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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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hörte nicht auf, die Toten als Märtyrer zu verklären. An Christus’ Seite säßen sie nun und würden für das heilige Opfer, das sie auf sich genommen hatten, für immer in aller Herzen bleiben. Nur noch eines sei süßer, als die Feinde Gottes zu töten, nämlich das eigene Leben für Christus hinzugeben.
    Die Leichen wurden nebeneinander in die lange Grube gebettet, und der Bischof segnete sie. Wie sie dort so eng beieinanderlagen, sah es fast aus, als stünden sie erneut in der Schildwand, diesmal für die Ewigkeit. Dann wurde der Graben zugeschaufelt, Hörner bliesen zum Aufbruch, der Marsch wurde fortgesetzt. Die toten Seldschuken ließ man unbestattet zurück. Der Schnee würde sie zudecken.

Ein Zeichen des Himmels
    F raire
Aimar ritt weit hinten im Tross, unter den Pilgern, Knechten und Frauen der
militia.
Und den Verwundeten. Sein wertvolles Reitpferd, ein Geschenk von
Senher
Jaufré, hatte kurz vor Ephesus zu lahmen begonnen. Es war ihm nichts anderes übriggeblieben, als es schweren Herzens bei einem Händler gegen eine gewöhnliche Maultierstute einzutauschen. Ein wirklich schlechtes Geschäft, allein aus der Not geboren.
    Inzwischen jedoch hatte er sich an das Viech gewöhnt. Ein gutmütiges Tier, ausdauernd, trittsicher und genügsam. Auch nicht so launisch oder schreckhaft wie ein Pferd, die Hufe härter und weniger empfindlich. Eigentlich, wenn man es recht bedachte, war ein Maultier das Beste für die bergigen und steinigen Pfade dieses Landes. Der komische helle Fleck auf seiner Stirn erinnerte ihn an eine Blüte, und so hatte er die Stute Flora getauft. Nein, am Ende war er sehr zufrieden mit seinem Tausch.
    Von der Schlacht selbst hatte er nichts gesehen, nur die Toten und die Verwundeten, die das Gemetzel hinterlassen hatte. Natürlich war er sich beim Aufbruch in Narbona der Gefahren einer solchen Reise bewusst gewesen, aber der rohen Gewalt des Krieges so unmittelbar ins Antlitz zu blicken, das hatte ihn doch mit ungeahnter Wucht getroffen.
    Wie benommen war er Elena zur Seite geeilt, um den Verletzten Hilfe zu leisten, Pfeile aus blutendem Fleisch zu ziehen, Wunden zu säubern und blutstillende Verbände anzulegen, Schultern einzurenken und Brüche zu schienen. Eine ganz neue Erfahrung für einen Bücherwurm wie ihn.
    Bei den Schwerverwundeten war die Hoffnung gering, dass sie länger als ein paar Tage überleben würden, aber man konnte versuchen, ihr Leiden ein wenig zu lindern. Oft genügte es schon, Menschen an der Schwelle des Todes die Beichte abzunehmen, um ihnen Frieden zu schenken.
Te absolvo.
Zwei kleine Worte, und doch so mächtig.
    Elena verlangte für ihre Dienste kein Geld, aber sie verweigerte sich auch nicht, wenn Männer sich großzügig zeigten. Besonders die Todgeweihten verschenkten für ein Gebet und ein wenig menschliche Wärme gern ihr Letztes, dessen sie ohnehin nicht mehr bedurften.
    »Was hat dich eigentlich bewogen, auf diesen Pilgerzug zu gehen«, fragte er sie, die neben ihm herstapfte.
    Es schneite immer noch, obwohl der Schnee immer nasser und der Weg immer schlammiger wurde, je weiter sie von den Höhen herabstiegen.
    »Na, warum geht man denn auf eine Pilgerreise, eh?«
    Aimar lachte. »Nun sag schon, denn für besonders fromm halte ich dich nicht.«
    »Ach! Und warum nicht?« Etwas Schelmisches funkelte in ihren Augen. »Und was ist mit dir? Du machst mir nämlich auch nichts vor, Mönchlein. Du bist nicht wie die anderen Pfaffen. Obwohl du einen Haufen Bücher mit dir herumschleppst.«
    »Ah. Ich sehe, du hast meine Schwäche erkannt«, grinste er. »Ja, mich treibt die ewige Neugierde. Deshalb lese ich und deshalb reise ich.«
    »Was findest du denn in deinen Büchern?«
    »Die Weisheiten großer Männer. Es hilft, die Welt zu verstehen und die Natur des Menschen.«
    »Dazu braucht man keine Bücher«, sagte sie. »Hier um uns herum pulst das Leben. Du musst nur die Augen aufmachen.«
    »Ja, ich fange an, das zu begreifen. Vielleicht bin ich deshalb auf dieser Wallfahrt.«
    »Und
Senher
Arnaut?«
    Sie warf ihm einen verstohlenen Blick zu.
Fraire
Aimar merkte wohl, dass die Frage nicht von ungefähr gekommen war. Elena war sehr bemüht um Arnauts Wohlergehen. Er bekam immer das beste Stück Fleisch aus ihrer Hand. Sie hielt sein Zelt sauber und kümmerte sich um seine Kleidung. Und wenn er mit ihr sprach, verwandelte sich ihr Gesicht, so dass man sie fast hätte schön nennen können. Allerdings schien Arnaut wenig davon zu bemerken.
    »Ich glaube«,

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