Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)
wieder angreifen." Tanoo stellte sich zu der Wölfin und versuchte sie zu beruhigen. "Sie hat Renaa zurück gebracht. Wir müssen neu urteilen, Anatoo." Pinaa und Minoo waren dazu gekommen und erfassten die Szene mit Erstaunen. Die Wölfin fletschte die Zähne. "Vielleicht hat sie Renaa gar nicht gerettet, sondern verletzt." rief Anatoo und stieß die Fackel in Richtung der Wölfin. "Seht sie doch an. Sie ist gefährlich!"
"Das ist sie nicht." sagte Battoo laut. "Wir haben gelogen." "Hör auf, Battoo. Was soll das?" rief Anatoo. Aber es war zu spät. "Sie hat uns damals nicht angegriffen." sagte Battoo ruhig und stellte sich nun ebenfalls neben die Wölfin. "Wir haben sie angegriffen. Sie hat sich nur befreit." Pinaa und Minoo schlossen nun die Reihen auf Seiten der Wölfin und Kittoo trat zwischen sie und Anatoo. "Anatoo, leg die Fackel hin." sagte er bestimmt. "Wir reden in Ruhe darüber." Die Wölfin spürte die Veränderung. Der Rudelführer hatte sein Junges wieder unter Kontrolle und das Rudel schien auch beruhigt, sie zog sich zurück und suchte die Nähe des kleinen Menschenweibchens. Pinaa umarmte sie glücklich.
Anatoo sah seinen Vater wütend an. "Ja, in Ruhe darüber reden, natürlich. Ist doch nicht wichtig, was ich sage, der Wolf ist dir sowieso wichtiger." schrie er. "Das Tier hat die Sippe entzweit." Er warf die Fackel zu Boden und stampfte in sein Zelt. Kittoo ließ ihn ziehen. Er sorgte zunächst dafür, dass sich die meisten wieder in ihre Zelte begaben, dann setzte er sich mit den Beteiligten zusammen. Pinaa hatte die Wölfin inzwischen in ihr Zelt gebracht und dort mit Fleisch und Wasser versorgt. Nach der Mahlzeit war die Wölfin auf Pinaas Fell sanft eingeschlummert.
Battoo erzählte nun langsam die ganze Geschichte, die zu Anatoos Verletzung geführt hatte. Er gestand, dass er nicht wirklich darüber nachgedacht hatte, was alles passieren konnte und auf keinen Fall gewollt hatte, dass Pinaa die Sippe verlässt. Er hatte schon lange ein schlechtes Gewissen gehabt und nun da er gesehen hatte, dass die Wölfin trotz allem was passiert war, seine Schwester gerettet hatte, war es aus ihm herausgebrochen. Es tat ihm wirklich leid und Pinaa war schnell bereit, ihm zu verzeihen. Kittoo wollte die ganze Angelegenheit noch mit den Jägern besprechen, befürwortete aber eine milde Bestrafung. Mit Anatoo würde er noch sprechen, dieser sei aber mit seinem verletzten Arm bereits genug gestraft. Battoo sollte zukünftig die Wölfin mit Futter und Wasser versorgen. Schließlich kümmerte sich die Familie weiter um Renaa, während die anderen noch ein bisschen Schlaf nachholten.
Die Wölfin nutzte diese Ruhe, um ihren neuen Verehrer näher kennenzulernen.
Kittoo hatte verkündet, dass die Wölfin nun sicher ein magischer Begleiter war, da ihre Verbundenheit zur Sippe so ausgeprägt war, dass sie trotz des Angriffes und des folgenden Misstrauens in ihrer Nähe geblieben war und letztendlich Renaa unter Einsatz ihres eigenen Lebens gerettet hatte. Er erklärte auch Pinaa für rehabilitiert und wünschte sich nun wieder ein dauerhaftes harmonisches Zusammenleben.
Er plante, einige Zeit am See der Federn zu verbringen, um sich mit den anderen Sippen auszutauschen, vor allem aber neue Verbindungen zu schließen und hoffentlich auch neue Mitglieder in die Sippe aufzunehmen. Anträge dazu wollte er ab dem ersten Tag ihrer Ankunft am See entgegennehmen.
Die meisten Sippenmitglieder freuten sich, dass die Wölfin wieder zurück war und die Konflikte scheinbar ausgetragen waren.
Lediglich Anatoo erholte sich nur langsam von der Rückkehr des ungeliebten Tieres. Sein Vater hatte ihm eine scheinbar tagelang andauernde Predigt über Verantwortung, Gemeinschaftsgefühl und Führungsqualitäten gehalten. Er hatte sich bei Pinaa entschuldigen müssen und sogar bei der Wölfin, die ihn allerdings nicht sehr nah an sich herangelassen hatte.
Während sie dem See der Federn näher kamen, zog Anatoo sich zurück und sprach noch weniger als vorher. Nur Renaa versuchte weiterhin, für ihn da zu sein. Sobald es ihr wieder gut ging, suchte sie so oft es ging seine Nähe. Manchmal wenn niemand sie beobachten konnte, setzte sie sich zu ihm und erzählte dies und das, um ihn aufzumuntern. Und er ging nicht weg. Sie glaubte, dass er manchmal sogar zuhörte, denn ab und zu antwortete er sogar oder stellte eine Frage. Renaa hoffte, ihm wieder näher zu kommen. Sie war zwar auch schockiert gewesen, dass er die Wölfin hatte töten
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