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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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sachkundig Auskunft geben konnte, und es schmeichelte ihr, dass er zu ihr gekommen war, statt sich an Geistliche oder Priester zu wenden. Was sie ihm beim zweiten Becher Wein auch sagte.
    Er drehte seinen Becher in der Hand. »Ich wollte eine unvoreingenommene Meinung hören, von jemandem, dem ich vertrauen kann, und ich wollte sehen, wie es Euch geht.«
    »Das ist sehr nett von Euch«, erwiderte sie. »Wie Ihr seht, geht es mir gut. Ich habe alles, was ich brauche, und ich bin zufrieden damit, Gott zu dienen.«
    Er warf ihr einen Seitenblick zu. »Aber Ihr legt keine Gelübde ab und nehmt den Schleier?«
    »Ich bin nicht würdig.« Sie senkte den Kopf. »Ich warte auf ein Zeichen Gottes; darauf, dass Er mir Seinen Willen kundtut.« Sie stellte den Becher ab, weil ihr bewusst wurde, dass sie im nächsten Moment in Tränen ausbrechen würde und dass sie zu viel getrunken und zu viel gesagt hatte. »Bleibt Ihr zum Essen?«
    Er schüttelte den Kopf und stand auf. »Ich werde Euch nicht länger stören, ich sehe ja, dass ich Euch ermüdet habe.«
    »Überhaupt nicht«, widersprach sie rasch. »Ich bin nur ein wenig traurig, das ist alles.«
    Er zögerte. »Es tut mir leid, wenn ich Euch traurig gestimmt habe.«
    Adeliza berührte ihn leicht am Arm. »Nein, ich habe mich in Eurer Gesellschaft sehr wohl gefühlt.« Sie rang sich ein Lächeln ab, um den besorgen Ausdruck aus seinen Augen zu vertreiben.
    Er räusperte sich. »Habt Ihr etwas dagegen, wenn ich Euch wieder besuche?«
    »Ganz und gar nicht«, erwiderte sie, zwischen Freude und Vorsicht hin und her gerissen.
    Sie begleitete ihn nach draußen. Ein kleiner Junge spielte in der Nähe der Stallwand in einer Pfütze aus Regenwasser und Pferdemist; er sprang hinein und wieder heraus und jauchzte dabei jedes Mal. Er mochte vielleicht fünf oder sechs Jahre alt sein und trug eine leuchtend blaue Tunika und eine braune Kapuze. Seine Schuhe hatte er ausgezogen und säuberlich neben die Pfütze gestellt, aber seine Kleider starrten vor Schmutz. Will verschränkte leise kichernd die Arme vor der Brust. »Wenn seine Mutter ihn erwischt, bekommt er Ärger.«
    »Seine Mutter haben wir kurz vor Eurer Ankunft begraben«, entgegnete Adeliza. »Sie starb an der Lepra. Ich schätze, er ist seiner Kinderfrau entwischt, er ist flink wie ein junger Aal.« Sie klatschte in die Hände.
    »Adam!« Ihre Stimme klang gebieterisch.
    Der Junge schrak zusammen und furchte ängstlich die blasse Stirn. »Ich habe nur den Himmel in dem Bild aufgebrochen«, quiekte er.
    »Sieh dich nur an! Wo ist Hella?«
    Der Junge schob die Unterlippe vor. »Weiß nicht.«
    »Warum wolltest du denn den Himmel aufbrechen?«, erkundigte sich Will.
    »Weil ich dann vielleicht zu Gott hochschauen und meine Mama sehen kann«, erklärte Adam. »Mit den Händen kann ich ihn nicht aufbrechen, ich bin zu klein.«
    Adeliza gab einen erstickten Laut von sich, presste die Faust auf den Mund und wandte sich ab. Will kauerte sich vor dem Kind nieder und stützte die Hände auf seine langen, kräftigen Schenkel. »Du kannst das Spiegelbild des Himmels dort im Wasser auch nicht mit den Füßen aufbrechen, mein Junge«, sagte er sanft. »Ich glaube, das weißt du selbst, oder?«
    Adam nagte an seiner Unterlippe und nickte stumm.
    »Deine Mama will bestimmt, dass du um sie trauerst wie ein guter Sohn, aber sie wünscht sich auch, dass du dein Leben weiterlebst und ein großer, starker Mann wirst, der einmal anderen hilft.«
    Wieder ein Nicken, der Junge blickte Will aus großen dunkelblauen Augen an.
    Er musterte das Kind nachdenklich. »Ich habe eine Aufgabe für dich«, fuhr er fort. »Ich möchte meiner Herrin, der Königin, einen Hund schenken, der vor ihrer Kammertür wachen soll, aber er ist noch ein Welpe und vermisst seine eigene Mutter. Ich möchte, dass du für ihn sorgst, bis er groß ist. Glaubst du, das kannst du?«
    Adam starrte ihn an. Seine Augen wurden groß und rund. »Habt Ihr den Hund hier?«
    »Nein, aber ich hole ihn noch vor Ende der Woche aus dem Zwinger und schicke ihn her, das verspreche ich dir. Und meine Versprechen pflege ich zu halten.« Er schielte zu Adeliza hinüber, die ihn mit feuchten Augen ansah. Er hob warnend einen Zeigefinger. »Sich um einen kleinen Hund zu kümmern ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe, die ich nicht jedem übertragen würde.«
    Wieder nickte der Junge und straffte sich in soldatischer Manier. Will besiegelte die Abmachung seinerseits mit einem knappen Nicken. Im

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