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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Schwerthand gewechselt und tastete mit der Rechten nach einem Holzscheit.
    »Links!«, brüllte er Constansa ins Ohr und warf das Scheit mit voller Wucht einem der Türken an den Kopf.
    Constansa sprang vor und rammte dem überraschten Kerl auf ihrer Linken das Schwert durch den Leib. Jori deckte derweil ihre rechte Seite, während sie dem Mann vor den Bauch trat und mit einem Ruck das Schwert aus seinem Fleisch befreite. Dann schloss sie zu Jori auf, der gerade einen Hieb parierte, und fing den Säbelhieb eines anderen mit dem Schild ab, während Jori dem Mann den Schädel spaltete.
    Die beiden verbliebenen Gegner wichen zurück. Doch bevor sie fliehen konnten, wimmelte der Hof plötzlich von Arnauts Männern. Severin auf seinem Gaul schnitt den beiden Seldschuken den Weg ab, andere sprangen von den Pferden und entwaffneten sie.
    Constansa ließ den pfeilbespickten Schild fahren.
    »Gott sei gelobt. Das war knapp«, rief sie und holte tief Luft.
    Severin war mit einem Satz aus dem Sattel und rannte zu ihr. »Bist du verwundet?«
    »Ich nicht. Aber Jori hat einen Pfeil abbekommen.«
    Severin starrte sie an, als sähe er sie zum ersten Mal. Dann schlang er seine Arme um sie und drückte sie so fest an sich, dass ihr die Luft ausging.
    »He!«, schnappte sie. »Was soll das?«
    Statt zu antworten, küsste er sie wild auf den Mund.
    Sie stieß ihn heftig von sich. »Bist du verrückt geworden?«, rief sie entrüstet.
    »Verrückt vor Liebe«, feixte Ferran. »Hast du das noch nicht gemerkt?«
    Severin stand da und grinste verlegen.
    Constansa aber war blutrot angelaufen. »Das gibt dir kein Recht …«, fauchte sie, aber sprach den Satz nicht zu Ende, als sie die belustigten Blicke der anderen bemerkte. »Hört auf, so dämlich zu grinsen, und kümmert euch lieber um Jori«, stieß sie wütend hervor.
    Es stellte sich heraus, dass dessen Wunde weniger schlimm war als vermutet. Kettenpanzer und Wams hatten die Wucht des Pfeils gebremst, und das Schulterblatt hatte die Spitze endgültig aufgehalten.
    »Hör mit dem Gejammer auf«, sagte Severin, nachdem sie den Pfeil entfernt hatten. »In einer Woche ist das vergessen.«
    Die beiden Gefangenen wurden gefesselt und auf ein Pferd gebunden. Im Lager würde man sie ausquetschen.
    »Was machen wir mit dem da?«, fragte Severin und zeigte auf den Türken mit der tödlichen Bauchwunde, der stöhnend im Gras lag.
    Ohne ein Wort holte Ferran mit dem Schwert aus, und das Stöhnen hatte ein Ende. Überrascht sah Severin ihn an, aber Ferran zuckte nur mit den Schultern.
    »Ich bin sicher, die Kerle sind Kundschafter«, sagte er. »Ihr Heer muss in der Nähe sein. Besser, wir reiten eiligst zurück und berichten.«
    Constansa war immer noch wütend über Severins Benehmen. Hatte er keine Achtung vor ihr? Schließlich hatte sie sich jahrelang gegen ihre Halunken von Brüdern verteidigt und hart gekämpft, den Respekt von Männern zu erringen.
    »Auf ein Wort, Severin«, sagte sie und zog ihn zur Seite. »Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, vorhin?«
    »Ich war einfach froh, dass dir nichts geschehen ist.«
    »Würdest du das tun, wenn ich eine Dame bei Hofe wäre?«
    »Nun …«
    »Man küsst keine Frau ungefragt. Und dann auch noch vor aller Welt. Ich bin nicht eine von deinen Lagerfotzen, merk dir das.«
    »Aber Constansa …«
    »Wir sind
companhs,
gute Kameraden. Wir kämpfen zusammen. Aber dein Weibchen bin ich nicht. Ist das klar?«
    Er nickte verlegen. »Ich werd’s mir merken.«
    ♦
    Auch andere Reitereinheiten hatten Feinde gesichtet, doch außer Arnauts Truppe war es niemandem gelungen, Gefangene zu machen. Er hielt es für besser, sie bei den Templern abzuliefern. Der Großmeister würde wissen, wie mit ihnen zu verfahren sei.
    »Wo habt ihr sie gefunden?«, fragte Everard des Barres.
    Arnaut überließ es Constansa, die Einzelheiten zu erläutern, schließlich war man dank ihr auf die Seldschuken gestoßen. Der Großmeister hörte aufmerksam zu und nickte beifällig.
    »Ich gebe zu, ich hätte das keinem Weib zugetraut«, sagte er und konnte ein Schmunzeln nicht verbergen. »Aber offensichtlich habt Ihr Euch gut geschlagen,
Domna
Constansa, und dazu noch Eurem Kameraden das Leben gerettet.« Er drehte sich zu den anderen Tempelrittern um. »Erstaunlich, nicht wahr?«
    »Abominabilis«,
murmelte Étienne de Bernay und starrte Constansa feindselig an. Auch andere der Tempelritter betrachteten sie mit Befremdung.
    »Was findet Ihr abscheulich, Bruder Étienne?«,

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