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Die Hueterin der Krone

Die Hueterin der Krone

Titel: Die Hueterin der Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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höre«, zischte sie.
    »Aber hörst du auch zu?« Er warf das Handtuch zur Seite. »Stephen hat seine Truppen nicht unter Kontrolle. Die Normannen hassen mich zwar, aber ihn mögen sie auch nicht, und er hat nichts getan, um sie zu beschwichtigen. Stattdessen hat er sie mit seinen Flamen rücksichtslos überrollt. Er hat zugelassen, dass aus kleinen Zwistigkeiten tiefe Gräben entstanden sind, und er kann sich auf dem Feld auf die Normannen nicht mehr verlassen. Seit D’Ypres’ Männer deinen Bruder angegriffen haben, trauen sie Stephen nicht mehr. Ich habe mit Robert gesprochen, und ich habe Briefe von ihm an dich in meinem Gepäck, die dich interessieren werden. Die Liebäugelei deines Bruders mit Stephen neigt sich dem Ende zu. Beim nächsten Feldzug gehört Caen uns.« Er hob eine Braue. »Stephen glaubt, sich von Schwierigkeiten freikaufen zu können, und wir nutzen das Geld, um unsere Armee zu verstärken.« Ein verächtliches Lächeln huschte über sein Gesicht. »Er hat seinen eigenen Untergang finanziert.«
    Es war alles sehr klug ausgedacht. Sie konnte Geoffrey keine Vorwürfe machen, obwohl seine Selbstgefälligkeit sie ärgerte. »Mein Vater hat sein Vermögen sehr sorgfältig zum Wohl aller angehäuft, und jetzt verschleudert Stephen es, als wäre es eine nie versiegende Quelle. Er lässt es durch seine Finger rinnen.«
    »Nun, zumindest strömt es in unsere Richtung. Wir haben zweitausend Mark. Dein Bruder steht kurz davor, die Seiten zu wechseln, und Stephens Armee ist auseinandergebrochen und nach Hause zurückgekehrt. Nächstes Jahr hat er noch weniger Geld in seinen Truhen, um seine restlichen Anhänger zu bezahlen, während wir besser vorbereitet und noch stärker sind. Ein Waffenstillstand besteht nur so lange, wie sich beide Parteien daran halten.« Er stand barfuß auf und strich mit dem Zeigefinger über ihre Wange. »Der Tag wird kommen. Stephen weiß es noch nicht, aber er hat nur ein Mal schnell reagiert, und das war, als er dir dein Erbe gestohlen hat, und selbst das haben andere eingefädelt.« Er legte den Arm um ihre Taille und zog sie an sich. »Ich war lange fort. Hast du mich vermisst?«
    Sie folgte ihm langsam zum Bett. Zwar brannte sie darauf, Roberts Briefe zu lesen, aber wenn die Waffenruhe eine beschlossene Sache war, bestand kein Grund zur Eile. »Ungefähr so wie einen gezogenen Zahn.«
    Er lachte düster. »Meine Liebe, du verstehst, mir Freude zu bereiten.«
    In ihrem Blick lag sowohl Herausforderung als auch Verlangen. »Du lügst«, sagte sie. Körperliche Begierde konnte sie kontrollieren und ignorieren, wenn er nicht bei ihr war. Wenn sie zusammen waren, hatte es den Anschein, als entfache ein Feuereisen Funken auf trockenem Zunder, doch sonst verband sie nichts. Nur pure Lust.
    »Nicht mehr als du«, erwiderte er und zog sie mit sich aufs Bett.

26
    Fugglestone, Berkshire, Frühjahr 1138
    Die Totengräber schaufelten Erde auf den Sarg der jungen Frau, die am Abend zuvor im Leprahospital gestorben war. Ihr Name war Godif, und ihr Vater war ein unbedeutender Kammerdiener von Henry gewesen. Adeliza hatte gebetet, Almosen gegeben und dafür bezahlt, dass Messen gelesen wurden. Als sie jetzt mit den Nonnen und anderen Mitgliedern von Godifs Gemeinde am Grab stand, fröstelte sie trotz ihres pelzgefütterten Umhangs. Das Leben war so kurz und von so viel Leid erfüllt. Godif war eine freundliche, herzliche Frau gewesen, die sich nie über ihre Schmerzen und den langsamen Verfall ihres Körpers beklagt hatte. Jetzt war sie an einem besseren Ort. Adeliza rieb sich die Arme. Tränen brannten in ihren Augen; sie weinte um die arme Godif und um sich selbst.
    Nachdem das Grab aufgefüllt war, kehrte Adeliza zum Kloster zurück. Seit ihrer Ankunft vor über zwei Jahren war sie in ein zweckmäßiges Häuschen umgezogen. Die Nonnen nannten es »die Halle der Königin«, und sie hatte nicht widersprochen. Ein Teil ihres Schmerzes über Henrys Tod beruhte auf dem Verlust ihres Ranges und ihres Einflusses, als Stephens Königin ihre Rolle übernahm. Stephen hatte ihr die Schirmherrschaft über die Abtei Waltham entzogen und seiner Frau übertragen, was Adeliza zutiefst verletzte, denn Waltham lag ihr ebenso wie Wilton persönlich am Herzen. Doch Stephen hatte die Abtei mit der Begründug beansprucht, sie stehe der herrschenden Königin zu.
    Adeliza besaß zwar noch ihre Landsitze und die Einkünfte aus Shrewsbury, aber es war nicht mehr ihre Aufgabe und ihr Privileg, in voller

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