrückte diese Gefühlsregung aber mit aller Kraft. Alle anderen lagen gleichfalls auf den Knien.
    »Wallingford gehört Euch«, sagte Brian.
    Erneut setzte Schneefall ein; feine, leichte Flocken rieselten nieder. In Brians Augen las sie Erleichterung, Qual und all das Unausgesprochene, was zwischen ihnen stand. Sie begann leicht zu schwanken. »Ich möchte nur ins Warme«, bat sie mit gebrochener Stimme.
    Sofort machte er ein betretenes Gesicht. »Natürlich. Kommt ins Haus. Ich werde augenblicklich einen Boten nach Cirencester zu Lord Gloucester schicken. Er ist sicherlich noch nicht nach Oxford aufgebrochen.«
    »Dazu besteht auch kein Anlass mehr«,

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