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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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auch für seinen Schwiegervater eine besondere Bedeutung. Matilda hatte die Hand des heiligen Jakob aus dem kaiserlichen Schatz entwendet, und ihr Vater hatte ihn der Abtei Reading zum Geschenk gemacht. Geoffrey bezweifelte, dass Jakob jemals vollständig in seinem Grab ruhen würde, aber vermutlich fielen bei einem Heiligen, der auf wundersame Weise von Jerusalem nach Spanien gelangt war, ein paar verstreute Knochen nicht ins Gewicht.
    »Warum nicht?«, erwiderte er ungeduldig. »Du liegst im Wochenbett, also bekommst du mich ohnehin nicht zu Gesicht. Meiner Seele werden die Gebete guttun und meinem Körper die Anstrengung.«
    »Sire, Ihr solltet nicht gehen«, warf Engelger de Bohun, ein Ritter, rasch ein. »Nicht, solange Ihr noch keinen legitimen Erben habt und der Zwist mit Eurer Frau andauert.«
    »Ich lasse mir nicht vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe«, sagte Geoffrey verärgert. Meine »Frau«, dachte er bitter. Zu seiner Verblüffung erkannte er, dass er sie vermisste. Er musste sich immer als Sieger fühlen, und deshalb wurmte es ihn, dass sie ihn übertrumpft hatte. Er wollte sie beherrschen, sie zur Schau stellen wie einen zahmen Hühnerhabicht und sich an dem Neid anderer Männer weiden, wenn eine Kaiserin demütig vor ihm kuschte. Aelis langweilte ihn, sie war nur ein hirnlos zwitschernder Gartenvogel mit falschen bunten Federn, während an Matilda alles echt war. Er befand sich in einer Zwickmühle, denn er konnte es sich nicht leisten, die Ehe zu annulieren und Henry von England vor den Kopf zu stoßen. Nach Henrys Tod bekam er schließlich ein Königreich und ein Herzogtum zugesprochen. Wenn er zu Macht und Ansehen gelangen wollte, musste er sich mit dessen Hexe von Tochter abfinden.
    Aelis fuhr mit einschmeichelnder Stimme fort:
    »Wartet wenigstens, bis Euer Sohn geboren ist, Mylord, oder schickt jemanden, der an Eurer statt für Euch betet.«
    Geoffrey warf ihr einen gereizten Blick zu und presste die Lippen zusammen. Seine Tochter brüllte immer noch aus Leibeskräften, und ungeduldig bedeutete er der Kinderfrau, sie fortzubringen. Als die Frau mit ihrer zappelnden, rotgesichtigen Last das Zimmer verließ, trat ein Lakai zu Geoffrey und verbeugte sich.
    »Sire, ein Bote aus England ist mit Briefen von König Henry eingetroffen.«
    »Führe ihn in mein Studierzimmer«, erwiderte Geoffrey. »Ich will unter vier Augen mit ihm sprechen.«
    »Ja, Sire.«
    Geoffrey schnippte, und sein Lieblingshund Bruin kam zu ihm. Er ließ seine Höflinge und seine schmollende Mätresse stehen und stieg die Treppe zu seinem Studierzimmer empor, in dem er seine Geschäfte abzuwickeln pflegte. Die Regale waren mit Pergamentrollen und Kontobüchern vollgestopft, in einer Büchertruhe bewahrte er sowohl weltliche als auch religöse Werke auf. Vor einer gepolsterten Bank stand ein Lesepult. Dieser Raum war Geoffreys Heiligtum; er erinnerte ihn an seinen Vater, mit dem er oft hier zusammen gearbeitet hatte. Er hatte sogar einen Umhang seines Vaters an den Haken neben der Tür gehängt und schöpfte von Zeit zu Zeit Trost daraus. Der Bote übergab ihm die Briefe, hatte aber außer einem formellen Gruß keine mündliche Nachricht für ihn. Geoffrey entließ ihn und inspizierte den quadratischen Pergamentbogen und das braune, mit roten und grünen Borten verzierte Wachssiegel Englands. Schließlich nahm er ein Messer vom Lesepult und schnitt die Seiten auf. Der Hund ließ sich neben ihm nieder und legte leise schnaufend die Schnauze auf die Pfoten.
    Sein prüfender Blick fiel auf die Grußformel. Henry, durch die Gnade Gottes König von England und Herzog der Normandie, entbietet seine Grüße . Der von einem Schreiber verfasste Brief enthielt eine Reihe von Bedingungen, die Geoffrey zu erfüllen hatte, bevor Matilda einwilligte, zu ihm zurückzukehren, und sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Henry wusste nicht, was er da von ihm verlangte. Ein alter Mann, der seine Tochter vergöttert und sich zum Narren macht, dachte Geoffrey erbittert, dann las er den Brief ein zweites Mal. Noch immer konnte er nicht glauben, was dort stand.
    Sorge dafür, dass sie ihrem eigenen Haushalt vorsteht und sich ihre Dienstboten selbst aussucht. Aelis of Angers hat sich von der Kaiserin fernzuhalten. Geoffrey ballte die Fäuste. »Ich werde in meinem Reich tun, was mir beliebt«, knurrte er wü tend und heftete den Blick wieder auf das Pergament. Ihr Haushalt hat nur ihr allein zu unterstehen, und jegliche eintreffende und

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