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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Botschaft nicht sein können.
    Zuerst war er viel zu wütend und trotzig, um darüber zu trauern. Selbst wenn sie jetzt käme und ihn anflehte, ihr zu verzeihen, es würde ihr nichts nützen. Und doch zögerte er seine Abreise hinaus und wurde von Tag zu Tag niedergeschlagener, denn sie kam nicht.
    Inzwischen war es Mai geworden, und wenn er sich König Louis und seinem Heer noch anschließen wollte, dann wurde es Zeit, sich für die große Reise vorzubereiten, denn es hieß, der allgemeine Aufbruch sei für Anfang Juni geplant. Es blieb auch keine Zeit mehr, sich von seiner Familie in Rocafort zu verabschieden. Er hätte sie gern noch einmal gesehen, aber wenigstens würde ihm ein tränenreicher Abschied von seiner Mutter erspart bleiben.
    Seine Teilnahme am Aufgebot des Königs hatte Arnaut sich anders vorgestellt. So ganz ohne Gefolge? Eine Hundertschaft bewaffneter Reiter wäre doch das Mindeste gewesen, schon allein zu Ehren Narbonas. Ermengardas hartherzige Weigerung konnte er nicht verstehen. Schließlich hatte sie es seinem Mut zu verdanken, dass sie heute auf dem Thron ihres Vaters saß. Ohne ihn damals hätte sie die Abenteuer der wilden Flucht gar nicht überlebt.
    Nun gut. Dann würde er eben allein, nur von Jori und dem Knecht Lois Bernat begleitet, die Reise antreten. Ob die beiden überhaupt gewillt waren, daran verschwendete er keinen Gedanken. Waren sie doch Diener und hatten ihrem Herrn zu gehorchen. Die Ausrüstung für einen so langen Feldzug beschäftigte ihn mehr. Er würde sie vervollständigen müssen. Waffen, warme Kleidung, Zelte, Maultiere.
    Dabei kam ihm sein Geld bei dem Juden in den Sinn, das er fast vergessen hatte. Es war eigentlich genug, um ein paar Dutzend Männer anzuwerben. Er würde also doch nicht ohne Gefolge in den Krieg ziehen müssen. In Besiers oder Montpelher würde er Willige finden, die nicht Ermengardas Zorn zu fürchten hatten.
    Der schwarze Hengst Amir war für die Schlacht bestimmt, der Wallach Basil als Reittier. Der noch junge Grauschimmel, den sie aus Rocafort mitgebracht hatten, sollte als Reserve herhalten. Jori hatte eine zum Schlachtross ausgebildete Stute. Dazu erwarben sie auf dem Pferdemarkt noch ein Reitpferd und vier Maultiere, eines davon für Lois Bernat, der inzwischen sattelfest geworden war.
    Der Schmied des Gutshofs war gerade dabei, die Gäule zu beschlagen, als eine Staubwolke auf der Straße von Narbona eine größere Reitertruppe ankündigte. Zwei Dutzend Bewaffnete trabten auf den Hof und saßen ab. Freudig umringten sie Arnaut, der sie alle kannte, waren sie doch aus dem kleinen Heer, das er bisher für Ermengarda befehligt hatte.
    Severin, der sie anführte, umarmte seinen Freund. Auch Felipe, Raimon und Bruder Aimar waren gekommen. Arnaut rief nach den Knechten, um die Pferde tränken zu lassen, und wollte die Freunde ins Haus führen.
    »Warte«, sagte Severin mit ernster Miene. »Zuerst die schlechte Nachricht. Und ruf die Dorfältesten zusammen, denn leider ist mir befohlen worden, dies in aller Öffentlichkeit zu verkünden.«
    Arnaut war verdutzt, ließ aber den Dorfvorsteher und noch ein paar andere aus der
vila
rufen. Als sie versammelt waren, stellte Severin einen drahtigen, graubärtigen Mann vor, der sich verlegen vor Arnaut verbeugte.
    »Das ist Joan de Capestang«, sagte Severin mit lauter Stimme in die Runde. »Er ist der
villicus,
der Verwalter der Vizegrafschaft hier in der Gegend. Joan wird ab jetzt das Anwesen übernehmen.«
    »Was zum Teufel soll das?«, fragte Arnaut.
    Severin zog ihn zur Seite. »Tut mir leid, Arnaut, aber du hast den Gutshof zu räumen. Das Landgut war dir zur Nutzung überlassen, aber nicht geschenkt. Nun will Ermengarda es selbst wieder in Besitz nehmen. Ich habe sogar ein Dokument dazu.«
    Eine solch öffentliche Schmach verschlug Arnaut die Sprache. »Wie kann sie so etwas tun?«, murmelte er, rot vor Scham. »Nach allem …«
    Sein Freund legte ihm den Arm um die Schulter. »Du weißt, Arnaut«, raunte er leise, damit die anderen ihn nicht hören konnten. »Weiber können in ihrer Rache fürchterlich sein. Sie ist eine Fürstin, vergiss das nicht, und aus ihrer Sicht hast du sie schrecklich gedemütigt.«
    »Gedemütigt? Nie im Leben …«
    »Du hast sie verlassen.«
    »Aus gutem Grund.«
    »Sie hat lange gewartet, und du bist nicht gekommen.«
    »Aber es war doch sie, die mich aus dem Palast gejagt hat.«
    Severin zuckte mit den Schultern. »Was willst du, sie ist eine stolze Frau.«
    Arnaut

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