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Die Hüterin der Quelle

Die Hüterin der Quelle

Titel: Die Hüterin der Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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alles war genauso, wie sie es zu Hause in der Remise ausgetüftelt hatten. Das schräge Sonnenlicht kam ihrer Anordnung zugute. Die Strahlen illuminierten die Heilige Familie in der Geburtsgrotte auf geradezu magische Weise.
    »Jetzt müsste er kommen!« Simon war einen Schritt zurück getreten und beäugte alles kritisch. »Wir haben Glück, Vater! Selbst die Stoffe sehen in dem Licht nicht mehr so grässlich aus.«
    »Du willst doch damit nicht etwa sagen, dass ich vielleicht Recht gehabt haben könnte?« Veit gab ihm einen freundschaftlichen Klaps.
    Simon grinste.
    Plötzlich war die Anspannung zwischen ihnen verschwunden, die sie beide in letzter Zeit so gelähmt hatte. Was immer auch geschehen mochte, es war ihr gemeinsames Werk, und jeder hatte dazu beigetragen, was ihm möglich gewesen war.
    Die Türe zum Garten ging auf. Keller kam herein, sichtlich in Eile.
    »Wo bleibt Ihr denn?«
    »Gute Frage«, sagte Simon. »Wir hatten alle Hände voll damit zu tun, unsere Krippe aufzubauen. Der Fürstbischof …«
    »Erwartet Euch unter den Arkaden. Beeilt Euch, denn …«
    »… er hasst es zu warten«, vervollständigte Veit. »Gehen wir also!«
    Kies knirschte unter ihren Sohlen, als sie die schnurgeraden Wege beschritten. Überall sorgfältig gestutzte Rabatten, kunstvoll angelegte Blumenbeete. In der Mitte erhob sich eine Fontäne aus einem sechseckigen Brunnen, der mit skurrilen Figuren bestückt war, doch sie näher zu betrachten fehlte die Zeit. Es war noch immer so drückend, dass sie erleichtert waren, den Schatten des Arkadengangs zu erreichen.
    »Seid willkommen!« Fuchs von Dornheim reichte Veit und Simon seinen Ring zum Kuss. »Ich kann Euch gar nicht sagen, wie gespannt ich bin. Aber zuvor muss ich Euch unbedingt noch mein jüngst erworbenes Lieblingsobjekt zeigen.« Er deutete auf eine große Messingscheibe mit zahllosen Skalen, Beschriftungen und Einkerbungen. »Habt Ihr solch ein Wunderwerk schon einmal gesehen?«
    Simon schüttelte den Kopf, während Veit näher kam und das Gebilde eingehend studierte.
    »Ja«, sagte er schließlich. »In Neapel. Das ist allerdings schon eine ganze Weile her. Meines Wissens ein Instrument, das man auch für die Seefahrt einsetzt.«
    »Ihr seid in der Tat ein welterfahrener Mann.« Der Fürstbischof klang ernüchtert. »Ja, das stimmt. Aber es ist beileibe nicht seine einzige Funktion. Man kann damit ebenso die astrologischen Häuser bestimmen wie die Polhöhe vermessen oder die Fixsterne positionieren. Der ganze Kosmos liegt einem damit zu Füßen! Es gibt so gut wie nichts, was mein Astrolabium nicht vermag. Aber wir wollen dazu lieber den Spezialisten hören. Magister Keller, wenn ich bitten darf!«
    Keinen schien wirklich zu interessieren, was Damian Keller viel zu ausführlich von sich gab, am wenigsten Friedrich Förner, der ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trippelte. Simon fiel auf, dass er heute deutlich manierlicher als beim letzten Mal aussah. Haupthaar und Bart waren frisch gestutzt, und die matt glänzende Soutane, die er trug, sah nagelneu aus. Nur an seinen Manieren schien sich nichts geändert zu haben.
    »Das reicht!«, unterbrach er schroff. »Lasst uns endlich zur Sache kommen. Die Abendvesper naht. Ich werde in meiner Gemeinde gebraucht.«
    »Gut«, sagte der Fürstbischof. »Dann unterbrechen wir für heute.«
    Natürlich gebührte es dem Hausherrn, als Erster den Gartensaal zu betreten, aber zu Veits und Simons Überraschung ließ er Förner den Vortritt.
    Schließlich standen alle vor der Krippe.
    »Es gibt ein paar wichtige Punkte, die wir gern vorab geklärt hätten«, sagte Veit, nachdem er sich ausgiebig geräuspert hatte. Die Kehle war ihm plötzlich eng geworden. Er hoffte, dass seine Stimme ruhig klang, dass seine Worte überzeugend genug wirkten. »Das betrifft vor allem die Zeichnungen, die wir hier in der Mappe …«
    »Später!«, unterbrach ihn Fuchs von Dornheim. »Lasst erst dem Auge sein Recht. Der Mund mag später dazukommen.«
    Eine Weile blieb es still. Veits Herz schlug so laut, dass er fürchtete, jeder im Raum würde es hören. Simons Gesicht war weiß und verschlossen.
    »Nun«, sagte der Fürstbischof schließlich, »das, was wir hier sehen, ist gewiss eine sehr eigenwillige Interpretation!«
    »Eigenwillig?« Förner runzelte die Stirn. »Wieso so zurückhaltend? Wo das Thema ganz offensichtlich verfehlt wurde!«
    Veit und Simon Sternen tauschten einen beklommenen Blick.
    »Mein Bruder in Christo ist streng,

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