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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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Grauschimmel, von denen einer einen weich gepolsterten Damensattel trug. Will war ihr beim Aufsteigen behilflich und reichte ihr einen prall mit Silbermünzen gefüllten Beutel.
    »Du wirst ihn gleich brauchen.«
    Er hatte nicht nur den Bau der Burg geplant, sondern auch eine kleine Stadt, die sich ringsum erstrecken sollte, und ein Leprosorium. Das Hospital Saint Giles stand außerhalb der Stadtmauern und bestand aus Unterkünften für zwanzig Leprakranke. Es grenzte an eine kleine Kapelle, wo sie täglich den Gottesdienst besuchen konnten. Die weiß getünchten, strohgedeckten Häuschen standen für die Bewohner bereit. Während ihres Aufenthalts in Rising fiel Adeliza die Aufgabe zu, sie auszuwählen.
    Der Vorsteher des Hospitals und fünf Laienpfleger warteten vor der Kirche, um Adeliza zu begrüßen und den Beutel mit dem Silber als Almosen in Empfang zu nehmen. Adeliza richtete ein paar warmherzige Worte an sie und bat den Vorsteher, sie morgen aufzusuchen, damit sie über mögliche Verbesserungen sprechen konnten. Dann ritt sie in die Stadt und registrierte bewundernd, wie gut alles durchdacht war. Die kunstvoll verzierte Westfront der neuen, dem heiligen Laurentius gewidmeten Kirche ließ ihr Herz vor Freude überquellen. Sie warf Will einen dankbaren Blick zu, wusste sie doch, dass seine Bemühungen nicht nur eine gut gemeinte Geste waren, sondern von dem aufrichtigen Wunsch zeugten, Gott zu ehren.
    Von der Stadt aus war es nur ein kurzer Weg zur Burg, und nachdem sie den Graben überquert hatten, ritten sie durch den Torbogen.
    »Fallgitter!«, verkündete Wilkin stolz und deutete auf die eisernen Zacken über ihren Köpfen. »Das ist ein Fallgitter!«
    »Kluger Junge.« Will zerzauste den Lockenschopf seines Sohnes.
    »Fallgitter«, äffte Adelis, die im Karren saß, ihren Bruder zur allgemeinen Belustigung nach.
    Nachdem sie abgestiegen waren, betrachtete Adeliza die Burg. Das Vorgebäude war mit Blendbögen und geometrischen Mustern verziert, die denen an der Kirche glichen. Lustige Tiergesichter, von denen das rechte eine entfernte Ähnlichkeit mit Teri hatte, schmückten zwei Rondelle. Die großen Türen mit den schmiedeeisernen Beschlägen standen offen und gaben den Blick auf eine lange Treppe frei, die durch einen Bogen zu einem Vestibül führte.
    »Ich wollte dir einen Palast bauen«, sagte Will mit besorgtem Blick. »Hoffentlich gefällt er dir.«
    Ihre Kehle schnürte sich vor Rührung zu. Bei der Gestaltung der Außenfassaden hatte er – vielleicht mit Ausnahme der Rondelle – nur ihren Geschmack berücksichtigt. »Gefallen ist nicht das richtige Wort. Ich bin überwältigt«, gestand sie und betupfte sich mit dem Ärmel sacht die Augen.
    Er bot ihr seinen Arm, sie legte eine Hand darauf, und sie schritten, gefolgt von den Kindern und ihren Kinderfrauen, in höfischer Manier durch die Tür und die Stufen empor und gelangten in eine Vorhalle mit einer prachtvollen, sich überlappenden Bogenreihe. Dahinter lag die große Halle mit einer in der Mitte auf einem Steinblock errichteten Feuerstelle. An der hinteren Wand hing ein großer Wandbehang mit dem goldenen Albini-Löwen, auf dem darunter aufgebauten Podest standen zwei geschnitzte und bemalte Stühle.
    Adeliza war überwältigt. Ihr war, als säße sie an einem reich gedeckten Tisch, der sich unter so vielen köstlichen Speisen bog, dass schon der bloße Anblick satt machte.
    Hinter der großen Halle war die Kapelle, die nun in den vorherrschenden Farben Blau und Weiß in Anlehnung an den Umhang und den Schleier der Heiligen Jungfrau ausgemalt wurde. Auf dem Altar standen ein silbernes Kreuz und schwere Kerzenleuchter, darüber brannte eine Lampe.
    Adeliza konnte nur stumm den Kopf schütteln. Will breitete die Arme aus, sie schmiegte sich an ihn und barg den Kopf an seiner Brust.
    »Warum weint Mama denn?«, wollte Wilkin wissen.
    »Weil das hier eine große Überraschung für sie ist, mit der sie nicht gerechnet hat.«
    Wilkin runzelte die Stirn. »Ich mag Überraschungen«, sagte er. »Mama nicht?«
    »Doch, sie auch. Sie weint vor Glück. Und jetzt gibt Bernice euch etwas zu essen und zu trinken. Eure Mutter kommt später zu euch.«
    Die Frauen führten die Kinder hinaus, und Adeliza sank auf die Knie, um zu beten. Da er ihre Eigenheiten kannte, tat Will es ihr nach und wartete, bis sie ihre Gefühle wieder unter Kontrolle hatte.
    Endlich hob sie den Kopf und wischte sich über die Augen. »Jetzt muss ich ihm erklären, warum Menschen

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