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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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    Od les angles nostre Segnor.
     
    Wer mit Louis gen Osten zieht
    Muss die Hölle nicht fürchten;
    Denn seine Seele schwebt ins Paradies
    Zu den Engeln unseres Herrn.
     
    Zu den Engeln ins Paradies.
    Bruder Aimar hatte nicht mitgesungen. Das Lied klang ihm fast wie Hohn in den Ohren. Kurz trafen sich seine und Arnauts Blicke über den züngelnden Flammen des Lagerfeuers. Ich habe ihn gar nicht gefragt, wie er selbst die Schlacht empfunden hat, dachte der Mönch. Aber Arnaut war ein Kerl aus einem Stück. Wahrscheinlich prallte das alles an ihm ab. Schließlich war er Krieger.
    Noch zwei Tage verweilten sie an diesem Ort, um sich von der Schlacht zu erholen und die Verwundeten zu pflegen. Griechische Flüchtlinge erreichten das Lager und erzählten von Plünderungen und brutalen Übergriffen der Seldschuken. Viele der Bauern seien in die Berge geflohen, mitsamt Vieh und allem, was sie tragen konnten, um es vor dem Feind zu retten. Das erklärte, warum die fränkischen Reiter von ihren Streifzügen immer öfter mit leeren Händen zurückkehrten.
    Zufällig traf Arnaut auf Josselin, der vom Zelt des Königs kam, wo er wegen seiner Kenntnisse über Outremer bei manchen Beratungen gefragt war. Bei seinem Anblick erinnerte Arnaut sich plötzlich an die hübsche Sarazenin und erkundigte sich nach ihr und dem Fortschritt ihrer Schwangerschaft.
    »Die Niederkunft ist bald zu erwarten«, sagte Josselin, etwas befremdet über die Nachfrage.
    Arnaut selbst war nun auch verlegen geworden. Für gewöhnlich sprachen Männer nicht über solche Dinge.
    »Wer hilft ihr bei der Geburt?«, fragte er dennoch.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Josselin kühl. »Das ist doch Weiberkram. Irgendwie kommen die Bälger schon raus, oder?«
    »Ich kann ihr jemanden schicken.«
    Josselin zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Wie du meinst.« Ein kurzes Kopfnicken, dann eilte er seines Weges.
    Mit Schamröte im Gesicht sah Arnaut ihm nach. Was hatte ihn nur dazu getrieben, nach der Frau zu fragen? Es ging ihn doch gar nichts an. Wahrscheinlich, weil ihm sein verlorenes Kind noch immer im Kopf herumspukte. Ja, die Muslima hatte ihn an Ermengardas Schwangerschaft erinnert. Der Schmerz saß nach wie vor tief. Wie es wohl ausgesehen hätte, sein Kind?
    Er fand Elena mit Lois Bernat beim Lagerfeuer, wo sie mit einem von den Trossknechten um ein paar Zelte und ein Maultier feilschten. »Die Kerle wollen sich schamlos am Gut der Verstorbenen bereichern«, sagte sie entrüstet. »Na ja, aber am Ende hat er mir trotzdem einen vernünftigen Preis gemacht.«
    »Willst du nicht mehr bei Constansa schlafen?«, fragte Arnaut erstaunt.
    Sie hob ihr Kinn. »Eine Frau wie ich braucht ihr eigenes Zelt. Und Joana muss ja auch irgendwo schlafen.«
    Arnaut sah kurz zu der neuen Magd hinüber, die damit beschäftigt war, Feuerholz zu zerkleinern.
    »Aber das Maultier hättest du dir sparen können«, sagte er. »Für zwei kleine Zelte hätten wir noch Platz auf einem der Packtiere gefunden.«
    »Ich brauche das Tier für meine Tauschwaren.«
    »Tauschwaren?«
    »Lois Bernat und ich sind jetzt Geschäftspartner. Er besorgt die Sachen, und ich verkaufe sie.«
    Arnaut hob erstaunt die Brauen. Dann blickte er Lois Bernat streng ins Gesicht. »Du hast genug mit den Gäulen zu tun.«
    »Keine Sorge, Herr«, beschwichtigte der Junge ihn. »Meine Arbeit werde ich nicht vernachlässigen.«
    »Und kein Diebesgut, hörst du? Sonst zieh ich dir das Fell über die Ohren.«
    »Nein, Herr. Ich schwöre es.«
    »Und du, Elena? Wie bist du plötzlich so reich geworden?«
    »Na, das weißt du doch. Ich kümmere mich um die Kranken und Verwundeten.« Sie schürzte vorwurfsvoll die Lippen. »Die sind wenigstens dankbar, wenn man etwas für sie tut. Im Gegensatz zu manch anderen.«
    Arnaut wusste nicht recht, was sie mit der letzten Bemerkung gemeint hatte, aber er beschloss, nicht darauf einzugehen. Bei Elena zog man leicht den Kürzeren. »Ich brauche deine Hilfe als Hebamme«, sagte er stattdessen. »Es wird sich gewiss für dich lohnen.«
    »Du hast doch nicht etwa jemanden geschwängert?«, stieß sie in gespieltem Entsetzen hervor und lachte gleich darauf über sein verdutztes Gesicht.
    Aber als seine Miene sich verdunkelte, tat ihr die Bemerkung leid, auch wenn sie nicht wusste, warum er nicht mit ihr darüber lachen konnte. Offensichtlich hatten ihn die Worte auf eine ihr unverständliche Weise getroffen. Sie berührte sanft seinen Arm.
    »
Escusa me,
Arnaut. Nur ein dummer

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