Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
Vom Netzwerk:
sein Vater sollte es erfahren.«
    Will bewunderte sie für den Mut, von sich aus das Wort zu ergreifen. Indem sie Henrys älteren Bruder Robert erwähnte, der auf Henrys Befehl seit über zwanzig Jahren gefangen gehalten wurde und momentan in der Burg von Cardiff eingekerkert war, begab sie sich auf gefährlichen Boden.
    »Dein weiches Herz ehrt dich.« Henry warf Adeliza einen ausdruckslosen Blick zu. »Ich werde ihm schreiben.« Er winkte den Boten zu sich. »Lass dir ein frisches Pferd geben und halte dich zum Aufbruch bereit.«
    »Sire.« Der Mann verbeugte sich und verließ die Kammer.
    Henry kniff nachdenklich die Augen zusammen.
    »Jetzt muss ein neuer Graf von Flandern gewählt werden.«
    »Wie geht die Geschichte denn weiter?«, fragte ein ungeduldiger Junge und wurde von seiner Kinderfrau hastig zum Schweigen gebracht.
    Henry drehte sich zu ihm um.
    »Das weiß ich noch nicht. Darüber denken wir ein andermal nach.«

12
    Angers, Anjou, Sommer 1129
    Geoffrey war schon wieder betrunken. Matilda ballte die Fäuste, als sie ihn mit seinen Freunden im Vorgemach lärmen hörte. Sie versuchte, ihm aus dem Weg zu gehen und ihr eigenes Leben zu führen, aber er ließ sie nicht in Ruhe. Er stolzierte um sie herum, führte sie vor und erniedrigte sie vor seinen Kumpanen. In der letzten Zeit hatte sich sein Benehmen verschlechtert. Denn sie war nicht schwanger geworden, obwohl er sie jeden Tag genommen hatte, an dem sie nicht menstruierte oder der nicht unter den Bann der Kirche fiel. Wenn sie versuchte, mit ihm über Regierungsgeschäfte zu sprechen, schlug er sie und brüllte sie an. Da sein Vater jetzt König von Jerusalem war, war der Titel des Grafen von Anjou auf Geoffrey übergegangen, und er hatte nicht die Absicht, seine Macht mit einer Frau zu teilen, schon gar nicht mit einer, die sich anmaßte, mit ihm zu streiten und ihm zu widersprechen.
    Er torkelte mit einem überschwappenden Weinbecher in der Hand in die Kammer. Seine Wangen waren gerötet, die Augen glasig. Seit ihrer Hochzeit war er erneut gewachsen und in die Breite gegangen. Seine Wangenknochen traten stärker hervor, seine Züge wirkten maskuliner, doch sein Gesichtsausdruck war noch immer der eines schmollenden Knaben.
    »Du hast vor mir zu knicksen, denn ich bin dein Herr und angetrauer Ehemann«, nuschelte er, als sie sich nicht von ihrem Sitz in der Fensternische erhob.
    Wut und Trotz wallten in ihr auf.
    »Du bist ein grüner Junge«, versetzte sie verächtlich, »und ich pflege mein Haupt nicht vor Kindern zu neigen.«
    »Und du, meine Beste, bist eine alte Vettel, die ihre fruchtbaren Jahre lange hinter sich hat«, höhnte er. »Oder vielleicht empfängst du nicht, weil du wegen deines männlichen Auftretens gar keine richtige Frau mehr bist. Und ich habe nun eine solche Missgeburt am Hals!«
    »Das kann auch nicht schlimmer sein, als mit einem Schwachkopf verheiratet worden zu sein, der so tief unter mir steht wie ein Misthaufen unter freiem Himmel«, schoss sie zurück.
    Geoffrey taumelte zu ihr hinüber und schlug ihr mit dem Handrücken mit aller Kraft ins Gesicht. Matilda genoss den brennenden Schmerz fast, der sich auf ihrer Wange ausbreitete, bestätigte er ihr doch, dass sie diesen Mann zu Recht verabscheute. »Du verhältst dich wie ein Schwächling!«, zischte sie. »Mein Ehemann magst du sein, mein Herr und Gebieter jedoch niemals, denn du bist und bleibst ein mickriger dürrer Hahn auf einem Misthaufen, der zu groß für dich ist. Einer Kreatur wie dir werde ich mich niemals unterordnen, hörst du? Niemals!«
    »Beim Blute Christi, das wirst du, du Dirne!« Er schlug sie erneut, woraufhin sie aufsprang. All ihre Frustration und ihr Elend entluden sich, als sie auf ihn losging. Ein vernehmliches Knacken ertönte, als die Kante ihres Ringes ihn am Auge traf. Er schnappte nach Luft, wich zurück und tastete nach seinem Gesicht, dann ließ er die Hand sinken und betrachtete das Blut an seinen Fingern.
    »Bei Gott, jetzt bist du zu weit gegangen!« Er packte sie am Arm und bearbeitete sie mit den Fäusten. Durch seine Trunkenheit enthemmt, drosch er mit rasender Wut auf sie ein. Zuerst setzte sie sich zur Wehr, trat nach ihm und grub ihm die Nägel ins Fleisch, aber er war stärker und schneller und wusste, wie er seine Schläge platzieren musste, damit sie die größtmögliche Wirkung zeigten. Er brachte sie zu Fall und trat sie in die Rippen, als sie am Boden lag, bis sie kaum noch zu atmen vermochte und sich eine rote Dunkelheit

Weitere Kostenlose Bücher