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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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du mir gehorchst und dich widerspruchslos fügst.«
    Sie schluckte, unfähig zu glauben, dass er das von ihr verlangte.
    »Er ist noch ein Kind.« Ihre Lippen kräuselten sich. »Du willst, dass ich einen Knaben heirate, den Sohn eines gewöhnlichen Grafen? Du würdest deine eigene Tochter im Rang herabsetzen?«
    Sein Gesicht verdüsterte sich.
    »Hüte deine Zunge. Die Unterstützung von Anjou ist von elementarer Bedeutung für die Sicherheit unserer Herrschaftsgebiete. Die Jugend von Geoffrey of Anjou ist ein Vorteil. Er wird bald ein Mann sein.«
    »Aber jetzt ist er kein Mann, sondern ein unerfahrener Junge von … wie viel Jahren? Dreizehn?«
    »Fast vierzehn. Wenn ihr verlobt werdet, wird er ein akzeptables Alter erreicht haben.«
    Matilda stand langsam auf.
    »Tu mir das nicht an.«
    »Es ist deine Pflicht, Tochter.« Er stand gleichfalls auf. Sie war so groß, dass sie sich auf Augenhöhe befanden. »Du wirst tun, was ich sage. Was für einen Nutzen hättest du sonst für mich? Ich hätte dich genauso gut in einem deutschen Nonnenkloster lassen können. Eine bessere Partie kannst du nicht machen. Der Junge selbst zählt nicht, er soll nur für Söhne und Erben sorgen. Sowie dies geschehen ist, kannst du dein eigenes Leben leben.«
    Matilda unterdrückte einen Würgereiz. Sie konnte nicht fassen, dass ihr befohlen wurde, einen Jungen zu heiraten, der genauso alt war wie der pickelige Bursche, der die Latrineneimer ausleerte; sie kam sich vor, als hätte ihr eigener Vater sie mit Kot beschmiert.
    »Ich war eine Kaiserin, und du demütigst mich so«, fauchte sie. »Ich verweigere meine Zustimmung!« Wie immer, wenn sie verängstigt oder in die Enge getrieben worden war, wallte störrische Wut in ihr auf. »Kein Wunder, dass du nicht alle Barone informiert hast!«
    »Meine engsten Berater stimmen mit mir darin überein, dass es sich um einen klugen politischen Schachzug handelt«, stieß er zwischen den Zähnen hervor.
    »Aber von deinen engsten Beratern erwartest du, dass sie so denken wie du und allem zustimmen, was du sagst«, giftete sie. »Wenn du nur einen Zuchthengst willst, lassen sich doch wohl bessere Männer finden als ein grüner Junge wie Geoffrey of Anjou. Es ist töricht, mich nach Anjou zu schicken und so anderen den Weg frei zu machen, die nach deiner Krone trachten, und für einen Narren habe ich dich nie gehalten – bis jetzt!«
    »Bei Gott, diese Aufsässigkeit werde ich dir nicht durchgehen lassen!« Er hob seinen Stab und fuchtelte damit vor ihrem Gesicht herum. »Ich werde dich mit diesem Stock prügeln, bis du mir gehorchst, hörst du? Ich befehle dir, auf die Knie zu sinken und um Vergebung dafür zu bitten, dass du dich deinem Vater und Lehnsherrn widersetzt hast! Ich dulde kein solches Benehmen seitens meiner Untertanen, und ich werde es ganz sicher nicht bei meiner Tochter dulden, die ein Vorbild für alle anderen sein sollte!«
    Tränen brannten in Matildas Augen, aber sie weigerte sich, ihnen freien Lauf zu lassen, und fuhr fort, ihm die Stirn zu bieten.
    »Und inwiefern dient es dem Staat, wenn du mich mit einem angevinischen Balg verheiratest?«
    Er schlug ihr mit dem Handrücken so hart ins Gesicht, dass ein vernehmliches Knacken ertönte. Die Spatzen flatterten ängstlich zwitschernd auf.
    »Geh!«, fauchte er. »Geh mir aus den Augen und bitte Gott um Vergebung. Wir sprechen uns morgen wieder, und dann wirst du mir eine andere Antwort geben oder die Konsequenzen tragen, das schwöre ich dir bei allem, was mir heilig ist.«
    Matilda wandte sich ab, ohne zu knicksen, und schritt hoch erhobenen Hauptes davon. Ihre Wange fühlte sich nach dem Schlag taub an, und sie schmeckte Blut im Mund, weil ihre Zähne das weiche Innere aufgerissen hatten. Sie war völlig verwirrt. Als kleines Mädchen hatte sie nicht nach Deutschland gehen und heiraten wollen, aber sie war zu jung und machtlos gewesen, um sich zu widersetzen. Nun war sie alt genug, um sich zu wehren, aber immer noch machtlos, denn über welche Macht außer der, die sie durch einen Mann ausübte, verfügte eine Frau denn schon?
    Als sie die Kathedrale betrat, kam sie sich vor wie ein zu Stein erstarrtes Bildnis ihrer selbst. Wie konnte er nur! Wie sollte sie das ertragen, was ihr bevorstand? Sie kniete vor dem Altar nieder und versuchte sich zu sammeln, es als pflichtbewusste Tochter auf sich zu nehmen, sich dem Willen ihres Vaters zu beugen, aber alles in ihr lehnte sich dagegen auf. Sie war von einem so tiefen Schmerz und

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