Die Hueterin der Krone
nächsten Moment kam eine rundli che Frau auf sie zugestürmt und kümmerte sich um ihn. Das musste demnach Hella sein.
Nachdem sie Adam mitgenommen hatte, um ihn zu waschen, wandte sich Adeliza an Will.
»Das war sehr nett von Euch.«
Er zuckte verlegen die Achseln. »Für ein Tier sorgen zu müssen lenkt vom eigenen Kummer ab – meiner Erfahrung nach wenigstens.« Er verbeugte sich und ging zu seinem Pferd.
Er schwang sich in den Sattel. Das Tier war ein schöner Schecke, das wie Will kraftvoll und verlässlich wirkte und ebenso freundliche Augen hatte.
»Danke«, sagte sie leise. »Für … alles.«
Er winkte fast schroff ab, hob noch ein Mal grüßend die Hand und ritt davon.
Der Pförtner schloss das Tor, und Adeliza lauschte, bis das Hufgeklapper und das Klirren des Zaumzeugs verhallt waren. Dann kehrte sie in ihre Kammer zurück. William D’Albinis maskuline Ausstrahlung hatte die Atmosphäre verändert, der Raum roch und wirkte anders, als hätte die Jahreszeit von einem Moment zum anderen gewechselt.
Stephen betrachtete das in Wills Armen zappelnde Fellbündel. »Das ist ein Geschenk für die Königinwitwe?« Belustigung und Zweifel schwangen in seiner Stimme mit. »Er wird ihre Schuhe zernagen und auf ihr Kleid pissen, und wir wissen beide, wie zimperlich sie ist. Es gibt passendere Dinge, die Ihr ihr schenken könntet, wenn Ihr ihre Gunst gewinnen wollt.«
Will hob das Kinn, doch der Hund leckte mit seiner rosa Zunge blitzschnell darüber und machte all seine Würde zunichte. »Ich habe ihn einem Kind versprochen, das sich in ihrer Obhut in Wilton befindet«, erwiderte er.
Stephen hob eine Braue. »Ein leprakrankes Kind?«
Will schüttelte den Kopf. »Eine Waise, die sie in ihren Haushalt aufgenommen hat.«
»Ich verstehe.« Stephen musterte ihn scharf. »Aber Ihr bringt ihr den Welpen selbst, statt einen Diener damit zu beauftragen?«
Will setzte den Hund ab, der sich sofort auf seine Schuhe stürzte, und holte tief Atem. »Sire, ich bitte Euch um die Erlaubnis, der Königinwitwe den Hof zu machen und sie später heiraten zu dürfen.«
Stephens Augen wurden groß. »Mein Gott! Ihr verfolgt sehr ehrgeizige Ziele.« In seine Belustigung mischte sich leiser Argwohn. »Wie lange tragt Ihr Euch schon mit diesem Gedanken?«
Will schob den Welpen mit dem Fuß sacht zur Seite, woraufhin der kleine Hund ihn anknurrte. »Ich habe die Königinwitwe stets verehrt, Sire. Sie ist seit zwei Jahren in Trauer, und da sie sich nicht ganz dem Klosterleben verschreiben will, denke ich, ich kann es wagen, ihr einen ehrbaren Antrag zu machen.«
»Und der Weg zum Herzen einer Frau führt über gute Taten. Ihr dürft ja nicht darauf hoffen, ihr das bieten zu können, was sie als Königin hatte.« Stephen lächelte viel sagend.
Die Bemerkung behagte Will nicht; sie traf zwar teilweise zu, hinterließ bei ihm aber ein leises Unbehagen. Vieles, was er ihr geben konnte, war ihr als Königin von England verwehrt geblieben. Aber er sagte nichts, sondern presste die Lippen zusammen.
Stephen schüttelte den Kopf. »Stille Wasser sind tief, Will. Ich hätte eine solche Kühnheit nicht bei Euch vermutet, aber ich stelle langsam fest, dass Männer selten so sind, wie sie zu sein scheinen, und Eure Bitte zeugt im Grunde genommen von harmlosem Ehrgeiz.«
»Sire, ich habe Euch bei Eurer Krönung einen Eid geschworen, und meine Loyalität gilt allein Euch.«
Stephen grunzte. »Das behauptet Ihr, und in Eurem Fall bin ich geneigt, es zu glauben. Nun gut …« Er wedelte mit der Hand. »Geht nur und macht Eurer Königin den Hof, und wenn die Dame Euch erhört, erhaltet Ihr von mir eine Grafschaft als Hochzeitsgeschenk, damit Ihr ihr ebenbürtig seid.«
»Sire!« In Wills Freude mischte sich Vorsicht, denn wenn Stephen sich so großzügig zeigte, erwartete er stets eine Gegenleistung.
Stephen rieb sich nachdenklich das Kinn. »Es erweist sich vielleicht als vorteilhaft, wenn die Königinwitwe einen neuen Mann bekommt, der ihrem Leben eine bestimmte Richtung gibt. In diesem Kloster hat sie zu viel Zeit, um zu grübeln und sich an der Vergangenheit festzuklammern.« Ein harter Glanz trat in seine Augen. »Wenn Ihr sie heiratet, verlasse ich mich darauf, dass Ihr ausreichend Beschäftigung für sie findet. Sie pocht zu sehr auf ihr Recht auf die Abtei Waltham, das der herrschenden und nicht der ehemaligen Königin gebührt. Macht ihr das ein für alle Mal klar. Von mir aus soll sie sich ihren guten Taten widmen, aber in ihrem
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