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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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abgehende Korrespondenz ist nur für ihre Augen bestimmt. Dieser Satz löste ein Brennen in Geoffreys Brust aus. Wie sollte er ihr trauen, wenn er nicht wusste, was sie wem schrieb? Achte darauf, dass sie in der Öffentlichkeit und bei Staatsanlässen mit dem ihr gebührenden Respekt behandelt wird. Gewähre ihr Freiraum und erhebe keine Einwände, wenn sie sich nur von Zofen ihrer Wahl begleiten lässt. Es ist dir untersagt, ihr in irgendeiner Weise außerhalb der Gesetze der Kirche körperlichen Schaden zuzufügen. Geoffrey biss die Zähne so fest zusammen, dass sein ganzes Gesicht schmerzte. Und es ging noch weiter. Geoffrey war Henry gegenüber für Matildas Sicherheit und Wohlergehen verantwortlich und hatte dafür zu sorgen, dass man ihr die der Tochter eines Königs zustehende Ehrerbietung entgegenbrachte. Im Gegenzug schworen die Barone auf Henrys Veranlassung hin Matilda erneut den Treueeid, und Henry würde seiner Tochter in aller Deutlichkeit klarmachen, wo der Platz einer guten Ehefrau war und dass sie ihrem Mann Gehorsam schuldete. Halte dich an diese Bedingungen, und ich werde dich wieder als meinen Schwiegersohn willkommen heißen.
    Geoffrey zerknüllte das Pergament und schleuderte es gegen die Wand. Das waren nicht die weisen Worte eines Königs, sondern die Worte eines Narren, der erwartete, dass man ihm gehorchte.
    Geoffrey stürmte aus der Kammer, weil er seine Wut im Freien abreagieren musste. Bruin folgte ihm mit heraushängender Zunge. Als Hund vertraute er seinem Herrn und gehorchte ihm bedingungslos. »Lieber zehn Hunde als eine Frau«, knurrte Geoffrey verdrossen, dann befahl er einem Diener, sein Pferd satteln zu lassen. Er brauchte einen schnellen, harten Galopp, der ihm die Illusion von Freiheit verschaffte.
    »Es ist alles geregelt«, verkündete Henry. »Du wirst zu deinem Mann zurückkehren. Er hat sich bereit erklärt, alle meine Bedingungen zu akzeptieren.« Er reichte ihr die Pergamentbögen, die er in seiner mit Altersflecken übersäten Hand hielt.
    Matildas Herz wurde schwer. Hier in Rouen war sie seit ihrer Abreise aus Deutschland das erste Mal wieder glücklich gewesen. Ihre Gemächer waren komfortabel ausgestattet, und sie genoss den geistlichen Beistand der Abtei von Bec. Die Menschen respektierten sie, und ihr Leben verlief ruhig und gleichförmig. Sie hatte um eine Annullierung ihrer Ehe gebetet, aber dazu kam es nun wohl nicht, da Geoffrey mit seiner illegitimen Tochter bewiesen hatte, dass er keine Schuld an ihrer Kinderlosigkeit trug. Sie hatte gehofft, Geoffrey würde die Verstoßung offiziell bestätigen und die Ehe beenden, doch er versprach sich anscheinend von einer Fortdauer der Verbindung mehr Vorteile. Sie las die in der gestochenen Handschrift eines Schreibers verfassten Worte. Geoffreys Siegel hing am unteren Rand; das Bild war offenbar mit voller Wucht in das Wachs gedrückt worden. Zumindest bot ihr ihr zukünftiger Haushalt ausreichend Schutz, wenn sie schon diesen unliebsamen Weg beschreiten musste.
    »Aber noch nicht sofort«, fuhr ihr Vater fort. »Einige Bischöfe und Barone bestehen darauf, dass der geleistete Treueeid ungültig ist, weil über deine Heirat nicht wie vereinbart in der Ratsversammlung beraten worden ist. Ich möchte, dass sie alle vor deiner Rückkehr nach Anjou ihren Schwur erneuern. Du wirst mich nach England begleiten, und alles wird seinen gesetzlich geregelten Gang gehen.«
    »Wer hat denn Einspruch erhoben?« Sie konnte es sich nur zu gut vorstellen. »Salisbury?«
    Ihr Vater nickte.
    »Was zu erwarten war. Und wenn er einen bestimmten Kurs einschlägt, folgt ihm der Bischof von Ely. Auch Waleran de Meulan muss jetzt, wo er aus dem Gefängnis entlassen worden ist, den Eid leisten.«
    Matilda sah, wie ihr Vater die Fäuste ballte. In diesem Spiel war er seinen Gegnern stets einen Schritt voraus. Er pflegte zuerst Diplomatie einzusetzen, diese aber mit Drohungen und Gewalt zu untermauern.
    »Und was ist mit dem Haus Blois?«, fragte sie. »Wie ich hörte, hast du meinem Vetter Henry das Erzbistum Winchester übertragen.«
    Er zuckte die Achseln.
    »Er ist ein fähiger Mann und wird dir gute Dienste leisten, wenn die Zeit reif ist. Stephen und Theo sind deine Vettern, Stephens Frau deine Base. Man sollte sich ihre Unterstützung sichern und sie sich mit Geschenken warmhalten. Sie werden sich bestimmt nicht weigern, den Eid noch ein Mal zu leisten.«
    »Aber werden sie sich auch daran halten? Lässt du sie alle nur um der Legalität

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