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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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so ein Pferd kann mit Peitsche und Kandare gefügig gemacht wer den, aber warum soll man sich mit einem so widerspenstigen Tier abquälen, wenn eines bekommen kann, das einem keinen Ärger macht?«
    Brian strich dem Grauen über das Fell. »Zu schade, dass dieses Pferd nicht England ist.«
    »Allerdings«, stimmte sie zu.
    Brian nahm die Zügel und führte den Grauen mit Matilda im Sattel zum Stall zurück, wo er den Wallach an einen Pfosten band. Dann war er Matilda beim Absteigen behilflich. Einen Moment lang standen sie eng aneinandergeschmiegt da. Seine Hände ruhten auf ihrer Taille. Sie berührte seine Wange, und er drehte den Kopf so, dass seine Lippen ihre Handfläche berührten. Er hielt ihre Finger fest, damit sie die Hand nicht wegziehen konnte.
    Matilda schloss kurz die Augen. »Brian«, flüsterte sie. »O Gott …« Sie entzog ihm ihre Hand und trat einen Schritt zurück. Ihre Glieder fühlten sich schwer und kraftlos an. Sie wollte seinen Mund und die Stelle unter seinem Ohr küssen, wo sich sein Haar lockte, wusste aber, wenn sie diese Grenze überschreiten würde, gäbe es kein Zurück mehr. Schon jetzt standen sie kurz vor einem Skandal. »Das darf nie sein«, hauchte sie, wandte sich unter Aufbietung all ihrer Willenskraft ab und eilte zum Bergfried zurück.
    »Ich habe dich nicht in Versuchung geführt«, sagte Brian bedrückt zu der Stelle, wo sie eben noch gestanden hatte. »Sondern mich selbst gemartert.«
    Matilda zog sich in ihre Kammer zurück, wusch sich Gesicht und Hände und vertauschte ihre festen Stiefel mit weichen Hausschuhen. Ich sitze in der Falle, dachte sie, hier in diesem Zimmer, in dem Brians Gegenwart überall spürbar ist und das mir weder Zuflucht noch Ruhe bietet. Das Reiten hatte ihre Lebensgeister für kurze Zeit wiederbelebt. Aber nun kam sie sich wie ein Gefangene vor, weil es ihr nicht freistand abzureisen, wann sie es wollte, und jeder ihrer Schritte beobachtet und bewertet wurde.
    Lady Maude trat ein. Ihr dunkles Gewand war wie immer mit Hundehaaren übersät und verströmte einen leichten Geruch nach Zwinger.
    »Es sind Herolde des Earl of Gloucester eingetroffen, Herrin«, verkündete sie. »Er wird gegen Mittag hier sein.«
    Eine Welle der Erleichterung erfasste Matilda, und ein erdrückendes Gewicht schien von ihrer Brust genommen worden zu sein. »Gott sei Dank! Das sind endlich einmal gute Nachrichten!« Wenn Robert hier war, würde Wallingford entfernt an einen Königshof erinnern, und sie konnte sich wieder ernsthaft Regierungsgeschäften widmen. Sie musste mit ihm sprechen und herausfinden, was sich in der Normandie ereignet hatte, und vor allem, wie viel Hilfe Geoffrey geschickt hatte, auch wenn er offenbar nicht selber gekommen war. Sie würden eine Bestandsaufnahme machen, die Truppen neu formieren, sich noch ein wenig erholen und ihre Lage realistisch einschätzen.
    Maude knickste steif. »Wenn Ihr mich jetzt entschuldigen wollt, Herrin. Die Burg wird bald aus allen Nähten platzen, und ich muss alles vorbereiten.«
    Ihre Stimme klang gleichmütig, doch Matilda spürte den Groll, der in dem ausdruckslosen Blick lauerte. »Danke«, erwiderte sie ruhig. »Ich weiß, was ich Euch zumute.«
    »Es ist meine Pflicht.« Maude hob stolz den Kopf. »Ich bin die Herrin von Wallingford, und das war ich schon zu der Zeit, wo Euer Vater seligen Angedenkens der gekrönte König war.«
    »Trotzdem bin ich Euch sehr dankbar.«
    Maude knickste erneut, diesmal so hölzern, als habe Matilda sie beleidigt.
    Matilda machte sich für Roberts Ankunft zurecht. Sie kleidete sich in ein Gewand, das sie in der Nacht ihrer Flucht aus Oxford als wärmendes Unterzeug getragen hatte. Es war aus roter Wolle, an Ärmeln und Ausschnitt mit dunkler violetter Seide eingefasst und mit Juwelen bestickt. Dazu trug sie den Saphirring ihres Vaters und einen großen schimmernden Rubin, der zu dem Kleid passte. Sie hatte aus Oxford auch ihre Goldblätterkrone mitgebracht, die sie jetzt aufsetzte. Darunter trug sie einen leichten Seidenschleier. Das Gewicht des Reifs auf ihrer Stirn übte eine beruhigende Wirkung auf sie aus und verlieh ihr eine königliche Würde.
    Ein Page kam, um ihr zu melden, dass der Earl of Gloucester und sein Gefolge eingetroffen waren und gerade im äußeren Burghof von ihren Pferden stiegen. Matilda strich ihr Kleid glatt und ging, von einer Mischung aus Erleichterung und nervöser Unruhe erfüllt, nach unten, um ihren Bruder zu begrüßen.
    Brian, der vorausgegangen war,

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