Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
Vom Netzwerk:
Diener die Tische für die Hauptmahlzeit aufstellten.
    »Lass sie«, erwiderte er. »Sie hat den Schlaf dringend nötig.« Staunend fuhr er fort: »Weißt du, was sie getan hat? Sie ist aus einem Fenster von Oxford Castle geklettert, hat den zugefrorenen Graben und den Fluss überquert, ist zu Fuß nach Abingdon gelaufen und hat sich nachts bis hierher durchgeschlagen.«
    »Sie verfügt über viel Kraft und Mut.« Maude presste die Lippen auf den Kopf des Hundes.
    »Mehr als jeder andere, den ich kenne.«
    Maude schnaubte leise. Sie bewunderte die Kaiserin, dass sie um das kämpfte, was ihr rechtmäßig zustand. Aber Brian kam es nie in den Sinn, dass man dieselben Eigenschaften, die er bei ihr pries, auch für die Bewältigung des Alltags brauchte – sie musste Essensrationen bemessen und einen kühlen Kopf bewahren, während sie ständig von Feinden umringt waren und die Burg sich in einem halben Belagerungszustand befand. Monat für Monat, Jahr für Jahr. Manchmal kam sie sich vor wie ein Esel, der sich schwer mit Feuerholz beladen dahinschleppte, während Brian ihr keine Beachtung schenkte und nur Augen für die schmucken, schimmernden Pferde hatte, die mit klirrenden Glöckchen am Geschirr die Straße entlangtänzelten. Ihre Kraft wurde durch die Ankunft von Robert of Gloucester und seinem Gefolge aus Cirencester auf eine harte Probe gestellt. Es war nicht leicht, Unterkünfte und Verpflegung für so viele Menschen bereitzustellen, und sie hasste den ganzen Pomp und das Zeremonielle.
    »Wie lange wird die Kaiserin bleiben?«
    »So lange, wie sie es wünscht.« Brian warf ihr einen scharfen Blick zu. »Sie hat ein Anrecht auf jede nur erdenkliche Hilfe.«
    »Sie wird dich zerstören«, stellte Maude mit ruhiger Überzeugung fest. »Ich kann den Hunger in deinen Augen sehen.«
    Brian sah sie ungeduldig an. »Nein«, widersprach er. »Du verstehst nicht. Sie ist das, was mich am Leben hält.«
    »Dann solltest du dir eine andere Lebensquelle suchen, bevor es zu spät ist«, gab Maude zurück und verließ mit dem Hund in den Armen die Halle.
    Brian ballte erbost die Fäuste. Er wollte keine andere Lebensquelle, und es war bereits zu spät. Entweder würde sie ihn nähren, oder er würde sterben, und das frohen Herzens.
    Drei Tage später lag zwar noch immer viel Schnee, aber der Wind war nicht mehr so kalt, und es hatte nicht weitergeschneit. Matilda stand im äußeren Burghof und musterte die Pferde. Ihr Winterfell war dicht und weich, und ihr Atem bildete vor den Nüstern kleine Wölkchen.
    »Sucht Euch eins aus«, sagte Brian.
    Sie inspizierte die Tiere mit geübtem Kennerblick. Die meisten waren nach dem im Stall verbrachten Winter nicht in bester Verfassung, aber sie achtete auf andere Dinge. Sie wollte ein Pferd, das über Ausdauer, Schnelligkeit und ein ausgeglichenes Temperament verfügte.
    »Nur eines?« Sie bedachte Brian mit einem leisen Lächeln.
    Seine Mundwinkel krümmten sich nach oben. »Ich würde Euch gerne alle überlassen, aber Ihr könnt nur eines auf einmal reiten.«
    Matilda deutete auf eine Stute mit glänzendem goldbraunem Fell und heller Mähne und Schweif. »Dieses hier.«
    Brian ließ die Stute aufzäumen und mit einem Damensattel satteln. Matilda stieg von einem Holzklotz auf das Pferd und ließ es eine Runde um das Übungsgelände gehen. Die Stute hatte einen weichen Gang und war kräftig, neigte aber dazu, nach rechts zu ziehen, worauf Matilda nach einiger Zeit Rückenschmerzen bekam. Für eine längere Reise nicht geeignet, entschied sie, ritt zu Brian zurück und ließ sich von ihm beim Absteigen helfen. Sie zeigte auf einen grauen Wallach. »Jetzt dieses.«
    Brian lächelte schief. »Habt Ihr vor, sie alle durchzuprobieren?« Er gab dem Stallburschen ein Zeichen, woraufhin er den Wallach sattelte.
    »Zumindest so viele, bis ich das richtige gefunden habe.« Sie warf ihm einen Seitenblick zu.
    Brian registrierte erleichtert, dass ihre Augen wieder funkelten. Oxford und die Strapazen der Flucht hatten ihr stark zugesetzt. Obwohl sie viel geschlafen hatte, lagen noch immer dunkle Schatten unter ihren Augen. Doch der Blick, den er gerade aufgefangen hatte, war ein Zeichen dafür, dass ihre Lebensgeister langsam wieder erwachten.
    Matilda prüfte noch andere Pferde, entschied sich aber schließlich für den Grauen.
    »Es bleibt bei diesem.« Sie lenkte den Wallach zu Brian zur ück und tätschelte ihm den Hals. »Der Rotschimmel ist zu eigenwillig. Ein Mann würde wahrscheinlich sagen,

Weitere Kostenlose Bücher