Die Hueterin der Krone
und von Brian erwarte ich, dass er dir in jeder Hinsicht den Rücken stärkt.«
Brian schluckte. Die Spannung in der Kammer war fast greifbar zu spüren.
»Und was ist mit dem künftigen Mann meiner Schwester?« Roberts Gesicht glühte vor Freude. »Welche Rolle soll er spielen?«
Henry schüttelte den Kopf.
»Seine Rolle wird sich darauf beschränken, Kinder zu zeugen und Matilda militärischen Beistand zu leisten. Bezüglich der Regierungsgeschäfte hat er keinerlei Mitspracherecht.« Er schlug sich mit der Faust auf das Knie, und seine Stimme nahm einen barschen Klang an, während er von einem zum anderen blickte und ihre Reaktion scharf beobachtete. »Ich habe beschlossen, dass sie Geoffrey heiraten wird, den Erben von Anjou.«
Einen Moment lang vergaß Brian zu atmen, dann holte er zu schnell Luft und kaschierte seinen Schock mit einem Hüsteln.
»Geoffrey of Anjou? Aber er ist noch ein Junge!« Roberts Augen weiteten sich. »Vor gar nicht allzu langer Zeit hat er noch an der Brust seiner Amme gelegen!«
»Genau das ist der Punkt«, gab Henry zurück. »Er kann noch geformt werden und sich so an den Gedanken gewöhnen, dass er nie auf dem Thron sitzen wird.«
Brian rang um Fassung.
»Und Eure Tochter? Was wird sie sagen, wenn sie erfährt, dass sie ein halbes Kind heiraten soll, noch dazu den Sohn eines Grafen, wo sie doch selbst einmal Kaiserin von Deutschland war?«
»Sie wird tun, was ihr befohlen wird«, erwiderte Henry kurz angebunden. »Ich bin ihr Vater, und sie wird sich meinem Willen fügen. Außerdem wird sie nicht im Rang herabgesetzt. Geoffreys Vater wird nach der Hochzeit mit König Baldwins Tochter den Thron von Jerusalem besteigen, und es gibt kein bedeutenderes Königreich auf der Erde als die Stadt Gottes. Wenn Fulke of Anjou die Prinzessin heiratet, geht der Grafentitel auf Geoffrey über.«
»Aber er bekleidet trotzdem nicht denselben Rang wie sie oder ihr erster Mann.«
Henry maß Brian mit einem finsteren Blick.
»Habt Ihr das getan, als Ihr Maude of Wallingford geheiratet habt?«
Brian zuckte zusammen. Henry spielte nur allzu deutlich darauf an, dass er ihn sozusagen aus dem Nichts geholt und ihm zu seinem heutigen Status verholfen hatte und er einen großen Teil seines Wohlstands dem Umstand verdankte, als blutjunger Mann mit Maude verheiratet worden zu sein – obwohl er immer noch einige Jahre älter gewesen war als Geoffrey of Anjou.
»Meine Tochter wird die Notwendigkeit dieser Verbindung verstehen«, beharrte Henry. »Sie sichert meine südlichen Grenzen und verhindert, dass sich Anjou mit Frankreich verbündet. Stattdessen wird es in meinen Einflussbereich fallen. Wenn Matilda einen Sohn bekommt, wird er der Erbe von England, Anjou und der Normandie sein. Hier geht es um Größeres als um Geoffrey of Anjous Rang, und wie ich schon sagte, sein Vater wird König der heiligsten Stadt des Christentums werden.«
Robert biss sich auf die Oberlippe. Brian begriff durchaus die strategischen Vorteile dieses Plans, zu denen nicht zuletzt zählte, dass Anjou kein Verbündeter Frankreichs mehr sein würde, aber Henrys Forderung zu erfüllen würde Matilda schwer in ihrem Stolz treffen.
Robert warf beiläufig ein:
»Ich dachte einmal, du würdest meinen Vetter Stephen als deinen Nachfolger in Betracht ziehen.«
Henry musterte ihn nachdenklich.
»Ein vernünftiger Mann hält mehrere Pferde in seinem Stall, aber es gibt immer eines, das er am liebsten reitet.« Er streckte eine Hand aus, und seine Stimme wurde weicher. »Du bist der Sohn, der auf dem Thron Englands hätte sitzen sollen, wenn die Umstände anders gewesen wären. Mehr kann ich dir dazu nicht sagen.«
Robert lief rot an.
»Ich strebe nicht nach einer Krone, Vater.«
»Das weiß ich, und das ist auch einer der Gründe, weswegen ich darauf vertraue, dass du deiner Schwester und ihren Erben immer beistehen wirst. Es gibt nur wenige Menschen, denen ich ein so bedingungsloses Vertrauen schenken kann.«
Roberts Röte vertiefte sich.
»Die Blois-Sippe wird diese Verbindung nicht billigen. Die Beziehungen zwischen ihnen und Anjou sind angespannt. Wenn sie vor die Wahl gestellt werden, sich entweder Frankreich oder Anjou zu verpflichten, ist es gut möglich, dass sie sich für Frankreich entscheiden.«
Henrys ausgestreckte Hand ballte sich zu einer Faust.
»Es bleibt genug Zeit, um einen genauen Plan auszuarbeiten, aber ich muss schon jetzt das Fundament dafür legen, und dafür muss ich Anjou auf meiner Seite
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