Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
Vom Netzwerk:
Todestag an der Seite ihres Vaters war –, aber ihre Stiefmutter war in Rouen geblieben, um ihr Gesellschaft zu leisten und ihr Halt zu geben, wofür Matilda ihr zutiefst dankbar war. Sie und Adeliza waren sehr verschieden, aber zwischen ihnen herrschte eine aufrichtige Freundschaft, ja, sogar Zuneigung, außerdem hatten sie eine starke familiäre Bindung. Doch Adeliza stand Matilda hier in Rouen nicht nur bei, sondern wollte ihr auch Informationen entlocken und als Friedensstifterin fungieren. Aber da beide wussten, wo die andere stand, zeigten sie Verständnis füreinander.
    »Mein Vater wird Weihnachten mit dir in Westminster feiern«, sagte Matilda. »Ich werde in Rouen feiern, so wird unsere Familie sowohl England als auch der Normandie dienen. Und die Kirchenmänner und die Barone werden sich an meine Autorität als Stellvertreterin meines Vaters hier gewöhnen.« Sie sprach mit bestimmter Stimme, da sie wusste, dass sie viele mühsam würde überzeugen müssen.
    »Wie du willst«, erwiderte Adeliza. »Aber ich werde dich vermissen.« Plötzlich schrie sie auf und zog die Zügel an, weil ihr Wallach auf einem Hinterbein zu lahmen begonnen hatte.
    »Madam.« Will D’Albini, der die Eskorte aus Sergeanten anführte, sprang aus dem Sattel. Er ließ eine Hand am Bein des Pferdes hinuntergleiten und hob es an.
    »Er hat einen Stein im Strahl.« Er zog sein Messer und ent fernte den störenden Splitter geschickt. Die scharfe Kante hatte das Innere des Hufs verletzt. »Er muss geführt werden.« D’Albini sah Adeliza an. »Madam, Ihr werdet mit auf meinem Pferd reiten müssen.«
    Adeliza wirkte einen Moment lang verwirrt, dann nickte sie. »Helft mir hinunter.«
    D’Albini gehorchte, wobei ihm das Blut ins Gesicht stieg. Mit gesenktem Blick band er ihr Pferd an einem Leitzügel am Sattel seines Tieres fest und hob sie auf den prachtvollen Grauen. Adeliza wahrte den Anstand, dankte ihm mit distanzierter Höflichkeit und verlieh ihrer Sorge um das verletzte Pferd Ausdruck. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass sie sicher auf dem Reitkissen saß, stieg er mit noch immer gerötetem Gesicht vor ihr auf.
    Als sie nach Le Petit-Quevilly zurückkehrten, umgab die Winterdämmerung sie wie ein grauer Wollumhang, und ihr Atem bildete kleine Wölkchen in der Luft. Matildas Gedanken schweiften zu Brian FitzCount, der ihr einst denselben Dienst erwiesen hatte, und nun lief sie rot an. Die Erinnerung an Brian glich einem kalten, dumpfen Schmerz. Zeit und Entfernung trennten sie, was wahrscheinlich vernünftig war, aber der unterschwellige Schmerz blieb. Sie vermisste ihn. Er hatte ihr geschrieben und ihr seine Hilfe angeboten, und sie hatte ihm in formellen Floskeln gedankt und nicht gewagt, etwas von ihren wahren Gedanken mit einfließen zu lassen.
    William D’Albini half Adeliza beim Absitzen, verneigte sich und ging davon, um sich um das lahmende Pferd zu kümmern.
    Adeliza sah ihm nach, dankbar für seine Hilfsbereitschaft, doch dann verbannte sie ihn aus ihren Gedanken. Den Ranzen über der Schulter, stand ein Bote vor der Tür und trank etwas aus einem irdenen Becher, während er mit einem Pförtner sprach. Als sein Blick auf die näher kommenden Frauen fiel, sank er hastig auf die Knie. Matilda kannte ihn. Absalom of Winchester diente ihrem Vater häufig als Kurier.
    »Was gibt es?« Adeliza bedeutete ihm, sich zu erheben.
    Absalom schien sich nicht wohl in seiner Haut zu fühlen. »Madam, ich bin mit versiegelten Briefen des Grafen von Anjou auf dem Weg nach England. Ich werde hier übernachten und meine Reise morgen fortsetzen.«
    »Und weißt du, was in diesen Briefen steht?«, hakte Matilda nach.
    Absalom räusperte sich.
    »Nur das Wesentliche, Herrin.«
    »Als da wäre?« Die eisige Luft drang Matilda bis in die Knochen, aber sie würde die Halle erst betreten, wenn sie Bescheid wusste. »Sag es mir.«
    »Der Graf von Anjou will seine Position überdenken … und er wäre mit Eurem ausgedehnten Aufenthalt in Rouen einverstanden.«
    Matilda schnaubte.
    »Und ich bin sehr froh, nicht in Anjou zu sein«, fauchte sie. »Ich werde dir morgen meine Briefe an meinen Vater mitgeben. Komm zu mir, bevor du aufbrichst.«
    »Ja, Herrin.«
    Sie musterte ihn forschend.
    »Welchen Eindruck machte der angevinische Hof auf dich?«
    Absalom scharrte mit den Füßen.
    »Ich habe nichts Auffallendes festgestellt. An dem Hof eines jungen Herrn werden eben viele sportliche Wettkämpfe und Jagden veranstaltet, und des Abends finden

Weitere Kostenlose Bücher