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Die Hüterin der Quelle

Die Hüterin der Quelle

Titel: Die Hüterin der Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Hügel, Tal und Felsgestein, Sand, Kiesel und Staub. Leben bricht das Felsgebein, kommt ans Licht, wird immer sein. Sein Zeichen ist die Maus – Dank sei dir, Kornmutter!«
    Sie drehte sich südwärts.
    »Süden bedeutet Feuer. Kerze, Licht und Sonnenschein, Rauch und rote Glut. Leben brennt im Feuerschein. Nur wer das erkennt, wird immer sein! Und sein Zeichen ist der Salamander  – Dank sei dir, Kornmutter.«
    Ava bekam eine Gänsehaut. Sie blieb wie erstarrt sitzen, wagte nicht, sich zu rühren.
    Aber in all die anderen schien plötzlich Bewegung zu kommen. Sie sprangen auf, tanzten um das Feuer, lachten und sangen. Jemand zog auch sie nach oben. Sie spürte eine sanfte Berührung auf ihrer Brust, einen Mund, der ihren Hals küsste. Jemand streichelte ihr Gesäß.
    Beim Tanzen sah sie in Gesichter, die ihr fremd waren und im gleichen Moment vertraut, sie spürte Hände auf ihren Hüften, dem Rücken, die verschiedenen Männern und Frauen gehörten, manchmal auch Kindern. Ein Mann spielte Flöte, einige Frauen trommelten, und zwischendrin waren auch Geigentöne zu hören, inbrünstig, aber nicht ganz sauber gespielt. Sie bewegten sich weiter, immer weiter, auch als die Instrumente längst verklungen waren. Ava war eins mit den Elementen, spürte das Feuer auf ihrer Haut, die kühlere Luft, wenn sie sich von ihm abwandte. Die harte, trockene Erde unter ihren Füßen, das Wasser in dem Schweiß der vielen erhitzten Körper.
    Längst schon gab es keine festen Konturen mehr, sondern nur noch einen Wirbel von Farben und Formen, der sich unablässig änderte. Warum konnte es nicht immer so sein? Beim Gedanken an die Alltagswelt kam sie Ava auf einmal starr und leblos vor.
    Sie war sehr durstig, doch als sie einen großen Schluck aus dem Becher nahm, wurde sie nur noch durstiger. Irgendwann sank Ava zu Boden. Sie war müde, todmüde sogar, aber jeder Teil ihres Körpers fühlte sich zu lebendig an, um zu schlafen.
    Der Untergrund war hart, trotz eines Mantels, auf dem sie lag. Jemand atmete neben ihr. Sie ertastete glattes Haar, starke Wangenknochen, eine schmalrückige Nase. Ihre Hände hätten sich die Erkundigung ersparen können. Am Geruch hatte sie ihn längst erkannt.
    »Du?«, sagte sie.
    Mathis lachte. »Wen hast du sonst erwartet?«
    Ava beugte sich über ihn. Sie war zu weit vom Feuer entfernt, um seinen Ausdruck erkennen zu können, aber sie spürte dankbar seine Wärme.
    »Ich bin froh, dass du es bist.«
    »Bist du? Aber wolltest du nicht lieber einen anderen …«
    »Scht!« Sie legte einen Finger auf seine Lippen. »Sei kein Idiot, Mathis! Nicht in dieser Nacht.«
    Sie küsste ihn. Es dauerte, bis auch er seine Lippen öffnete und den Kuss zurückgab, dann aber schlossen sich seine Arme um sie und hielten Ava, als wolle er sie niemals mehr loslassen. Sie hörte sein Herz klopfen, spürte seinen harten Brustkorb.
    »Bist du dir wirklich sicher?«, flüsterte er, als ihre Hand unter sein Hemd fuhr und dann weiter zu seinem Geschlecht.
    »Frag nicht«, sagte sie. Ein leises Geräusch erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie wandte die Augen zur Seite, weil sie einen festen Blick zu spüren glaubte. Nickte Hanna Hümlin ihr von ferne zu, oder war es bloß eine Einbildung? Um Mathis ging es. Und um sie. Um nichts sonst. »Tu es einfach!«

    « Nichts Halbes und nichts Ganzes!« Simon versetzte dem Hocker einen wütenden Tritt. »Er weiß es doch ganz genau. Er muss es doch wissen! Wer, wenn nicht er?«
    »Ich finde, ihr habt beide schwer gearbeitet …«
    »Das reicht eben nicht«, fiel er Marie ins Wort. »Wochenlang liegt er mir damit in den Ohren, wie wichtig diese Audienz ist – und dann das!«
    »Du bist enttäuscht, dass sie noch einmal verschoben wurde?« , sagte sie. Er nickte. »Aber das liegt nicht an deinem Vater. Sei nicht ungerecht, Simon! Der Fürstbischof …«
    »Ich bin enttäuscht, dass wir die geschenkte Zeit nicht besser nutzen. Keller hat uns so dringlich gewarnt. Wieso reißen wir den Figuren die hässlichen Stoffe nicht runter und zeigen sie in ihrer schlichten Holzschönheit?«
    »Veit meint, es sei besser so. Er wird seine Gründe haben, glaubst du nicht?«
    Er war ihr ganz nah gekommen.
    »Du würdest ihn doch immer verteidigen. Egal, worum es geht. Sei wenigstens einmal ehrlich!«
    Marie wich zurück.
    »Veit ist mein Mann«, sagte sie. »Und ich liebe ihn. Das heißt aber noch lange nicht, dass ich keine eigene Meinung habe.«
    »Dann sag sie mir! Ich will hören, was du

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