Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)
Wolf kaum von ihrer Seite. Und je mehr die Sippe ihn annahm, desto höher stieg Pinaa in ihrem Ansehen.
Für Anatoo verhöhnte das Mädchen ihn und seinen Vater damit. Er verstand nicht, warum der Vater sich darauf einließ und er glaubte nicht, dass der Plan, Pinaa in die Familie aufzunehmen und damit den Wolf zu ihrem Begleiter zu machen, aufgehen würde. Außerdem wollte er nichts mit Pinaa zu tun haben. Er wollte sie nicht ständig in seiner Nähe.
Er war der rechtmäßige Nachfolger seines Vaters. Er würde der Anführer und Beschwörer der Sippe werden, dazu war er vom Gott der Jagd bestimmt. Pinaa war anmaßend und wollte ihm diesen Platz streitig machen. Und mit dem Wolf an ihrer Seite würde ihr das auch gelingen. Der Wolf musste weg.
Die Wölfin hob den Kopf als er zurück kam, sie roch sofort das frische Fleisch. Anatoo löste die Leine, hielt ihr eines der Stücke hin und machte eine Handbewegung, dass sie ihm folgen sollte. Als sie das tat, gab er ihr das Stück. Sie fraß ihm tatsächlich aus der Hand. Er musste nicht mal an der Leine ziehen. Dummes wildes Tier. Er ging Richtung Wald und sie folgte ihm.
Der Mensch führte sie immer tiefer in den Wald und die Wölfin wurde etwas unruhig. Sie hatte sich von den köstlichen Fleischhäppchen zu sehr ablenken lassen und bemerkte erst jetzt, dass sie die ganze Zeit im Territorium ihres Wolfrudels unterwegs waren und schon fast die Grenzen überschritten hatten.
Was wollten sie hier, was hatte der Mensch vor? Sie konnte sich nicht einmal vorstellen, was passieren würde, wenn ihr Rudel auf sie aufmerksam wurde. Da es sehr früh am Morgen war, hoffte sie, dass diese noch in ihrer Höhle schlummerten.
Sie mochte diesen Menschen nicht so gern wie das kleine Weibchen und ihren Freund, die immer Ruhe und Zuneigung signalisierten. Dieser Mensch hielt eher Distanz und strahlte Gleichgültigkeit aus. Aber er war das Junge des Rudelführers. Und er war selbst ein Anführer. Zwar den älteren Menschen untergeordnet, aber ein Anführer.
Ganz in Gedanken folgte sie dem nächsten Fleischstück, welches der Mensch auf den Boden geworfen hatte und bemerkte im nächsten Moment den Geruch eines fremden Wolfes.
Sie blieb stehen und fiepte leise. Es konnten auch mehrere sein. Aber es war nicht ihr Rudel.
„Schsch … still.“ flüsterte Anatoo, der glaubte, dass sie sich nun weit genug vom Lager entfernt hatten. Er hielt nach einem stabilen tiefhängenden Ast Ausschau, an dem er die Wölfin festmachen konnte. „Wir brauchen dich nicht, verstehst du. Wir wollen dich nicht bei uns. Ich gehe allein zurück. Und du kommst nicht wieder. Du gehörst in den Wald. Zu den anderen Wölfen.“ In diesem Augenblick war ein kurzes Heulen zu hören. Anatoo schreckte zusammen, ließ die Leine fallen und nahm seine Steinklinge in die Hand.
Im selben Moment sah er sich zwei ausgewachsenen Wölfen gegenüber. Wahrscheinlich hatte sie das Fleisch angelockt. Er hätte die Wölfin früher anbinden und sofort zurück laufen sollen. Anatoo entdeckte keine weiteren Wölfe. Zumindest waren keine zu sehen. Er versuchte seine Chancen gegen diese beiden Wölfe abzuschätzen. Vielleicht wäre es besser, einfach langsam wegzugehen und das Weite zu suchen, während sie sich mit den Fleischstücken beschäftigten.
Er ging zwei Schritte rückwärts Richtung der Wölfin. Die beiden fremden Wölfe folgten langsam, wobei der eine sich mehr nach links, der andere sich mehr nach rechts von ihm orientierte. Sie kreisten ihn ein.
Auf einmal hörte er hinter sich ein Knurren. Die Wölfin machte zwei langsame Schritte nach vorne. Ihr Fell war gesträubt, der Kopf erhoben, die Ohren nach vorn gerichtet. Sie stellte sich vor ihn, zog die Lefzen hoch und knurrte erneut kurz und tief. Die fremden Wölfe blieben stehen. Sie zögerten.
Wollte die Wölfin ihn tatsächlich noch verteidigen? Anatoo war verwundert. Vermutlich ahnte sie nicht, was er vorgehabt hatte. Aber dass sie sich gegen ihre eigene Art stellen würde, hätte er nicht gedacht. Die Wölfe wohl auch nicht. Zumindest legten sie die Ohren an und gingen zur Seite. Anatoo nahm die restlichen Fleischstücke aus seiner Tasche und warf sie so weit wie er konnte noch tiefer in den Wald. Die beiden Wölfe stutzten kurz, dann liefen sie dem Fleisch hinterher. Anatoo rannte zurück Richtung Lager und die Wölfin folgte ihm.
Nach diesem Erlebnis war Anatoo etwas frustriert, aber auch erleichtert, dass niemand etwas gemerkt hatte, auch die Wölfin nicht, die
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