Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)
Beschwörer in seinem Kontakt zum Gott der Jagd zu stärken.
Am Abend nach einem weiteren guten Mahl saß sie Sippe zusammen am Feuer und Anatoo erzählte von der Jagd. Er schmückte die Details reichlich aus und der Hirsch wurde immer größer, dennoch lauschten alle gebannt, auch Pinaa. Danach verglichen sie diese Jagd mit früheren Erlebnissen und kamen zu dem Schluss, dass die Wölfin durchaus nützlich war. Die Wölfin lag zwischen Anatoo und Pinaa und fühlte sich augenscheinlich wohl. Wölfe und Menschen konnten zusammenleben. Sie konnten sich gegenseitig nutzen.
Kapitel 4 – Fremde und Gefühle
Sie packten zusammen. Nach den letzten erfolgreichen Jagdausflügen hatten sie genug Vorräte beisammen, um die Wanderung anzugehen.
Die Männer nahmen die Häute und die zur Befestigung benutzten Sehnen und getrockneten Baumseile von den Hütten. Auf ihrer Wanderung wurden diese als Zelte direkt mit dem Boden verbunden, ein guter und schnell aufgebauter Schutz vor Wind und Regen. Die Pfähle blieben zurück. Manchmal nutzen andere Sippen die Lagerplätze und verwendeten dann die bereits vorhandenen Löcher in der Erde und das zurück gelassene Material. Auch ihre Sippe konnte so einige Male die Materialien ihrer Vorgänger benutzen.
Die Frauen wickelten und schnürten Felle zu Rollen zusammen und verstauten Schalen und Vorräte in Taschen. Pinaa rollte ihr Schlaffell und das ihres Vaters zusammen und sortierte die Sachen in ihrer Hütte. Der Sommer neigte sich schon dem Ende und sie wollten rechtzeitig zurück in ihrem Winterlager bei einer großen Höhle in den Bergen sein.
Auf dem Weg dorthin lagerten sie meist ein bis zwei Mondzyklen lang in der Höhle eines Gebirgsausläufers in der Nähe eines dichten großen Waldes, nur ein Stück von der Furt entfernt, durch die sie den breiten Fluss überquerten. Wenn dann die meisten Bäume im Vorwinter ihre Blätter abwarfen, zogen sie weiter in das Winterlager.
Die Wölfin verstand die Aufregung nicht. Alle wuselten hin und her, klapperten und polterten mit diesem und jenem. Das Menschenlager schien sich aufzulösen. Wollten sie fliehen? Gab es Gefahren, die ihr entgangen waren? Sie war nervös und lief aufgeregt von einem vertrauten zum nächsten. Schließlich fand sie den Rudelführer hinten in der Höhle. Er war ganz ruhig und in sich versunken, sein Herzschlag war langsam. Sie hoffte, dass er nicht krank war, sondern nur schlief. Aber wie konnte er schlafen, wenn alle anderen so aufgeregt waren? Sie blieb unschlüssig neben ihm sitzen und wartete eine Weile. Als sein Zustand sich nicht änderte, stupste sie ihn leicht mit der Nase an. Sie wollte wissen, was hier los war.
Kittoo schreckte aus seiner Versunkenheit. Gerade hatte er gute Zeichen von den Geistern der Ahnen bekommen. Die Wanderung sollte gut verlaufen und es würde Neues zu entdecken geben. Niemand hatte in diesem Teil der Höhle etwas zu suchen. Er wollte schon aufspringen und den Störer scharf zurechtweisen, da sah er, dass es die Wölfin war. Wahrscheinlich hatte die Sippe sie mit den Abbrucharbeiten verschreckt. Er blieb also ruhig sitzen und bedeutete ihr, das ebenfalls zu tun. "Alles ist gut." sagte er mit besänftigender Stimme und begann, ihr leicht den Rücken zu massieren. Als sie sich entspannte und es offenbar genoss, massierte er kurz kräftiger weiter. Dann stand er auf und führte sie langsam zum Lager - oder was davon noch übrig war - zurück. Er nahm sie zu jedem einzelnen Sippenmitglied mit, das gerade etwas verpackte, sortierte oder zusammenschnürte, und sprach mit jedem einige Worte. Er vermittelte ihr das Gefühl, dass alles so richtig sei und er es unter Kontrolle hatte. Dann suchte er einige seiner kleinen Schalen und getrockneten Pflanzen zusammen, verstaute alles gut in zwei kleineren Beuteln und band sie ihr auf den Rücken. So konnte sie auch etwas beitragen. Nachdem die Wölfin das seltsame Ding auf ihrem Rücken beschnüffelt hatte und es offenbar nicht behindernd fand, schien die Rechnung aufzugehen. Als schließlich alle zum Abmarsch bereit waren, hatte sie verstanden und schloss sich der Gruppe an.
Kittoo führte die Sippe an. Er hatte seinen Stab in der Hand, mit dem er den ständigen Kontakt zu den Geistern hielt. Es war ein einfacher großer Stab aus Holz, der nur mit ein paar Schnitzereien und Federn verziert war, fast ein Wanderstab. Der Beschwörer hatte seine langen dunklen Haare geflochten und mit kleinen, aus Knochen gefertigten Perlen verziert. Er hatte
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