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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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spürte, wie sich eine neuerliche Anspannung ausbreitete. Diese Neuigkeit bedeutete, dass William le Clito jetzt eine wesentlich größere Bedrohung für die Thronfolge darstellte als zuvor. Das Vexin würde es ihm ermöglichen, in die Normandie einzufallen. Viele der Männer hier hatten den Eid nur geleistet, um nicht Henrys Zorn auf sich zu ziehen, und könnten leicht wortbrüchig werden, wenn die Umstände le Clito in die Hände spielten. Wenn es zu einem Krieg in der Normandie kam, würden sie sagen, dass niemand, der bei klarem Verstand war, dem Banner einer Frau in die Schlacht folgen würde. Und dieses Vorurteil würde sich nur sehr schwer abbauen lassen.

7
    Westminster, März 1127
    Matilda hob den Kopf und lauschte dem Wind, der an den Fensterläden der Kammer der Königin rüttelte, in der sie mit Adeliza saß und nähte. Gelegentlich trommelte auch Regen gegen das Holz; es klang, als würde jemand Kies gegen ein Brett werfen. Hinter dem Gebäudekomplex bildete der Fluss eine brodelnde grüne Masse mit weißen Wellenkämmen. An solch einem Tag verließ man das Haus nur, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Der Frühling stand zwar vor der Tür, aber er ließ sich mit dem Anklopfen Zeit.
    Adeliza rückte näher an das Kohlebecken heran und befahl ihrer Zofe Juliana, für mehr Licht zu sorgen.
    »Heute Morgen haben meine Blutungen erneut eingesetzt«, verkündete sie in einem unbeteiligten Tonfall, während sie einen Seidenfaden in ihr Nadelöhr einfädelte.
    »Es tut mir so leid, das zu hören«, murmelte Matilda.
    Adeliza schüttelte den Kopf.
    »Ich muss mich damit abfinden, dass es nicht sein soll und Gott andere Pläne mit mir hat. Ich habe dem Erzbischof von Tours geschrieben und ihn um Rat gebeten, und er meint, ich sollte mich auf gute Taten auf Erden konzentrieren, die spirituelle Früchte tragen würden. Er sagt, Gott habe meinen Schoß verschlossen, damit ich der Welt ein unsterbliches Erbe anderer Art hinterlassen könne, und damit hat er Recht. Schluchzen und Hände ringen bringen nichts. Besser, ich widme mich der Aufgabe, Gutes zu tun. Ich habe schon damit begonnen, den Bau eines Leprakrankenhauses bei Wilton zu planen.«
    Matilda nickte verständnisvoll. So sahen die Pflichten von Königinnen aus, sie beschwichtigten Streithähne, stifteten Frieden zwischen verfeindeten Parteien, linderten durch Wohltätigkeit das Leid der Kranken und förderten die Kunst. All dies hatte sie selbst in Deutschland für Heinrich getan, während sie mit dem Umstand gehadert hatte, dass sie ihm keinen lebenden Sohn schenken konnte. Sie hatte darauf geachtet, immer beschäftigt zu sein, damit ihr keine Zeit zum Grübeln blieb.
    »Außerdem habe ich David of Galway beauftragt, die Lebensgeschichte deines Vaters aufzuschreiben.«
    »Wen?«, fragte Matilda.
    »Den kleinen Schreiber aus dem Gefolge deines Vaters.«
    »Ah.« Vor Matildas geistigem Auge entstand das Bild eines kleinen, kahl werdenden und dennoch jugendlichen Mannes mit Tintenflecken an den Händen – so wie bei Brian. Wenn nach dem Essen Geschichten erzählt wurden, hörten ihm die Leute am liebsten zu.
    »Das halte ich für eine ausgezeichnete Idee. Ich bin sicher, dass er hervorragende Arbeit leisten wird.«
    Adeliza verknotete den Faden.
    »Das bedeutet, dass Henry nicht in Vergessenheit geraten wird.« Eine Art bitterer Resignation schwang in ihrer Stimme mit. »Ich möchte seine Taten in einem literarischen Werk verewigen, das auch dann noch existiert, wenn wir alle nicht mehr sind.«
    Die Frauen blickten auf, als Adelizas Sekretär Master Serlo Brian FitzCount hereinführte. Er ging auf die beiden Frauen zu und verneigte sich mit grimmiger Miene.
    »Was gibt es, Mylord?« Adeliza bedeutete ihm, sich aufzurichten, und nickte zu dem gegenüberliegenden Fenstersitz hinüber.
    Er ließ sich darauf nieder und nahm seine vor Regentropfen glitzernde Kappe ab. Heute waren seine Stiefel blau geschnürt, was zu den blauen Verzierungen darauf passte, die Kappen bogen sich elegant nach oben.
    »Madam, Herrin, es tut mir leid, euch vom Tod des Grafen von Flandern in Kenntnis setzen zu müssen«, begann er. »Er wurde von seinen Dienern ermordet, als er in seiner Privatkapelle betete.«
    Matilda starrte ihn entsetzt an, Adeliza rang nach Luft und bekreuzigte sich.
    »Das ist Teufelswerk!« Sie presste eine Hand auf den Mund.
    Brian verzog das Gesicht.
    »Louis von Frankreich wird bei der Wahl seines Nachfolgers den Vorsitz führen, und William le Clito ist

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