Die Hueterin der Krone
diesen Possen mit majestätischer Würde zu begegnen. Ein junger Mann nahm seinen Blumenkranz vom Kopf, tänzelte zum Bett und setzte ihn schief auf ihr dunkles Haar. Sie zögerte, wusste nicht, ob sie ihn gerade rücken oder ihn herunterreißen und in eine Ecke schleudern sollte. Adeliza beugte sich zu ihr und nahm ihn ihr ab. Ihr Lächeln wirkte wie festgefroren.
»Das ist ein Affenzirkus!«, zischte Matilda ihr zu. »Willst du mir immer noch einreden, dass alles gut wird?«
»Bei allen Hochzeiten gibt es Momente wie diesen«, erwiderte Adeliza stockend. »Du musst auf Gott vertrauen. Dein Mann ist nüchtern, insofern hast du Glück.«
Matilda wäre es lieber gewesen, wenn er sturzbetrunken auf dem Boden gelegen hätte.
Ihr Vater trat mit unsicheren Schritten ein. Im Gegensatz zu seinem Schwiegersohn hatte er dem Wein reichlich zugesprochen. Geoffreys Vater und der Bischof von Le Mans folgten ihnen torkelnd. Alle drei strahlten eine sehr selbstgefällige Gönnerhaftigkeit aus. Seine Kumpane stießen Geoffrey zum Bett und drückten ihn neben Matilda nieder. Die Gäste scharten sich um das Bett, um Zeuge zu werden, wie der Bischof das Paar segnete und ihm Fruchtbarkeit wünschte. Matilda dachte an den Moosschwamm, der den Eingang zu ihrem Schoß verschloss, und empfand einen Anflug von Übelkeit, gepaart mit einem Gefühl des Triumphes. Es war eine furchtbare Sünde, aber wenn sie ihr zu einer Annullierung der Ehe verhalf, war es den Einsatz wert.
Nachdem der Segen gesprochen worden war, verließen die Gäste das Zimmer. Ihr Vater und Fulke of Anjou hielten sich bei den Schultern und lachten, als wären sie alte Freunde. Adeliza warf Matilda einen letzten aufmunternden Blick zu. Sie lächelte noch immer verkrampft. Einige von Geoffreys Freunden, zu betrunken, um die Etikette zu wahren, lungerten noch immer herum. Geoffrey stieg aus dem Bett, scheuchte sie unsanft hinaus, warf die Tür zu und schob mit Nachdruck den Riegel vor. Dann kam er zurück, blieb am Fuß des Bettes stehen und sah Matilda an. Sie trank einen Schluck Wein. Dann nahm sie ihn zum ersten Mal an diesem Tag bewusst wahr.
Sie sah einen schlanken Jungen vor sich. Das rotgoldene Haar fiel ihm in die Stirn, und es würde noch eine Weile dauern, bis auf seiner glatten Haut die ersten Bartstoppeln sprossen. Dennoch umgab ihn die Aura eines gefallenen Engels. Erschauernd fragte sie sich, wie viel Tapferkeit sich hinter seinem albernen Gehabe verbarg angesichts der Gefahr – denn sie vermochte in der Tat zu einer gefährlichen Löwin zu werden, die sich an ihre Beute heranpirscht.
Seine fein gezeichneten roten Brauen zogen sich finster zusammen. Er straffte die Schultern, trat an das Bett, nahm ihr den Becher ab und stellte ihn entschlossen zur Seite. Dann schlug er die Decke zurück und stellte sie auf die Füße.
»Und jetzt«, sagte er schwer atmend, »lass mich sehen, was ich mir eingehandelt habe.« Seit ihrer Verlobung war er gewachsen und jetzt größer als sie, und sein Griff war hart und selbstsicher. Trotz ihres Abscheus durchzuckte Matilda ein heißer Stich des Verlangens. Dass er die Führung übernommen und sie aus dem Bett gezogen hatte, überraschte sie und brachte sie aus dem Gleichgewicht. Sie hatte erwartet, dass er ungeschickt und unentschlossen an ihr herumnestelte. Aber er handelte nicht wie ein Junge, sondern wie ein Mann, der gewöhnt war, seinen Willen durchzusetzen.
Geoffrey löste die Schnüre ihres Hemdes und streifte ihr das Kleidungsstück über den Kopf. Sein Blick wanderte genüsslich über sie hinweg, bevor er ihre Brust streichelte. Ihre Brustwarzen hatten sich in der Kälte verhärtet, seine Hand war weich, doch er umfasste sie entschlossen.
»Dein Vater will einen jungen Hengst, der sich in der Zucht bewährt«, raunte er heiser. »Ich dachte, du wärst eine hässliche alte Vettel, aber das stimmt ganz und gar nicht. Es ist mir ein Vergnügen, meine Pflicht zu erfüllen.« Seine Hand glitt an ihrem Körper hinunter und grub sich in ihr Schamhaar. »Ich bin sehr geschickt darin, Wälder zu durchstreifen und verborgene Ströme zu entdecken.«
Matilda schluckte. Sie wollte ihn wegstoßen, doch zugleich wallte Erregung in ihr auf. Wie auch immer, ihr kindlicher Gemahl verfügte über eine starke körperliche Ausstrahlung.
»Ich werde für einen Erben sorgen. Das willst du doch, nicht wahr? Du und dein Vater.«
Sie durchbohrte ihn mit einem eisigen Blick.
»Tu, was du tun musst, und lass es uns hinter uns
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