Die Hueterin der Krone
bringen.«
Er drückte sie gegen die Wand und küsste sie. Durch das feine Leinen seiner Hose konnte sie seine Härte spüren – er war eindeutig ein Mann, und offensichtlich erfahren, denn er wusste genau, was er tat. Eigentlich hatte sie den Akt passiv über sich ergehen lassen wollen, aber sie reagierte auf ihn. Abgestoßen, empfand sie zugleich Lust. Sie schloss die Augen und blendete alles um sich herum aus. Sie würde später darüber nachdenken. Sein Körper war geschmeidig und maskulin. Ein Junge. Ein Mann. Begierde strömte wie eine Droge durch ihre Adern. Er presste sie gegen die Wand und rieb seine Hüften an ihr, dann schwang er sie herum und legte sie auf das Bett. Er bedeckte ihren Mund, erforschte ihn mit Lippen und Zunge. Ungeduldig entledigte er sich seines Hemdes und streifte seine Hose ab. Matilda hielt die Augen fest geschlossen. Diesen Teil von ihm wollte sie nicht sehen.
Geoffrey drang hastig in sie ein, aber sie empfand keinen Schmerz, weil sie feucht und bereit für ihn war. Er hatte in der Tat den verborgenen Strom gefunden. Er stützte sich über ihr auf die Ellbogen, und Matilda ballte die Fäuste, als er sich in ihr bewegte, ihre gespreizten Beine packte, sie sich über die Schultern legte und tief in sie hineinstieß, bis sie einen wachsenden Druck in der Leistengegend spürte. Sie wollte, dass er zum Ende kam und sie in Ruhe ließ, doch zugleich sehnte sie sich danach, dass er weitermachte, sie über den Rand des Abgrunds trieb. Aber Geoffrey hielt plötzlich inne, hob Brust und Schultern von der Matratze und verharrte einen Moment lang. Ihre Blicke kreuzten sich; sie fixierten sich wie Feinde auf einem Schlachtfeld, und dann stieß er ein letztes Mal in sie hinein, und Matilda erstarrte, als Wellen der Erfüllung über sie hinwegrollten.
Geoffrey zog sich zurück und rollte sich auf den Rücken.
»Obwohl du mich die ganze Zeit ansiehst, als würdest du mich hassen, war es gerade eben anders, nicht wahr?«, stellte er selbstgefällig fest. Er schob die Arme unter den Kopf und gab den Blick auf rotgoldene Haarbüschel frei. »Ich denke, es hat dir sehr gefallen.«
Matilda schwieg. Ein bitterer Geschmack würgte sie in der Kehle.
»Dein erster Mann war schon alt«, fuhr Geoffrey fort. »Ich beabsichtige, dir im Bett mehr Vergnügen zu bereiten.«
»Du weißt nichts von meinem ersten Gemahl«, erwiderte sie müde. »Er war ein großer Mann.« Sie betonte die letzten beiden Worte ganz bewusst.
»Er ist tot.« Er bedachte sie mit einem viel sagenden Blick. »Und jetzt gehörst du mir. Ich weiß, dass ich in deinen Augen ein Nichts bin und dein Vater mich für einen großspurigen angevinischen Gockel hält, der seine Henne beglücken soll, aber ich bin der amtierende Graf von Anjou, und mein Vater wird König von Jerusalem – und ich habe genug Zeit, um mir mein eigenes Reich aufzubauen.«
»Aber selbst wenn ich Königin werde, wirst du nie zum König gekrönt«, gab Matilda zurück. »Und du wirst nie Kaiser.«
Geoffrey rollte sich auf den Bauch und sah sie an.
»Es spielt kaum eine Rolle, ob ich auf dem Thron sitze oder nicht, obwohl mir bewusst ist, wie viel Wert du dem beimisst, Madam. Worauf es ankommt, ist Macht. Du magst dich Kaiserin nennen und eines Tages vielleicht auch Königin werden, aber hier in diesem Haus bin ich dein Herr und Gebieter, und ich verlange Gehorsam von dir. Wenn ich dir befehle, zu meinen Füßen niederzuknien, dann tust du das!«
Starker Widerwille stieg in ihr auf.
»Wegen solch einer Nichtigkeit hältst du dich für mächtig … Mylord?«
Er ballte eine Faust und strich damit sanft über ihr Kinn; eine zärtliche Geste, die nichtsdestotrotz drohende Gewalt verhieß.
»O ja«, erwiderte er. »Das tue ich.«
11
Rouen, August 1128
Will D’Albini unterhielt sich blendend. Eine ausgewählte Anzahl von Höflingen hatte sich für ein paar Stunden zwangloser Unterhaltung im Privatgemach des Königs eingefunden. Will liebte diese Anlässe und fand ein kindliches Vergnügen an dem Gesang und den Geschichten. Er war musikalisch, besaß eine klangvolle Stimme und beherrschte die meisten Instrumente – sowohl Holzblas- als auch Saiteninstrumente –, daher waren seine Fähigkeiten bei solchen Zusammenkünften immer sehr gefragt.
Der König nickte und tappte mit dem Fuß auf den Boden, während Adeliza dem versammelten Publikum, zu dem auch einige Kinder aus dem königlichen Haushalt gehörten, eine Geschichte erzählte.
»Jenseits des Meeres lebte
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