Die Huette
weit sollen wir also zurückgehen, Mackenzie? Dieses Erbe menschlicher Gebrochenheit lässt sich zurückverfolgen bis zu Adam. Was ist mit ihm? Was ist mit Gott? Gott hat das alles angefangen. Ist Gott schuldig?«
Mack fühlte sich ganz schwindelig. Er kam sich ganz und gar nicht wie ein Richter vor, sondern als würde er selbst auf der Anklagebank sitzen.
Die Frau kannte keine Gnade. »Ist nicht genau das der Punkt, wo du feststeckst, Mackenzie? Ist das nicht der Motor für die Große Traurigkeit? Dass Gott nicht vertrauenswürdig ist? Gewiss kann ein Vater wie du doch über den Vater urteilen!«
Wieder stieg Zorn in ihm hoch wie eine lodernde Flamme. Er wollte um sich schlagen, aber sie hatte recht und es hatte keinen Sinn, das zu leugnen.
Sie fuhr fort. »Ist nicht genau das die Anklage, die du vorbringst, Mackenzie? Dass Gott dich im Stich gelassen hat, dass er Missy im Stich gelassen hat? Dass Gott schon vor Anbeginn der Schöpfung wissen musste, dass deine Missy eines Tages brutal ermordet werden würde, und dass er trotzdem alles so erschaffen hat? Und dass er dann ~ließ, dass eine kranke Seele Missy aus deinen liebenden Armen raubte, obwohl Gott doch die Macht gehabt hätte, es zu verhindern. Ist also Gott nicht schuldig, Mackenzie?«
Mack starrte auf den Boden. Schließlich zeigte er mit dem Finger auf sie und sagte lauter als beabsichtigt: »Ja, Gott ist schuldig!«
Die Anklage hing im Raum, während in Macks Herz der Hammer auf den Richtertisch niedersauste.
»Dann«, sagte sie mit einem endgültigen Ton in der Stimme, »wenn du so leicht über Gott dein Urteil fällen kannst, kannst du gewiss auch über die Welt richten.« Wieder sprach sie ohne jede Emotion. »Du musst zwei deiner Kinder auswählen, die dann die Ewigkeit in Gottes neuem Himmel und auf seiner neuen Erde verbringen dürfen. Aber nur zwei.«
»Was?«, brach es aus ihm heraus, und er starrte sie ungläubig an. »Und du musst von deinen Kindern drei auswählen, die dann die Ewigkeit in der Hölle verbringen werden.«
Mack konnte nicht glauben, was er da hörte, und geriet in Panik. »Mackenzie.« Ihre Stimme klang nun wieder so ruhig und wundervoll wie in dem Moment, als er sie zum ersten Mal gehört hatte. »Ich bitte dich lediglich darum, etwas zu tun, von dem du glaubst, dass Gott es auch tut. Er kennt jeden Menschen, der jemals gelebt hat, und er kennt sie alle viel, viel besser und genauer, als du deine Kinder je kennen wirst. Er liebt alle seine Söhne und Töchter so, wie sie sind. Du glaubst, er würde einige von ihnen zu einem Leben in der Hölle und unter ewiger Folter verdammen, getrennt von seiner Gegenwart und Liebe. Stimmt es nicht, dass du das glaubst?«
»Ja, so ist es wohl. Aber so habe ich noch nie darüber nachgedacht.« Tief geschockt stolperte er regelrecht über seine eigenen Worte. »Irgendwie habe ich angenommen, dass Gott dies tatsächlich tun könnte. Über die Hölle zu reden hatte immer etwas Abstraktes. Ich habe mir dabei nie vorgestellt, dass tatsächlich jemand, den ich kenne ... « Mack zögerte, denn ihm wurde klar, dass das, was er nun sagen musste, sehr hässlich klingen würde, »dass tatsächlich jemand, den ich wirklich gern habe, in die Hölle kommen würde.«
»Aber du glaubst, dass es Gott leicht fallen würde, obwohl du selbst niemanden, den du liebst, dorthin schicken könntest? Na los, Mackenzie. Wen von deinen fünf Kindern willst du in die Hölle schicken? Katie macht dir im Moment die größten Schwierigkeiten. Sie benimmt sich unmöglich dir gegenüber und hat sehr verletzende Dinge gesagt. Vielleicht sollte deine erste Wahl daher auf sie fallen. Wie ist es? Du bist der Richter, Mackenzie, und du musst entscheiden.«
»Ich will nicht der Richter sein«, sagte Mack und stand auf. Seine Gedanken überschlugen sich. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Wie konnte Gott ihn vor eine solche Wahl stellen? Es kam nicht infrage, Katie oder irgendeines seiner Kinder in die ewige Verdammnis zu schicken, nur weil sie gesündigt hatten. Selbst wenn Katie oder Josh oder Jon oder Tyler schreckliche Verbrechen begangen hätten, würde er es niemals tun. Er konnte es einfach nicht! Für ihn spielte es keine Rolle, was sie getan hatten, sondern nur, dass er sie liebte.
»Ich kann das nicht«, sagte er leise. »Du musst«, erwiderte sie.
»Ich kann das nicht«, sagte er lauter und heftiger. »Du musst«, sagte sie wieder, diesmal sanfter.
»Ich ... weigere ... mich!«, schrie Mack, und sein Blut
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