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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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manipuliert werden.
    »Was sollen wir tun?«, fragte Stephen.
    Henry berührte die Juwelen an seinem Ärmel und strich mit den Fingerspitzen über die kalten Steine.
    »Findet vertrauenswürdige, diskrete und gleichgesinnte Männer und gewinnt sie als Verbündete, die uns zur gegebenen Zeit beistehen. Du verfügst über Charme und Mut, Bruder. Setze beides ein.«
    »Und was ist mit denen, die sich nicht überzeugen lassen?«
    Henry zuckte die Achseln.
    »Wenn wir geschickt und entschlossen vorgehen, werden das so wenige sein, dass sie nicht ins Gewicht fallen.« Er hob einen warnenden Zeigefinger. »Aber in dieser Angelegenheit dürfen wir nichts überstürzen. Wir müssen sorgfältig vorgehen, und das erfordert Zeit und Überlegung.«

10
    Rouen, Juni 1128
    Matilda schloss die Augen, holte tief Atem und sog den Weihrauchduft ein. Für gewöhnlich übten der sakrale Geruch und die Rituale und Zeremonien eine beruhigende Wirkung auf sie aus, aber nicht heute. Sie hatte den ganzen Morgen im Gebet verbracht, aber an ihren Gefühlen hatte sich nichts geändert. Ihr dunkelblaues Seidengewand war mit Goldmünzen, Saphiren, Granaten und Perlen besetzt. Ein Schleier aus Goldstoff bedeckte ihr Haar, gehalten von einem Stirnreif, der noch aus ihren kostbaren Beständen aus Deutschland stammte.
    »Du bist die schönste Braut, die ich je gesehen habe«, stellte Adeliza bewundernd fest, als sie Matilda half, ihren aus unzähligen glänzenden Hermelinpelzen gefertigten Umhang anzulegen.
    »Was zählt das schon? Es kommt nur darauf an, dass ich dem Wunsch meines Vaters nachkomme und meine Pflicht tue.«
    Adeliza runzelte die Stirn.
    »Ich dachte, du hättest dich mit der Hochzeit abgefunden?«
    »Ich kenne meine Pflicht, wenn du das meinst, aber abfinden werde ich mich nie damit.«
    Adeliza zog die Brauen noch stärker zusammen.
    »Alle sind stolz auf dich. Du hast die Kraft, diese Ehe zum Guten zu wenden.« Feste Überzeugung schwang in ihrer Stimme mit. »Geoffrey sah so gut aus, als er zum Ritter geschlagen wurde. Dein Vater sagt, er ist reif für sein Alter, er ist sehr angetan von ihm.«
    Matilda erwiderte nichts darauf. Ihr Verlobter und sein Gefolge hatten sich anlässlich der Hochzeitsfeierlichkeiten die ganze Woche lang in Rouen aufgehalten. Im Rahmen einer großen feierlichen Zeremonie hatte ihr Vater Geoffrey und einigen seiner Freunde den Ritterschlag erteilt. Geoffrey bekam ein Schwert und einen Schild mit lapislazuliblauem Hintergrund, auf dem Löwen aus Blattgold prangten. Bei den Reiterspielen und den Schaukämpfen hielt er sich gut und verbrachte viel Zeit mit ihrem Vater. Ihr schenkte Geoffrey nur so viel Zeit wie offiziell erforderlich, was sie mit einer Mischung aus Groll und Erleichterung erfüllte.
    Ihr Vater hatte sie mit Juwelen, Kleidern, Pferden, Falken und Truhen voll Silber und anderen Schätzen überhäuft. In materieller Hinsicht konnte sie alles von ihm haben, aber alle Reichtümer der Welt entschädigten sie nicht für das, was er von ihr verlangte. Er wollte mit seiner Großzügigkeit keineswegs sein schlechtes Gewissen beschwichtigen, denn er war sich keiner Schuld bewusst. Die Geschenke dienten nur dazu, sie für ihre Gefügigkeit zu belohnen und seiner Freude über diese Verbindung Ausdruck zu verleihen, er stellte seine Freigiebigkeit für alle sichtbar zur Schau.
    Die hundertzwanzig Meilen bis Le Mans legte die Hochzeitsgesellschaft in vier Tagen zurück. Dort sollte die Hochzeit in Gegenwart des Adels von Anjou in der großen Kathedrale stattfinden.
    »Würdest du mit mir tauschen?«, fragte Matilda Adeliza erneut.
    »Wenn es meine Bestimmung wäre, ja«, erwiderte Adeliza. »Du musst dieser Ehe eine Chance geben. Zaubere ein Lächeln auf dein Gesicht, dann wird dir leichter ums Herz.«
    Matildas Lippen kräuselten sich.
    »Das wäre eine Lüge.«
    »Es ist deine Pflicht«, versetzte Adeliza in einem etwas schärferen Ton. »Glaubst du, meine sanfte Art ist mir in die Wiege gelegt worden? Weißt du, wie schwer mir das alles manchmal fällt? Aber ich lächle und tue, was von mir erwartet wird, weil ich eine Königin bin, und die von Gott zugewiesene Rolle verlangt von mir, deinen Vater zu unterstützen. Doch wenn ich mein Leben so überblicke, ist es eine Belohnung, seinem Mann solche Dienste erweisen zu dürfen, und keine schwere Prüfung.«
    Matilda schluckte, verkniff sich aber eine Antwort, weil sie sich nie mit der Heirat mit diesem eingebildeten Knaben abfinden würde, denn einst war sie

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