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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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du in die Normandie reist.«
    »Ich?« Adeliza starrte ihn beklommen an.
    »Ich kann England nicht verlassen, um diese lächerliche Angelegenheit zu regeln, ich habe Wichtigeres zu tun. Ich werde Abgesandte zu Geoffrey schicken, während du dich um meine Tochter kümmerst. Finde heraus, was genau geschehen ist, und dann tu dein Bestes, um eine Versöhnung herbeizuführen.«
    Adeliza erzitterte.
    »Was, wenn mir das nicht gelingt? Wenn die Kluft nicht zu überbrücken ist?«
    Er warf ihr einen scharfen Blick zu.
    »Ich vertraue auf dein Geschick, meine Liebe. Die Königin fungiert als Friedensstifterin. Einen Weg zu ebnen zählt sogar zu ihren wichtigsten Pflichten. Wenn du mir schon keinen Sohn schenken kannst, dann kannst du zumindest meine Tochter in den Schoß der Familie zurückgeleiten.«
    Adeliza kam sich vor, als hätte er sie geschlagen, und bemühte sich, nicht zusammenzuzucken.
    »Wie Ihr wünscht, Sire.« Benommenheit breitete sich in ihr aus. »Ich werde sofort meine Sachen packen lassen.« Sie warf ihm einen verstohlenen Blick zu. »Werdet Ihr ihr schreiben?«
    »Allerdings, und zwar unverzüglich.« Wutentbrannt und entschlossen stampfte er davon. Adeliza presste erschauernd beide Hände gegen die Schläfen, dann nahm sie sich zusam men und befahl ihren Zofen, mit dem Packen zu beginnen. Wenn sie sich auf praktische Dinge konzentrierte und mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen blieb, konnte sie die Situation meistern.
    Als sie, in einen Reiseumhang gekleidet, in den Hof hinunterkam, stand Will D’Albini neben ihrer Stute. Das Pferd war gestriegelt worden, bis sein Fell wie Seide schimmerte. Er sprach sanft auf es ein und streichelte seine Nase. Will trug ein Schwert, und sein pelzgefütterter Umhang wurde von einer runden Goldbrosche zusammengehalten. Als kräftiger, junger Ritter am Hof und Stellvertreter seines Vaters war ihm die Aufgabe zugefallen, Adeliza zu eskortieren. Zarte Röte überzog seine breiten Wangenknochen, als er sich vor ihr verneigte und ihr in den Sattel half. Adeliza dankte ihm höflich, aber geistesabwesend, und schenkte ihm weiter keine Beachtung.
    Als Will seinen Hengst wendete, kam Brian FitzCount aus einem der Gebäude und eilte zu ihnen hinüber. Ein grimmiger und zugleich besorgter Ausdruck lag auf seinem Gesicht. Er verbeugte sich vor Adeliza und richtete sich rasch wieder auf. »Madam, ich habe gerade vom König die neuesten Nachrichten von der Kaiserin erfahren. Es tut mir leid, das zu hören.«
    Seine offensichtliche Erschütterung rührte Adeliza.
    »Es ist in der Tat alles sehr traurig«, erwiderte sie. »Kommt Ihr zu mir, weil Ihr mir etwas mitzuteilen habt, Mylord?« In ihrer sanften Stimme schwang eine unmissverständliche Warnung mit. Vor Matildas Hochzeit hatte sie bei Hof manchmal eine kaum merkliche Spannung zwischen Brian und Matilda gespürt. Wie ein feiner Luftzug, genauer konnte sie sie nicht benennen, denn nie hatte sie auch nur die kleinste Unschicklichkeit bemerkt.
    Brian trat einen Schritt zurück und nickte.
    »Wärt Ihr so gütig, der Kaiserin alles Gute zu wünschen und ihr auszurichten, dass ich sie in meine Gebete einschließe?«
    »Wir alle schließen sie in unsere Gebete ein«, entgegnete Adeliza. »Aber ich werde ihr Eure Botschaft überbringen.« Sie zog die Zügel an. »Messire D’Albini, ich bin bereit.«
    Will bedeutete dem Trupp, sich in Bewegung zu setzen, und Adeliza konzentrierte sich auf ihre Stute, damit Brian FitzCount sie nicht weiter behelligte. Die Situation war schon kompliziert genug.

13
    Rouen, September 1129
    Adeliza war entsetzt, als sie Matilda zu Gesicht bekam. Ihr Gesicht war ein Flickmuster aus verblassenden gelben und violetten Blutergüssen, und sie bewegte sich so langsam, so vorsichtig wie eine gebeugte alte Frau. Doch in ihren Augen funkelte eine wilde Herausforderung. Adeliza fühlte sich an ein verletztes ängstliches Raubtier erinnert, das sie einmal gesehen hatte. Es war von seinen Peinigern in eine Ecke gedrängt worden und hatte trotz Schmerzen wütend gefaucht.
    »Ach, mein Liebes!« Noch immer in Umhang und Reitstiefeln ging Adeliza auf Matilda zu und schloss sie in die Arme. »Was ist denn mit dir geschehen?« Als Matilda in ihrer Umarmung erstarrte und erstickt nach Luft rang, trat sie einen Schritt zurück. »Was ist denn?«
    »Meine Rippen …« Matilda schnitt eine Grimasse. »Sie heilen ziemlich langsam.«
    »Deine Rippen?« Adeliza starrte sie mit wachsender Bestürzung an.
    Matilda zuckte die

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