Die Hueterin der Krone
eigenen Umfeld, nicht in meinem.«
Will neigte den Kopf. Das sollte sich bewerkstelligen lassen. »Ich werde mein Bestes tun, Sire.«
Stephen nickte zustimmend. »Ich habe oft gedacht, dass Adeliza für meinen Onkel viel zu schade war. Er wusste ihre Reize nie so zu würdigen wie andere.«
»Sire.« Will hob den Welpen auf und entfernte sich mit einer Verbeugung. Er fühlte sich beschwingt, aber auch in gewisser Weise besudelt. Nun, er hatte die Erlaubnis, um Adelizas Hand anzuhalten, und Stephen hatte ihm eine Grafschaft versprochen, und das alles im Austausch für sehr wenig. Jetzt musste er nur noch Adelizas Einwilligung erringen.
Adeliza hatte nicht mit einer so baldigen Rückkehr Will D’Albinis gerechnet, aber sie empfing ihn freundlich und rechnete es ihm hoch an, dass er nicht nur den Welpen für Adam mitgebracht hatte, sondern sich auch etwas Zeit für den Jungen und sein neues Haustier nahm, um zu sehen, wie die beiden miteinander auskamen. Er ging mit dem Jungen so ungezwungen um, als wäre er selbst ein Kind.
»Ihr mögt Kinder, Mylord«, stellte sie fest, als sie zu ihrem Häuschen gingen, um eine Erfrischung zu sich zu nehmen.
Will zuckte lächelnd die Achseln. »Man kommt leichter mit ihnen zurecht als mit Erwachsenen. Genauso verhält es sich mit Tieren. Wenn Ihr sie liebt, lieben sie Euch auch, und ihre Bedürfnisse lassen sich leicht erraten. Wegen dieser Unkompliziertheit habe ich Freude an ihnen.«
Seine Worte berührten sie tief. Solche Ansichten fand man selten in dieser Welt.
»Ich muss Euch etwas fragen«, sagte er, als sie die Tür erreichten.
»Geht es um das Leprahospital?« Sie blickte zu ihm auf und meinte, in seinen hellen haselnussbraunen Augen zu versinken. Nein, nicht um das Krankenhaus, dachte sie, denn dieses Thema würde seinem Blick keine solche Intensität verleihen und ihm auch nicht das Blut in die Wangen treiben. Adeliza stolperte auf der Schwelle, und er fasste sie am Arm, um sie zu stützen. Sie spürte die Kraft seines Griffs.
»Nein«, entgegnete er. »Oder zumindest nicht direkt.«
Adeliza bat Juliana, ihm den Umhang abzunehmen und Wein einzuschenken, dann schickte sie alle ihre Zofen weg, wies sie aber an, in Hörweite zu bleiben. Nachdem sie die Hände wie eine Nonne vor dem Körper gefaltet hatte, sagte sie:
»Was wolltet Ihr mich fragen?«
Mittlerweile war er feuerrot angelaufen. Er sammelte sich und begann zu sprechen. Die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus und schienen einstudiert zu sein. Vermutlich hatte er seine Rede seit seinem Besuch letzte Woche geprobt.
»Ich bewundere und schätze Euch schon lange. Und ich bitte Euch, mir die Ehre zu erweisen, meine Frau zu werden. Ich habe die Erlaubnis des Königs, um Eure Hand anzuhalten, und wenn Ihr einwilligt, macht er mir eine Grafschaft zum Geschenk, sodass ich nicht mit leeren Händen dastehe.«
Adeliza öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Sie war fünfzehn Jahre lang die Gemahlin eines der bedeutendsten Könige des Christentums gewesen und hatte bei jeder Gele genheit gewusst, was sie zu sagen hatte, aber jetzt versagte ihre Stimme, und sie starrte ihn nur an.
»Ich habe Euch überrumpelt«, entschuldigte er sich. »Verzeiht mir, ich war zu direkt.«
Sie bemühte sich, die wild in ihrem Kopf umherwirbelnden Gedanken zu ordnen. Etwas Derartiges hatte sie vermutet, seit er gesagt hatte, er wolle sie etwas fragen. Wilton war ein sicherer Hafen, wo sie sich vor der Welt verstecken konnte. Seine männliche Ausstrahlung machte ihr Angst. Wenn er den Raum betrat, erfüllte er ihn mit weltlichem Leben, und sie hatte sich an spirituelle Ruhe gewöhnt. Aber sie hatte Gott um einen Fingerzeig gebeten, und vielleicht hatte er ihr mit diesem Mann ein Zeichen gegeben. Kein strahlendes Wunder, sondern etwas Alltägliches und trotzdem für sie ganz Neues war ihr widerfahren. »Ich fühle mich sehr geehrt, Mylord.« Sie musste sich räuspern, weil sie ins Stocken geriet. »Aber ich kann Euch jetzt keine Antwort geben. Ich muss mein Herz und Gott befragen und über Euren Antrag nachdenken.«
Sein Gesicht wurde lang, aber er hatte sich sofort wieder in der Gewalt. »Ich verstehe. Ich hatte zwar gehofft, Ihr würdet mir gleich antworten, aber nicht damit gerechnet. Ich habe lange darüber nachgedacht, Ihr nicht, das weiß ich. Zwar möchte ich nicht, dass Ihr so lange grübelt wie ich, aber ich bringe alle Geduld auf, die Ihr braucht.«
Sie sah ihn verwirrt an. »Warum ich, Mylord? Warum habt Ihr mich
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