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Die Huette

Die Huette

Titel: Die Huette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William P. Young
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sondern langsam und mit harmonischer Präzision, als würden große himmlische Dirigenten ihre Bewegungen koordinieren.
    Gelegentlich, wie auf ein Stichwort, stürzten Kometen und Meteorschauer durch die Sternformationen und brachten zusätzliche Abwechslung in den fließenden Tanz. Dann sah Mack, wie einige Sterne größer wurden und ihre Farbe wechselten, als würden sie sich in Novä oder weiße Zwerge verwandeln. Die Zeit selbst schien dynamisch geworden zu sein und unstet, was zu diesem scheinbar chaotischen, aber präzise gelenkten Himmelsschauspiel beitrug.
    Mack drehte sich zu Sarayu um, die dicht bei ihm stand. Obwohl es ihm immer noch schwer fiel, sie direkt anzuschauen, gelang es ihm jetzt, Symmetrien und in Muster eingebettete Farben zu erkennen. Diamanten, Rubine und Saphire schienen eingewoben in ein Gewand aus Licht, das sich zuerst wellenförmig bewegte und dann in einzelne Partikel zerfiel.
    »Das ist alles so unglaublich schön«, flüsterte er, umgeben von diesem heiligen und majestätischen Anblick.
    »Das ist wahr«, drang Sarayus Stimme aus dem Licht. »Jetzt schau dich um, Mackenzie.«
    Das tat er und hielt den Atem an. Selbst in der nächtlichen Dunkelheit besaßen alle Dinge eine enorme Klarheit und waren von vielfarbigen Lichtkränzen umgeben. Der Wald brannte geradezu, so sehr leuchteten seine Farben. Jeder Baum war deutlich zu erkennen, jeder Zweig, jedes Blatt. Vögel und Fledermäuse zogen leuchtende Spuren hinter sich her, während sie hierhin und dorthin flogen und sich gegenseitig nachjagten.
    In der Feme, am Waldrand, hatte sich eine ganze Armee der Schöpfung versammelt: Maultierhirsche, Bären, Dickhomschafe und majestätische Wapitis. Im See tummelten sich Biber und Otter, von denen ein jeder in seinen eigenen Farben schimmerte und leuchtete. Myriaden kleiner Geschöpfe huschten und sprangen umher, jedes von ihnen sprühend vor Leben und mit seinem eigenen Glanz.
    Gehüllt in einen Mantel aus vielfarbig flammendem Licht stieß ein Fischadler auf den See hinunter, fing seinen Flug im letzten Moment ab und strich dicht über der Wasseroberfläche dahin, wobei Funken von seinen Flügeln aufs Wasser fielen wie Schnee. Als wollte sie sich über den erfolglosen Jäger lustig machen, sprang hinter dem Adler eine große, von einem Regenbogen umhüllte Forelle aus dem Wasser und tauchte in einem Sprühregen bunter Wassertropfen wieder unter.
    Mack fühlte sich überlebensgroß, denn er war in der Lage, überall dort zu sein, wo er hinschaute. Zwei Bärenjungen, die dicht bei ihrer Mutter herumtollten, erregten seine Aufmerksamkeit. Er sah einen Farbwirbel aus Ockergelb, Minzgrün und Haselnussbraun, in dem die bei den sich balgten und in ihrer Muttersprache lachten. Mack hatte das Gefühl, dass er von der Stelle, wo er stand, hinausgreifen und die leuchtenden kleinen Bären berühren konnte, obwohl diese doch eigentlich ein ganzes Stück weit entfernt waren.
    Ohne nachzudenken, streckte er seinen Arm aus. Dabei entdeckte er verblüfft, dass er selbst ebenfalls in Flammen stand. Er betrachtete seine Hände, wunderbar geformt und klar erkennbar in den bunt leuchtenden Farbkaskaden, die sie umgaben wie Handschuhe. Er schaute an sich herab und stellte fest, dass er komplett in eine Robe aus Licht und Farbe gekleidet war - ein Kleid der Reinheit, das ihm zugleich Freiheit schenkte und ihn angemessen verhüllte.
    Alle körperlichen Beschwerden, die Mack sonst zu schaffen machten, waren verschwunden. Sogar seine häufig schmerzenden Gelenke waren völlig beschwerdefrei. Nie zuvor hatte er sich so heil und gesund gefühlt. Sein Kopf war klar, und in tiefen Zügen atmete er die Düfte der Nacht und der schlafenden Blumen ein, von denen jetzt viele für dieses Fest erwachten.
    Unbändige und köstliche Freude stieg in ihm auf. Er sprang hoch und schwebte langsam in die Luft empor. Dann sank er sanft wieder auf den Boden zurück. »Es ist«, dachte er, »ganz ähnlich wie in meinen Flugträumen.«
    Und dann sah Mack die Lichter. Einzelne, sich bewegende Punkte tauchten aus dem Wald auf und versammelten sich auf der Wiese unterhalb des Hügels, auf dem er und Sarayu standen. Er sah die Lichter jetzt überall hoch oben an den Hängen der Berge. Von dort aus näherten sie sich, tauchten zwischen den Bäumen auf, verschwanden wieder außer Sicht, folgten unsichtbaren Wegen und Pfaden.
    Dann erschienen sie auf der Wiese, eine Armee von Kindern. Es gab keine Kerzen - sie selbst waren Lichter. Und unter

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