Die Hueterin der Krone
sterben und die Macht aus der Hand zu geben. Er mochte zwar für die Zukunft planen, aber er konnte sich nicht vorstellen, nicht selbst mitzuerleben, wie seine Strategie aufging.
An Matilda versuchte Brian in diesem Zusammenhang nur in Form seiner Pflicht ihr gegenüber als seiner Lehnsherrin zu denken. Alles andere wäre unerträglich gewesen.
Brian fuhr ein letztes Mal mit dem Striegel über Sables Flanken und trat zurück, um das Fell des Hengstes zu bewundern, das im Licht der Frühlingssonne wie eine Schwarzkirsche schimmerte. Es bereitete ihm Vergnügen, das Pferd gelegentlich selbst zu striegeln, und es war eine Möglichkeit, sich davon zu überzeugen, dass die Stallknechte ihre Pflichten nicht vernachlässigten. Wie das Schreiben gab ihm auch diese Tätigkeit das Gefühl, Dinge in Ordnung zu bringen, sie übte eine beruhigende Wirkung auf ihn aus. Und sie ermöglichte es ihm, dem Wirbel zu entkommen, den Matildas geplante Hochzeit ausgelöst hatte. Seit sie von der bevorstehenden Verbindung mit dem Haus von Anjou erfahren hatte, hatte sie sich in ihrer Kammer verschanzt, während ihr Vater wutentbrannt umhergestampft war. Heute hatte er angeordnet, das Gepäck für die Reise zu der Verlobung zusammenzustellen. Am Hof war es zu erbitterten Protesten gekommen, weil der größte Teil der Berater und Barone nicht in die Heiratspläne eingeweiht worden war, doch Henry hatte sich mit dröhnender Stimme und zornrotem Gesicht über alle Einwände hinweggesetzt, und niemand hatte es gewagt, ihm die Stirn zu bieten.
Brian befahl dem Stallburschen, Sables Zaumzeug zu holen. Im Stall wurden mehrere neue Pferde erwartet, und Lakaien waren dabei, die Boxen auszumisten und frisches Stroh einzustreuen. Gilbert, der dienstälteste Marschall des Königs, überwachte die Arbeiten, und sein ältester Sohn packte eigenhändig mit an. Brian musste zur Seite springen, als ein großer Mistklumpen aus der Stalltür flog und ihn nur knapp verfehlte. »Passt doch auf!«, rief er aufgebracht.
Gilberts Sohn blickte über die Schulter und entbot ihm einen ironischen Gruß. Brian kniff die Lippen zusammen. Bei sich dachte er, dass es ratsam war, ein wachsames Auge auf John FitzGilbert zu haben. Der Bursche war entschieden zu sehr von sich eingenommen.
Der Stallbursche kam mit Sables Geschirr zurück, und einen Moment später betrat die Kaiserin, gefolgt von ihren Zofen und ihrem Ritter Drogo, den Stallhof. Sie trug Reitkleidung, und ihr Stallbursche war losgelaufen, um ihre Stute zu holen. »Herrin.« Brian verneigte sich tief vor ihr.
Sie erwiderte mit einer fast ungeduldig anmutenden Geste: »Wenn Ihr auch ausreiten wollt, könnt Ihr mich genauso gut begleiten.«
Brian öffnete den Mund, um ihr zu sagen, dass er zu viel zu tun hatte. Doch die Worte blieben ihm im Hals stecken, und er ertappte sich dabei, wie er sich erneut verbeugte.
»Wie Ihr wünscht, Herrin.«
»Wie ich wünsche?« Ein verbitterter Ausdruck trat in ihre Augen. »Vermutlich muss ich Gott schon für Kleinigkeiten dankbar sein.«
Sie ließen die Burg und die Stadt hinter sich und schlugen einen Weg ein, der durch mit Schöllkraut und Veilchen bedeckte Felder und Wälder führte. Brian war es, als würde sich die Schönheit des Tages wie ein Messer in seine Brust bohren. Er schwieg, weil ihm zu viel auf der Seele lag und er nicht wusste, ob ihm seine Stimme gehorchen würde.
Endlich brach Matilda das angespannte Schweigen.
»Wenn ich von diesem Ausritt zurückkehre, werde ich meinem Vater mitteilen, dass ich mit der Hochzeit mit Geoffrey of Anjou einverstanden bin.«
Er starrte unverwandt vor sich hin, während er steif antwortete:
»Das ist eine weise Entscheidung, Herrin.«
Sie schüttelte den Kopf.
»Ich treffe sie, weil mir keine andere Wahl bleibt, weil das Haus Anjou zu unserem Feind werden und sich mit Frankreich und Flandern verbünden wird, wenn ich mich weigere. Ich weiß, warum mein Vater diese Heirat für einen klugen und vernünftigen Schachzug hält.« Sie lenkte ihre Stute näher an Sable heran und fixierte Brian mit einem eindringlichen Blick. »Aber sagt mir eines, Mylord … habt Ihr auch an die Folgen gedacht, als Ihr in Eurer privaten Ratsversammlung mit ihm darüber gesprochen habt?«
Unter ihren Augen lagen Schatten, die an verblasste Blutergüsse erinnerten, und Brian musste den Blick abwenden. »Ja, Herrin, das habe ich … aber Euer Vater duldete keinen Widerspruch, und um ganz aufrichtig zu sein, ich konnte seine Gründe
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