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Die Hüterin der Quelle

Die Hüterin der Quelle

Titel: Die Hüterin der Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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niemals herauskommen darf. Danach müssen wir suchen.«
    »Du willst ihn erpressen?«
    »Nenn es, wie du willst. Bei einem wie ihm, der keine Gnade kennt, wenn es darum geht, andere Menschen zu vernichten, darf man nicht zimperlich sein. Wir müssen seine Kröte finden. Dann werden wir sehen, ob er weiterhin das Maul aufreißt – oder ob er wie ein Popanz in sich zusammenfällt.«
    Pankraz goss sich einen Becher voll und leerte ihn in einem Zug.
    »Das schmeckt mir nicht«, sagte er, »Methoden, die du selber verachtest, bei einem Feind anzuwenden. Stellst du dich damit nicht auf die gleiche Stufe? Und wie willst du das überhaupt anfangen? Dich bei Förner einschleichen? Du wärst der Erste, Kilian, den er entlarven würde!«
    »Ich glaube, da täuschst du dich«, sagte der Kanzler. »Ich hab nämlich bereits die ersten Schritte unternommen. Seine Haushälterin war für einen Zusatzverdienst äußerst aufgeschlossen.«
    »Du lässt sie ihren eigenen Dienstherrn bespitzeln?«
    »Apollonia Krieger hält die Augen auf, nicht mehr und nicht weniger. Wieso auch nicht? Sie dient ihm für einen Hungerlohn, seit ihre Vorgängerin das Haus von einem Tag auf den anderen verlassen musste.« Er lächelte vielsagend. »Ein Punkt, der meines Erachtens nähere Betrachtung verdient.«
    »Machst du dir es da nicht zu einfach? Dienstboten – wer von uns hat da nicht schon die merkwürdigsten Geschichten erlebt!«
    »Aber es könnte etwas zu bedeuten haben, meinst du nicht? Ich werde jedenfalls in dieser Richtung weiterforschen.«
    »Du weißt, was ich von derlei Tratsch halte – gar nichts! Ist dir außerdem klar, dass du Apollonia Krieger damit direkt auf den Scheiterhaufen bringst, wenn irgendetwas davon herauskommt?«
    »Die Zeiten sind hart. Wir alle müssen Opfer bringen, Pankraz. Aber das ist nur der erste Teil meines Vorhabens.«
    »Und was wäre der zweite?«
    Kilian Haag massierte sich die Schreibhand.
    »Es gibt da jemanden, den er noch mehr fürchtet als den Teufel«, sagte er. »Jesuit, wie er. Jünger, begabt und voller Tatkraft, eine Konkurrenz auf seinem ureigensten Feld.«
    »Schöner?«
    »Falsch geraten. Den hat er längst erledigt. Nein, der frühere Weihbischof ist es nicht. Denk nach, Pankraz, gib dir etwas Mühe!«
    »Nicht die leiseste Idee!«
    »Sie kennen sich aus Rom, ein Kapitel, über das Förner gerne schweigt. Aus guten Gründen, wie ich inzwischen weiß.« Er fasste ihn fest ins Auge. »Dir ist er bestens bekannt. Und deiner Tochter auch. Besser vielleicht, als ihr lieb ist.«
    »Du meinst doch nicht etwa ...«
    Der Kanzler nickte.
    »Adam Thies. Der Gastwirtsohn mit den großen Ambitionen. Der es so weit in der Societas Jesu gebracht hat.«
    »Aber Thies lebt meines Wissens in Köln. Dort lehrt er an der Universität ...«
    »Lehrte, mein Freund, lehrte. In Köln hat sich vor kurzem das abgespielt, was wir hier rechtzeitig verhindern müssen. Hätte es Adam Thies nicht gegeben, so hätten sie dort vielleicht noch schlimmer gewütet. Er hat sein Möglichstes getan, um dem Kölner Hexenwahn Einhalt zu gebieten – so lange, bis seine Einflussmöglichkeiten schwanden und er die Stadt eiligst verlassen musste. Niemand weiß seitdem, wo er steckt. Seine Spur scheint sich im Nichts verloren zu haben.«
    »Und wie kann er dann zu deiner Waffe gegen Förner werden?«
    Haags Züge entspannten sich. Jetzt sah es beinahe so aus, als ob er lächelte. »Keine Regel ohne Ausnahme, Pankraz. Und meine Ausnahme heißt Josef Grün.«
    »Du sprichst in Rätseln.«
    »Der Einzige, der weiß, wo Adam Thies sich aufhält, ist sein alter Lehrer Josef Grün. Verraten hat er es mir nicht, weil er an ein Versprechen gebunden ist. Aber meine Worte scheinen ihre Wirkung auf ihn nicht verfehlt zu haben. Er wird ihn immerhin informieren, Pankraz! Das ist ein Anfang. Und es sollte mich wundern, würde Thies meiner Bitte, nach Bamberg zurückzukommen, keine Folge leisten.«
    Pankraz Haller hatte ihm den Rücken zugedreht. Von hinten wirkte er noch immer kraftvoll, wie ein sehr viel jüngerer Mann.
    »Ausgerechnet Thies!«, sagteerzumFlusshingewandt. »Du weißt, was du uns damit antust, mir – und vorallem Marie?«
    »Ja«, sagte Kilian Haag. »Und ich wünschte, es gäbe eine andere Lösung. Aber wie sagte ich bereits? Die Zeiten sind hart. Wir alle müssen Opfer bringen, Pankraz!«

    Selinas Hände hatten gezittert, als sie zum ersten Mal mit dem Schlüssel hantierte, den sie von seinem Bund gestohlen hatte. Ihr nonno

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