Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)
hätte eine unheimliche Ausstrahlung."
Die Mädchen hatten ihre Angelversuche aufgegeben und kamen jetzt zu ihnen. "Was flüstert ihr denn da?" fragte Kilaa. "Wollt ihr uns nicht bekannt machen?" Sie schwang ihre Haare zurück und lächelte und Minoo wurde abwechselnd heiß und kalt. Ihre Augen strahlten tatsächlich in einem Gemisch aus hellem Braun und Grün, umrahmt von einem schmalen Gesicht mit hohen Wangenknochen.
"Oh, hallo Pinaa, Ilaa, Minoo und Menoo." Maiaa lächelte erfreut und umarmte einen nach dem anderen. Dann stellte sie Kilaa jedem vor. Pinaa beschlich ein seltsames Gefühl, als Kilaa ihr in die Augen sah, aber sie zwang sich zu einem Lächeln. Ilaa schien ähnliche Empfindungen zu haben. Menoo hingegen war begeistert und Minoo hin und weg. Er und Kilaa sahen sich sehr lange an und Pinaa stellte überrascht fest, dass sie eifersüchtig wurde. Sie wusste nicht warum, sie war sich sicher, dass sie nicht in Minoo verliebt war und ihm eine Frau gönnte. "Wir müssen langsam zurück." unterbrach Ilaa die Tändelei. "Das Essen wird bald fertig sein." "Ich hoffe, dass wir uns öfter sehen." sagte Maiaa und Minoo und Menoo antworteten wie aus einem Mund: "Ganz sicher."
Anatoo begleitete seinen Vater zu der befreundeten Sippe, deren Beschwörer Lasoo sie zum gemeinsamen Essen eingeladen hatte. Als Geschenk hatten sie einige Kräuter aus dem dichten Wald dabei. Anatoo glaubte, dass der alte Mann, den er suchte, zu dieser Sippe gehört hatte und hoffte, ihn dort zu finden.
Das Essen wurde noch zubereitet. Lasoo empfing die beiden Besucher herzlich und bat Kittoo in sein Zelt, um etwas zu besprechen. Anatoo streifte durch das Lager. Dabei fiel ihm auf, dass die Sippe sehr klein geworden war. Es war nie eine große Sippe gewesen, aber jetzt schienen neben Lasoo nur noch zwei Jäger übrig zu sein. Anatoo sah zudem zwei ältere Frauen, zwei Mädchen standen kichernd am Seeufer, ein Junge trug Rinde und Laub zu einem Zelt im Lager und vor einem anderen Zelt saß noch ein alter Mann. Erfreut stellte Anatoo fest, dass das der Mann war, den er gesucht hatte. Er ging auf ihn zu.
"Ich erinnere mich an dich, junger Mann." Der alte Mann grinste und entblößte dabei gerade noch vier Zähne. Seine Haare waren weiß wie Schnee. "Ich kann nur noch schlecht sehen, aber ich erinnere mich. Setz dich zu mir." Anatoo setzte sich dem Mann gegenüber. "Du warst ungeduldig und ängstlich." Der Mann sah Anatoo in die Augen. "Und das bist du nun wieder." Anatoo nickte. "Euer Rat hat mir sehr geholfen. Ich bin ein Beschwörer geworden. Ihr seid ein weiser Mann." sagte er. "Ich möchte Euch erneut um Hilfe bitten." Der alte Mann winkte ab. "Ich bin nicht weise." meinte er. "Ich habe nur viele Winter erlebt und viele Menschen getroffen. Anatoo ..." Er streckte Anatoo die Hand hin. "Ich bin Eranoo und du kannst immer zu mir kommen. Sag mir, was passiert ist." Anatoo nahm die angebotene Hand und hielt sie über seinen Kopf, um Respekt auszudrücken. "Danke Eranoo." erwiderte er. "Ich weiß nicht weiter. Es geht um den Wolf, der unsere Sippe begleitet." Und Anatoo erzählte die ganze Geschichte, angefangen von Pinaas Streben nach der ihm vorbestimmten Rolle über die Beschwörung des Wolfes, seine Versuche, diesen loszuwerden und den dabei verletzten Arm bis zu Flucht und Rückkehr des Tieres und seiner Hüterin. "Ich möchte nur, dass es so wie vorher ist." schloss er. "Die Sippe soll mit einem starken Anführer und ohne Wolf in Frieden leben." Eranoo begutachtete vorsichtig Anatoos Arm. "Ich muss dir nichts Neues sagen." sagte er schließlich. "Mein Rat von damals gilt unverändert. Du solltest dich immer daran erinnern. Geduld und Ruhe - das ist alles, was du brauchst. Wenn du das Beste für die Sippe willst, wird es geschehen." Anatoo schaute ihn zweifelnd an. "Ja, so einfach ist das." bekräftigte Eranoo. "Sogar bei deinem Arm. Benutze ihn nicht. Halt ihn ruhig, solange ihr hier seid. Ich kann dir eine Schlinge binden und dir eine Salbe geben, mit der du ihn einreiben kannst. Wenn ihr weiterzieht, wird der Arm wie vorher sein." "Eine Schlinge?" fragte Anatoo entsetzt. "Ich will mir eine Frau suchen. Ich kann doch nicht als Einarmiger herumlaufen." Eranoo lachte. "Gerade, Anatoo, gerade." Er verschwand kurz in seinem Zelt und kam mit einem Rest behandelter Tierhaut, Fasern aus Baumrinde sowie einer kleinen Schale zurück. Geschickt flocht er aus den Fasern eine Art Leine wie sie die Wölfin getragen hatte. Dann legte er Anatoos Arm
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